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Das Netzwerk

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Titel: Das Netzwerk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ignatius
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zu dürfen. Irgendwie kommt mir das fast so vor, als dürfte ich einen gefeierten Broadwaystar in seiner Garderobe besuchen.»
    «Jetzt machen Sie aber mal halblang», platzte Anna heraus und bereute diese ungewollte Reaktion auf die Schmeicheleien des Russen augenblicklich. Sie war der erste Schritt in Richtung Zusammenarbeit mit dem KGB, die Anna mit allen Mitteln vermeiden wollte.
    «Sie werden lachen, das stimmt wirklich. Aber Ihnen kann das ohnehin egal sein. Edward Stone ist ein großer Mann, aber er hat Sie verraten. Das ist eine Tatsache. Ich will versuchen, Ihnen reinen Wein über Ihren Fall einzuschenken, damit Sie wissen, wie es um Sie steht. Danach können Sie selbst entscheiden.»
    «Tun Sie, was Sie nicht lassen können», sagte Anna. «Ich habe Ihnen schon gesagt, dass ich unschuldig bin. Ich bin keine Spionin,und ich arbeite auch nicht für die CIA. Und der einzige Mr.   Stone, den ich kenne, ist Obsthändler.»
    Der Russe hörte ihr lächelnd zu. Als sie fertig war, fuhr er fort.
    «Sie können sich vielleicht vorstellen, dass wir viel Zeit in die Analyse Ihres Falls gesteckt haben. Ganz besonders in die Frage, warum Stone sich entschlossen hat, Sie zu opfern. Wir vermuten, dass der Grund dafür seine Angst war, selbst in die Falle zu gehen – nicht uns, sondern den Kontrollgremien von Kongress und CIA. Und so hat er aus Ihnen ein Bauernopfer gemacht, um die Ermittler von seiner Spur abzulenken. Und zwar auf Ihre Kosten. Was halten Sie davon?»
    Anna schaute ihn ausdruckslos an. Diese Woche hatten die Wärter ihr Zigaretten gegeben, und jetzt zündete sie sich eine davon an.
    «Sparen Sie sich die Mühe», sagte sie.
    «Anscheinend glauben Sie mir nicht. Deshalb möchte ich Ihnen eine Frage stellen. Wissen Sie, was Ihr Freund Mr.   Stone dem armen Doktor Antoyan nach Kiarki geschickt hat?»
    Anna blies einen Rauchring in Viktors Richtung.
    «Sie halten sich wohl für sehr schlau, oder? Sie glauben, Sie wissen ganz genau, was Stone geschickt hat. Diese lächerliche Fernsehantenne, um die Antoyan Sie gebeten hat, nicht wahr? Sie haben recht, die Antenne war tatsächlich in der Lieferung, aber es gab noch etwas anderes. Ich frage mich, ob Sie wissen, was das war.»
    Anna blinzelte und blickte zur Seite, damit ihre Augen sie nicht verrieten. Der Russe beugte sich zu ihr herüber.
    «Stone hat in die Lieferung auch noch ein Paket mit Sprengstoff gepackt. Besten tschechischen Plastiksprengstoff. Genug, um ganz Eriwan in die Luft zu blasen.»
    «Blödsinn», sagte Anna.
    «Stimmt. Sie haben recht. So etwas ist Blödsinn. Aber es ist wahr. Ich könnte Ihnen den Sprengstoff zeigen und Sie mit dem Offizier sprechen lassen, der ihn entdeckt hat, aber ich fürchte, Sie würden mir auch dann nicht glauben. Wollen Sie wissen, wie wir über die Lieferung an den armenischen Arzt erfahren haben?»
    «Lassen Sie mich in Ruhe», sagte Anna, die zunehmend gereizt und wütend wurde.
    «Durch einen alten Freund von Ihnen. Können Sie sich vorstellen, wen ich meine?»
    Anna schloss die Augen und nahm einen Zug aus ihrer Zigarette.
    «Es war ein Iraner namens Ali Ascari, den Sie in London kennengelernt haben», fuhr der Russe fort. «Nicht gerade das, was man als einen attraktiven Mann bezeichnet. Dazu ein Söldner und eine Krämerseele. Aber trotzdem ziemlich nützlich für uns. Er hat uns alles über Sie und Ihren dicken Freund Mr.   Hoffman erzählt. Dass der Azari gefeuert hat, war meiner Meinung nach ein Fehler, denn Azari hat uns auch von den anderen Sprengstofflieferungen nach Usbekistan und Aserbaidschan erzählt.»
    «Hören Sie endlich damit auf, mir Fallen zu stellen!», polterte Anna los. «Wie oft soll ich Ihnen noch sagen, dass ich in allen Punkten, die Sie mir vorwerfen, unschuldig bin. Sie können sich Ihre albernen Lügen also sparen.»
    «Sie armes Ding», sagte der Russe mitleidig. «Kann es sein, dass Sie tatsächlich nichts von den Sprengstofflieferungen nach Usbekistan und Aserbaidschan gewusst haben? Ihr Freund, Mr.   Hoffman, hat jedenfalls davon gewusst. Er hat das Zeug schließlich Mr.   Ascari gegeben. In einem Koffer. Aber vielleicht hat er Ihnen ja nichts davon erzählt. Wenn das der Fall ist, dann tun Sie mir wirklich leid, Miss Barnes.»
    «Verschwinden Sie.»
    «Sie tun mir sogar sehr leid. Vielleicht wussten Sie ja wirklich nicht, in was für kriminelle Aktivitäten Sie verwickelt waren. Aber jetzt, wo ich es Ihnen gesagt habe, müsste Ihnen eigentlich klar sein, weshalb wir diesen

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