Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Nest

Titel: Das Nest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
Vom Netzwerk:
was Sie von ihr brauchen, ist ihre Unterschrift auf der Sicherheitsakte und die Rückgabe des Bandes. Drohungen haben dabei nichts zu suchen.«
    »Aber was ist mit Deborah?« unterbrach Lindsay. »Crabtree glaubt immer noch, daß sie etwas gegen ihn in der Hand hat. Sie können Sie nicht ewig rund um die Uhr überwachen.«
    Rigano schloß sich ihr an. »Ich versteh’ immer noch nicht, warum ihr Crabtree frei herumlaufen lassen wollt. Er ist ein Spion und ein Mörder.«
    Barber Gesichtsausdruck wurde grimmig. »Im Augenblick ist er recht nützlich. Aber er wird den Preis für seine Verbrechen zahlen. Das kann ich Ihnen versichern.«
    Rigano ging sofort darauf ein. »Dann werdet ihr bis dahin auch für die Sicherheit von Deborah Patterson garantieren können?«
    Lindsay schüttelte den Kopf. »Ich kann sie ihnen nicht anvertrauen. Wahrscheinlich sitzt in ihrer Organisation schon auf jeder Ebene ein Spitzel, auch ohne Simon Crabtrees Aktivitäten. Außerdem würde dieser Haufen vermutlich jederzeit das absolute Gegenteil tun, wenn es nur seiner Vorstellung von nationaler Sicherheit entspricht.«
    »Und da sind wir wieder: Rien ne va plus«, bemerkte Barber. »Sie traut uns nicht, und wir trauen ihr nicht.«
    Rigano dachte einen Moment lang nach, dann sagte er langsam: »Es gibt einen Ausweg.«
    Cordelia zählte die restlichen Zigaretten im Päckchen. Dann suchte sie im Radio nach einem Sender, der imstande war, ihre Aufmerksamkeit von den grauenhaften Vorstellungen abzulenken, die sich ihrer Phantasie dauernd aufdrängten. Sie warf einen Blick auf die Armbanduhr und verglich die Zeit mit der am Armaturenbrett. Jetzt war er schon über eine Stunde da drinnen. Sie zündete die nächste Zigarette an, von der sie schon im voraus wußte, daß sie ihr nicht schmecken würde und starrte weiter in Richtung des hinter dem kalten Licht der Laternen im tiefen Schatten liegenden Gebäudekomplexes. Plötzlich sah sie einen Mann das Haupttor verlassen und auf sie zumarschieren. Sie kümmerte sich nicht um ihn, bis er in Erwartungshaltung vor ihrem Wagen stehenblieb. Vorsichtig drückte sie auf den entsprechenden Knopf und ließ das Fenster etwa fünf Zentimeter weit herunter. Die Augen des blonden jungen Mannes in der Windjacke glitzerten, als er sie grimmig ansprach: »Cordelia Brown?«
    »Ja«, bestätigte sie. Eine gewisse Rauheit in seinem Benehmen ließ Vorsicht angebracht erscheinen.
    »Ich habe eine Nachricht für Sie.« Er übergab ihr einen Zettel.
    Cordelia erkannte die vertraute Handschrift der Geliebten und ihr Magen zog sich vor Erleichterung zusammen. Langsam gelang es ihr, sich auf die Worte zu konzentrieren, und sie las: »Gib dem Überbringer dieser Nachricht die Kopie von dem Computerband, falls du sie bei dir hast. Ist schon in Ordnung. L.« Sie versuchte, die unbeweglichen Züge des Mannes zu deuten. »Was ist los da drin? Und wann bekomme ich sie zu Gesicht? Hoffentlich bald!« setzte sie hinzu.
    »Sieht ziemlich danach aus«, meinte er. Seine Stimme hatte so gar nichts Warmes an sich. »Das Band?«
    Sie durchwühlte ihre Tasche und händigte ihm die nicht etikettierte Kassette aus.
    »Den Zettel auch, bitte.«
    »Was?« fragte sie verwirrt nach.
    »Ich muß den Zettel wieder abgeben.« Widerstrebend trennte sie sich von dem Papier.
    Cordelia beobachtete, wie er zum Tor zurückwanderte und eingelassen wurde. Von der Kürze des Treffens entnervt rauchte sie weiter und widmete sich wieder den Wellenlängen im Radio.
    Die Digitaluhr auf dem Armaturenbrett zeigte 2:01, als die Schranke am Tor sich öffnete. Cordelia fixierte das Licht beim Eingang so fest, daß sie fürchtete, das Bild vor ihren Augen – Riganos Auto gefolgt von Lindsays MG – wäre lediglich eine Fata Morgana. Sie rappelte sich auf und sprang aus dem BMW. Als die beiden Fahrzeuge sie erreicht hatten, blieben sie stehen und die Fahrer stiegen aus. Lindsay und Cordelia fielen einander in die Arme. Eine Zeitlang fiel kein Wort, während sie einander verzweifelt umklammert hielten. Rigano räusperte sich geräuschvoll und bemerkte: »Sie haben ihnen versprochen, daß ich den Ausdruck bis zehn habe. Wir sollten lieber schauen, daß wir weiterkommen, finden Sie nicht auch?«
    Lindsay löste sich aus Cordelias Umarmung und rieb die überstrapazierten Augen. »Okay, okay«, sagte sie. »Und wir müssen auch noch die Einzelheiten ausarbeiten, wie Sie Ihren Teil der Vereinbarung zu erfüllen gedenken. Wir sollten dicht hintereinander nach London

Weitere Kostenlose Bücher