Das Perseus-Protokoll - Hensel, K: Perseus-Protokoll
Ich bin heute etwas … Bitte probieren Sie diesen Tee.«
Maria probierte ihn.
»Und?«
»Darjeeling.«
»Sicher?«
»Er hätte etwas länger ziehen können.«
»Wissen Sie, als was man ihn mir verkauft hat? Tibet-Tee! Mönche, die für den Erhalt ihres Klosters kämpfen! So betrügt man mich! Und da soll man nicht hin und wieder die Fassung verlieren!«
Er trank und schüttelte angewidert den Kopf.
»Ein staub- und wasserdichter Koffer«, sagte Maria. »Geschmuggelt aus Libyen. Ein Mann wird für diesen Koffer ermordet. Das Ministerium für Bürgerschutz schaltet sich ein. Was kann in dem Koffer Wertvolles sein?«
»Wir müssen hier nicht über Details reden.«
»Sicher keine Perlen oder Juwelen.«
»Natürlich nicht.«
»Auch keine Drogen für Ihre … Ihre Bekannte aus dem Ministerium.«
»Sie glauben nicht, wie leicht man in Athen an dieses Zeug rankommt.«
»Was noch? Ich habe lange überlegt. Mir fällt nichts ein. Außer natürlich Waffen. Ein Koffer mit einer Waffe. Aber es müsste schon eine besonders gefährliche Waffe sein. Eine, an die man in Europa nicht herankommt. Gefährlich genug, um den Staatssekretär in seinem Ministerium zu alarmieren. Kennen Sie Doukákis persönlich?«
»Er war ein-, zweimal hier.«
»Aber Sie mögen ihn nicht?«
»Das habe ich nicht gesagt.«
»Blender, machtgeil …«
»Ich habe nicht gesagt, dass ich ihn nicht mag! Drehen Sie mir nicht das Wort im Mund herum!«
»Wissen Sie, dass er Sie zitiert? Ich habe ihn heute Morgen im Interview gesehen. Er hat Sie fast wörtlich wiederholt. Dass Griechenland aufstehen muss, seine Fesseln abwerfen …«
»Soll mir das schmeicheln?«
»Menschen, die in Alternativen denken …«
»Was, Maria, wollen Sie eigentlich sagen?«
Sie ließ Honig von einer Holzspirale in ihre Tasse tropfen. »Bevor wir über Ihr Problem reden, reden wir ein bisschen über meines. Seit der Begegnung in den Bergen stellt man mir Fallen. Die erste war der Traktorfahrer mit seinen Handyfotos. Die zweite war der kretische Kommissar und seine Einladung nach Athen. Die dritte Falle war das Verhör im Ministerium. Als ob diese Fallen nur Etappen sind auf dem Weg in eine große Falle. Aus der ich nicht mehr herauskomme. Sie sagen, der Anschlag in der Ägäis ist Propaganda?«
»Sie drehen mir wieder das Wort im Mund –«
»Genauso wie die neuen Plakate, die überall in der Stadt hängen. Die Lügen in den Zeitungen! Ein Boot aus Libyen, ein Mord, eine Deutsche, die vom Tatort flieht! Man baut mich zur Schurkin auf!«
Sie stand auf. Sie ging zum Fenster. Wie hässlich diese Stadt von hier oben aussah. Unterhalb der Akrópolis nur Dreck! »Sie wissen, was in dem Koffer ist, nicht wahr? Ihre Unterstaatssekretärin weiß es. Der Staatssekretär weiß es. Wahrscheinlich weiß es sogar der Minister! Bleiben wir dabei, in dem Koffer ist eine Waffe. Also? Wovor haben Sie Angst?«
Ihr Telefon klingelte. Auf dem Display sah sie Elénis Nummer, sie drückte den Anruf weg. »Dass die Waffe zum Einsatz kommt?«
»Wer wollte Sie anrufen?«
»Oder dass sie nicht zum Einsatz kommt?!«
»Wer wollte Sie anrufen?!«
Das Telefon klingelte erneut, sie schaltete es aus. »Geht Sie nichts an.«
»Wollt ihr mich alle verarschen?!«
Er sprang auf. An Hals und Schläfen schwollen die Adern. »Wollt ihr mich ruinieren?! Meinen Champagner saufen und mich ausziehen bis aufs Hemd?!«
Er zerschmetterte die Teetasse auf den Fliesen. Wirr, schwer atmend schaute er um sich. Als wisse er einen Moment nicht, wie er in dieses Penthouse gekommen war. »Ihr habt mich verarscht, das wollen Sie sagen? Diese fette Transe hat mich verarscht?«
»Kommt drauf an, was sie Ihnen erzählt hat.«
»Dass Sie bereit sind zu verkaufen. Dass Sie die Informationen haben, die ich brauche. Dass Sie nicht billig sind. Aber bereit zu verhandeln.«
»In diesem Fall –«
»Was?!«
»Hat sie Sie verarscht.«
Er schüttelte den Kopf. Seine Hände ballten sich zu Fäusten. Er versuchte ein Lachen, aber das Grinsen fror in seinem Gesicht fest. »Warum, Maria, sind Sie hergekommen?«
»Ich wollte wissen, ob mein Verdacht stimmt. Dass eine Waffe aus Libyen geschmuggelt wurde. Dass Sie – und nicht nur Sie – Angst haben, sie kommt nicht zum Einsatz.«
»Und jetzt glauben Sie, Sie wissen Bescheid? Die Wahrheit ist komplizierter, als Sie sich das in Ihrem hübschen Kopf vorstellen.«
Er setzte sich. Verschränkte seine Hände und ließ die Knöchel knacken. »Wie lange sind Sie noch in
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