Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Paradies

Das Paradies

Titel: Das Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
Vom Netzwerk:
»Amira, du hast gesagt, du möchtest mir helfen. Hör mir gut zu. Du mußt mich vergessen. Du mußt dir selbst helfen. Vertreibe deine Dämonen, die dich noch immer jagen.«
    Sie sah ihn traurig an. Dann sagte sie: »Du verstehst das nicht.«
    »Ich verstehe nur das eine. Du hast gesagt, daß du mir dankbar bist, weil ich dich nach Ägypten zurückgebracht habe. Nicht
ich
habe dich zurückgebracht, du selbst warst es. Ich war nur der Vorwand, den du dazu gebraucht hast.«
    »Das ist nicht wahr …«
    »… In Wirklichkeit bist du noch nicht zurückgekommen. Glaube mir, langsam fange ich an, dich zu verstehen. Du arbeitest im Libanon, im Gazastreifen und am Nil. Es kommt mir vor, als ob du einen Bogen um ein Ungeheuer machst, weil du dich davor fürchtest, es zu wecken.«
    »Ja, Declan, du hast recht. Ich fürchte mich. Ich möchte meine Familie wiedersehen. Sie fehlen mir so … meine Schwester Jasmina, meine Großmutter Khadija und mein Vater. Aber ich weiß nicht,
wie
ich es anfangen soll.«
    Er lächelte. »Der Weg ist vielleicht lang, aber jeder Schritt bringt dich deinem Ziel näher. Du darfst nur nicht aufgeben.«
    »Du hast aufgegeben«, sagte sie leise.
    »Ja, ich habe aufgegeben. Ich habe gelernt, daß die Wissenschaft an Orten wie diesen nutzlos, ja sogar gefährlich ist. Ich habe gelernt, daß es sinnlos ist, die Kinder dieser Leute zu impfen. Sie halten eine blaue Perle an einer Schnur um den Hals immer noch für wirksamer. Ich habe versucht, sie über die Parasiten im Fluß aufzuklären, die Krankheiten und Tod verursachen. Ich habe ihnen die einfachen Vorbeugemaßnahmen gezeigt, aber sie werfen lieber ein magisches Amulett in das infizierte Wasser und waten barfuß hindurch. Tagsüber kommen sie mit ihren Krankheiten und ihrer Unterernährung zu mir, und nachts schleichen sie sich zum Haus des Zauberers und lassen sich Schlangenpulver und einen Talisman geben. Die Säulen im Heiligtum der Göttin haben stärkere Heilkräfte als meine Injektionen. Selbst du, Amira, hast geglaubt, daß der
zaar
mir helfen kann. Siehst du nicht, wie vergeblich meine Anstrengungen waren? Jawohl, ich habe aufgegeben. Deshalb muß ich hier weg, bevor mich die ganze Sinnlosigkeit umbringt, so wie sie Sybil umgebracht hat.«
    »Nicht Aberglauben und Magie haben deine Frau getötet.«
    »Nein, aber ich habe den Jungen getötet, der sie wegen einer billigen Kamera ermordet hat. Sybil und ich hielten uns in dem Dorf auf, weil wir die Dorfältesten davon überzeugen wollten, daß die Kinder im Dorf geimpft werden mußten. Sybils unermüdlichen Bemühungen war es zu verdanken, daß wir kurz vor dem Ziel standen. Und dann kam die Probe aufs Exempel.
Ich
habe zu der Magie gegriffen, die wir als wirkungslos verurteilt hatten! Nach allem, was Sybil an Aufklärung erreicht hatte, bin ich daran schuld, daß die Leute in diesem Dorf um hundert Jahre zurückgeworfen wurden. Ich habe meine Frau enttäuscht, Amira. Ich habe sie noch im Tod verhöhnt.«
    »Nein, das hast du nicht getan«, erwiderte Amira und legte ihm die Hand auf die Wange. »Declan, ich möchte dir so gern deine Qualen nehmen. Sag mir, was ich tun muß. Soll ich mit dir gehen?«
    »Nein«, erwiderte er und zog sie wieder an sich. »Du mußt hierbleiben, Amira. Du gehörst hierher.«
    »Ich weiß nicht, wohin ich gehöre«, sagte sie, legte den Kopf an seine Schulter und lehnte sich an ihn. »Ich weiß nur, daß ich dich liebe, Declan. Das ist alles, was ich weiß.«
    »Im Augenblick«, sagte er, »müssen wir nicht mehr wissen.«

27 . Kapitel
    »Keine Sorge, mein Freund«, sagte Hussein, als er den Zeitzünder der Bombe einstellte. »Es wird niemand verletzt werden. Es ist Montag, und der Club ist heute nicht geöffnet.« Er warf einen Blick auf Mohammed, der leichenblaß und zitternd auf dem Rücksitz des Wagens saß. »Die Bombe soll nur eine Warnung sein«, fuhr Hussein fort, »und allen zeigen, daß wir entschlossen sind, Ägypten von dieser gottlosen Dekadenz zu säubern. Ich habe den Zeitzünder auf neun Uhr abends gestellt.«
    Mohammed blickte auf den dichten Verkehr, der unaufhörlich über die Brücke strömte. Der Nil hatte in der Nachmittagssonne eine ominöse grüne Farbe. Husseins Wagen parkte in einiger Entfernung vom Cage d’Or, und Mohammed konnte gerade eben das Plakat davor erkennen, das Mimi in einem grellroten Kleid zeigte. Dann fiel sein Blick wieder auf die Bombe, die Hussein gebaut hatte, und er mußte schlucken.
    Warum war er bei diesen

Weitere Kostenlose Bücher