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Das Nest

Titel: Das Nest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Lindsay.«
    »Und ich hab’ immer geglaubt, du wärst ein beinhart recherchierender Journalist, einer von denen, die erst Ruhe geben, wenn dem Establishment auch trotz Staatlicher Sicherheitsakte die Maske heruntergerissen ist?«
    »Das ist kein sportliches Ereignis, Lindsay. So was machst du nicht aus reinem Spaß an der Freude. Das tust du nur dann, wenn du glaubst, daß etwas wirklich faul ist. Ich gehör’ nicht zu den sensationsgeilen Linken, die jedes Stäubchen Geheimmaterial veröffentlichen, das sie in die Finger kriegen, nur um dann wie im Kinderlied sagen zu können: »Seht alle her, was für ein guter Junge ich bin.« Es gibt Dinge, die geheim bleiben sollten. Wenn Mißbrauch damit getrieben wird, wenn Verbrechen und Feigheit und Schlampigkeit und – Ungerechtigkeit und Egoismus damit zugedeckt werden, erst dann müssen Leute wie ich eingreifen«, antwortete er leidenschaftlich.
    »Hast ja recht«, meinte sie besänftigend. »Und danke für den Vortrag. Aber darauf kannst du Gift nehmen, Dick, daß an der Sache etwas äußerst faul ist – und ich muß herausfinden, was, bevor noch mehr Menschenleben draufgehen. Und wenn mein furchterregender Fetzen Papier dabei von Nutzen sein kann, werde ich ihn verwenden. Ich habe keine Angst.«
    »Das hab’ ich nie behauptet. Das ist ja das Problem mit dir, Lindsay – du weißt nie, wann es vernünftiger ist, Angst zu haben.«
    Einer schweigenden Vereinbarung gehorchend wechselten sie das Thema und tratschten die nächste halbe Stunde über gemeinsame Kollegen und Freunde. Dann fand Lindsay, daß sie sich jetzt langsam entschuldigen und abseilen konnte. Ohne jegliche Erinnerung an die Fahrt durch die nördlichen Bezirke traf sie um Viertel nach zwei wieder in dem dreistöckigen Haus in Highbury ein. Der Anrufbeantworter zeigte ein Gespräch an, aber sie ignorierte es und ging in die Küche, um sich Kaffee zu machen. Sie hatte das frustrierende Gefühl, alle Teile des Puzzles lägen ausgebreitet vor ihr und nur sie wäre unfähig, die einzelnen Elemente sinnvoll miteinander zu verknüpfen. Während der Kaffee durch den Filter tropfte, faßte sie den Entschluß, Rigano anzurufen.
    Zum ersten Mal wurde sie direkt verbunden. Sobald sie ihren Namen genannt hatte, herrschte er sie an: »Wo sind Sie? Und was haben Sie herausgefunden?«
    Verwirrt antwortete sie: »Nichts. Ich bin zu Hause, in London. Heute früh habe ich Deborah besucht und danach ein paar Freunde. Wieso?«
    »Ich hätte gern gewußt, was Ihnen die Bemerkungen Ihrer Freundin im Krankenhaus sagen. Der Beamte meinte, es könnte wichtig sein.«
    »Ich hab’ ihm schon erklärt, daß ich nichts damit anfangen kann«, formulierte sie vorsichtig.
    »Ich weiß, was Sie ihm gesagt haben, aber ich glaube Ihnen nicht«, entgegnete er.
    »Das ist Ihr Problem«, gab sie schroff zurück.
    »Vielleicht auch Ihres«, drohte er. »Ich dachte, wir arbeiten zusammen, Lindsay.«
    »Wenn ich den geringsten Beweis hätte, wer auf Deborah losgegangen ist, würde ich mich kaum freiwillig in Gefahr bringen. Hören Sie, Jack, der nächste eingeschlagene Schädel muß wirklich nicht der meine sein.«
    Eine bleierne Stille breitet sich aus. Dann sagte er mit müder Stimme: »Haben Sie denn gar nichts für mich?«
    »Die Motorradfahrer, die das Camp terrorisieren, werden meiner Meinung nach von Warminster und Mallard bezahlt.«
    »Haben Sie irgendwelche Beweise?«
    Kurz faßte Lindsay zusammen, was sie am Tag zuvor gehört hatte. »Es ist sicher wert, daß Sie sich die Sache einmal anschauen, glauben Sie nicht? Ich bin überzeugt, die beiden wollten Crabtree aus dem Weg haben. Möglicherweise war es dasselbe Gesindel, das sie schon für die Vandalenakte engagiert hatten.«
    »Ein bißchen weit hergeholt, Lindsay«, nörgelte er. »Aber ich setz’ auf jeden Fall einen meiner Burschen darauf an.«
    Nachdem das erledigt war, kam sie zum eigentlichen Zweck ihres Anrufs. »Könnten Sie sich eventuell vorstellen, daß die Geschichte auch eine politische Dimension hat?«
    Seine Stimme klang plötzlich distanziert. »Sie meinen, der Steuerzahler-Verein ist nur der Deckmantel für etwas anderes? Das ist kompletter Blödsinn.«
    »Ich rede von richtiger Politik, nicht von Sandkastenspielen. Von Supermächten, Spionen. Der Mörder hat nicht aus persönlichen Motiven gehandelt; meiner Ansicht nach steckt mehr dahinter. Irgend jemand will, daß wir uns da raushalten. Und deshalb ist diese Untersuchung gerade auf dem besten Weg, in belanglosen

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