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Das Opfer

Titel: Das Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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laufen soll?«
    Ashley und Catherine nickten beide. »Auch wenn’s mir ein bisschen übertrieben vorkommt«, fügte Catherine hinzu.
    »Lieber Vorsicht als das Nachsehen. Wir gehen besser davon aus, dass er das Anwesen beobachtet, meint ihr nicht? Und dass er versuchen wird, uns zu folgen. Und dass wir nicht wissen, worauf er noch verfällt. Immerhin hat er euch heute schon einmal von der Straße abgedrängt.«
    »Falls er das war«, gab Ashley zu bedenken. »Wir konnten den Kerl nicht ein einziges Mal richtig sehen. Oder seinen Wagen. Es leuchtet mir nicht ein. Wieso sollte er uns zuerst fast umbringen wollen, um als Nächstes in der Diele zu stehen und zu brüllen, dass er mich liebt?«
    Scott schüttelte den Kopf. Er begriff es genauso wenig. »Wie auch immer, wir geben ihm was zu beißen, falls er uns observiert.«
    Er sammelte das Gepäck ein und stellte es an der Haustür auf. Catherine löschte sämtliche Lichter. Scott ließ die beiden Frauen in der Diele zurück und trat in die Nacht. Als er das Dunkel absuchte, fühlte er sich plötzlich an die Zeit erinnert, als er selbst in Ashleys Alter war und in Vietnam mit dem Fernglas in den Dschungel spähte, wenn endlich einmal die Haubitzen hinter ihm schwiegen, wenn ihm der feuchte, muffige Geruch der prall gefüllten Sandsäcke, an die er sich lehnte, in die Nase stieg und er sich fragte, ob sie in diesem Moment vom undurchdringlichen Dickicht aus beobachtet wurden.
    Scott glitt hinters Lenkrad seines Porsche und fuhr rückwärts neben Catherines kleinen Kombi mit Vierradantrieb. Er ließ den Motor laufen und stieg aus, nachdem er die Kofferraumhaube entriegelt hatte. Dann beugte er sich in Catherines Auto und warf den Motor an. Er öffnete bei beiden Wagen die Beifahrertür und kurbelte jeweils die Rücklehne so weit herunter, wie es ging.
    Dann ging Scott wieder ins Haus und holte das Gepäck.
    Catherines Tasche packte er in seinen Porsche und Ashleys in Catherines Fahrzeug; er klappte bei beiden den Kofferraum zu, ließ jedoch alle vier Türen offen.
    Mit wenigen Schritten war er wieder an der Haustür. »Seid ihr so weit?«
    Beide Frauen nickten.
    »Dann los. Schnell.«
    Alle drei bewegten sie sich in einem einzigen Knäuel. Ashley glitt auf den Beifahrersitz des Porsche und Catherine hinters Lenkrad ihres eigenen Wagens. Sobald sie saß, tauchte Ashley ab, so dass sie von draußen nicht mehr zu sehen war. Ihr Haar hatte sie unter einer eng anliegenden dunkelblauen Strickmütze versteckt.
    Scott lief herum und schlug sämtliche Türen zu, bevor er auf seinen eigenen Sitz sprang. Er machte Catherine Zeichen mit dem Siegesdaumen, und sie gab so kräftig Gas, dass der Schotter spritzte. Scott schwenkte, dicht hinter ihr her, auf die Straße. Jetzt Tempo, was das Zeug hält, dachte er. Doch Catherine stand bereits auf dem Gaspedal, und so rasten sie dicht an dicht Richtung Highway.
    Scott sah in den Rückspiegel, um hinter ihnen nach Scheinwerfern zu suchen. Die vielen Kurven verstellten allerdings die Sicht. Wir haben Vollmond, dachte Scott. Wenn ich in dieser Nacht jemanden verfolgen wollte, führe ich ohne Licht.
    Neben ihm drückte sich Ashley an den flachen Sitz. Er beschleunigte und blieb dicht hinter Catherine.
    Sie wollte zu einer Stelle, die sie kannte, kurz vor der Highway-Auffahrt. Es war eine Drive-In-Bank mit einem kleinen Parkplatz dahinter. Als sie vor sich die Abzweigung entdeckte, wartete sie mit dem Blinken bis zur letzten Sekunde und riss das Steuer herum. Beim Abschwenken in die zweispurige Einfahrt hörte sie kurz die Reifen quietschen; sie fuhr sofort bis ans hintere Ende, wo es keine Beleuchtung gab. Dort hielt sie an und holte Luft.
    Scott fuhr neben ihr heran, sprang heraus und rannte zur Ecke des Gebäudes.
    Ein einziger Wagen fuhr auf der Hauptstraße vorbei, dann folgte ein zweiter; bei keinem konnte er den Fahrer erkennen.
    Doch keins der Fahrzeuge drosselte das Tempo; vielmehr passierten sie beide die Abfahrt; keines von beiden bog zum Highway ab. Auch sonst ließ nichts darauf schließen, dass die Fahrer zögerten oder jemanden suchten. Er wartete, bis ein weiteres Fahrzeug vorbeikam, was fast eine Minute dauerte. Dann kehrte er zu den beiden Frauen zurück.
    »Alles klar, Zeit zum Tauschen«, sagte er, »er ist nirgends zu sehen.«
    Wortlos glitt Ashley aus dem Porsche und duckte sich auf den Beifahrersitz des Kombi, wo sie sich in eine alte Wolldecke wickelte. Catherine nickte, legte den Gang ein und fuhr zur Highway-Einfahrt

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