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Das Netz der Schattenspiele

Titel: Das Netz der Schattenspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Kamins, in dem ein munteres Feuer brannte. Dicht dabei war ein grob gezimmerter Tisch, an dem ein athletischer Mann mit dem Rücken zu ihr saß. Er trug ein braunes samtenes Wams und beschäftigte sich im Licht einer Ölfunzel mit Tinte, Feder und Pergament.
    »Wo bin ich?« Stellas Worte ließen den Mann seinen Rücken strecken, dann stand er auf und näherte sich ihrem Bett.
    »Vater!«
    »Wie geht’s dir, Sternchen? Irgendwie kommst du mir noch ein bisschen durcheinander vor.«
    »Du… Was ist das hier? Eine Theaterkulisse?«
    »Na, zumindest dein Verstand scheint wieder zu arbeiten. Wir sind in unserem Quartier im Bau 20 d. Was hast du denn gedacht?«
    »Also, für mich sieht’s hier aus wie in einer Ritterburg.«
    Salomon legte seine Finger an Stellas Wange und Stirn. »Fieber scheinst du nicht zu haben. Aber anscheinend steckst du noch voll in deinem Traum.«
    »Ich verstehe kein Wort…«
    »Dann haben Gerrit und Valentin Braitenberg also Recht gehabt«, knurrte Salomon, zwang sich jedoch gleich wieder zu einem Lächeln. »Entschuldige, Sternchen, ich wollte dich nicht unterbrechen.«
    »Kann ich etwas zu trinken haben?«
    »Natürlich. Sofort.« Salomon ging zu seinem Tisch und goss aus einem Zinnkrug etwas Wasser in einen Becher. »Hier«, sagte er, zum Bett zurückgekehrt, und reichte Stella das Getränk, »nimm einen Schluck. Das wird dir gut tun.«
    Stella hob das Glas an die Lippen und leerte es bis zur Hälfte. Plötzlich kniff sie die Augen zusammen und verzog das Gesicht. »Igitt, da ist ja gar kein Blubber drin.«
    Als sie wieder aufsah, erschrak sie zunächst, denn ihre Umgebung hatte begonnen sich zu verändern. Alles um sie herum verschwamm, und zunächst glaubte sie, jeden Moment wieder die Besinnung zu verlieren. Sie schloss abermals die Augen und schüttelte den Kopf. Salomons Samtwams verwandelte sich allmählich in ein kariertes Baumwollhemd und der Holztisch wurde zu einem schlichten Stahlrohrgestell mit Kunststoffplatte. Die Öllampe darauf bekam die Gestalt einer grauen Schreibtischlampe, der Zinnkrug die einer Plastikflasche und dort, wo eben noch Pergament, Tintenfass und Feder gelegen hatten, schnurrte jetzt ein Notebook vor sich hin.
    »Alles in Ordnung, Sternchen?«
    Stella blickte in das besorgte Gesicht ihres Vaters. Sie lächelte matt. »Ich glaube, ich habe mich gerade freigeschwommen.«
    »Was…? Ach so, du willst damit sagen, deine Halluzinationen sind verschwunden.«
    »Wenn es hier wirklich so öde aussieht, wie es mir vorkommt, dann ja.«
    Salomons Augen schweiften kurz durch die provisorisch hergerichtete Unterkunft. Als sie wieder zu Stella zurückkehrten, lag ein Leuchten in ihnen. »Vermutlich hast du Recht. Egal, Hauptsache, dir geht es besser.«
    »Ich fühle mich, als hätte ich gerade einhundert Hundertmeterläufe hinter mir.«
    »Na, jetzt bist du jedenfalls im Ziel. Du hast nun alle Zeit der Welt, um dich wieder zu erholen.«
    Salomons Bemerkung löste bei Stella eine unerwartete Reaktion aus. Unvermittelt richtete sie sich kerzengerade im Bett auf.
    »Was hast du eben gesagt?«
    »Dass du dir jede Menge Zeit lassen kannst, dich wieder zu…«
    »Nein, davor«, unterbrach Stella ihren Vater ungeduldig. »Du hast gesagt, ich wäre am Ziel oder so etwas.«
    »Ja.« Salomon begriff die plötzliche Aufregung seiner Tochter nicht. »Ich meinte damit das neue Schattenwort: Geneses. Du hast dich während deines Wachtraumes doch darüber mit einem angeblichen Datenbankverwalter unterhalten…«
    »Du meinst, mit dem Archivar.«
    Salomon stutzte, aber dann musste er lächeln. »So kann man ihn natürlich auch nennen. Also du hast mit einem Datenbank- Archivar gesprochen. Es dürfte übrigens nicht schwer sein herauszufinden, wer sich dahinter verbirgt. Unmittelbar nachdem wir heute früh bei Tomaso Poggio waren, muss der sich mit dem ›Archivar‹ getroffen haben. Gegenüber DiCampo habe ich davon nichts erwähnt, um Tomasos Informanten nicht zu kompromittieren. Wer auch immer diese anonyme Quelle ist, er hat dir etwas von ›dem wahren Geneses‹ erzählt. Während du schliefst, haben wir das herausbekommen. Es gibt eine Firma – gar nicht so weit von hier –, die gentechnische Produkte für die pharmazeutische Industrie herstellt. Sie nennt sich Genetic Enterprises, kurz Geneses.«
    »Gentechnik?«, fragte Stella verwundert. Sie konnte nicht mehr ruhig bleiben und schwang die Beine aus dem Bett. »Ich versteh das nicht! Was hat Gentechnik mit dem Cyberwurm zu

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