Das Pete Buch 18 - Der Mann aus Texas
sollte. Aha! Das war es! Onkel John tunkte abermals die Feder ein und malte „Stränk geheim" darüber. Darunter machte er einen roten Strich.
Jetzt wurden auf dem Vorbau Schritte laut. Im nächsten Augenblick trat Mr. Goldsmith ins Office.
„Nun, Watson", donnerte er, „wie sieht es aus? Haben Sie den Rancher schon verhaftet?"
„No, Sir", griente der Hilfssheriff, „noch nicht. Ich glaube auch nicht, daß ich den Mann verhaften kann."
„Nicht? Wieso nicht? Der Tatbestand liegt doch auf der Hand. Sperren Sie den Mann ein; ich wette, er wird dann gestehen."
„Irrtum, lieber Mr. Goldsmith! Gar nichts wird er gestehen. Der Täter ist ein ganz anderer. Ein Bursche, den ich schon lange überführen wollte. Bin gerade dabei, ein Protokoll aufzusetzen. Werde dann den Haftbefehl ausfertigen und zur Tat schreiten."
„Donnerwetter", staunte der Mann aus Texas, „Sie haben ja schnell gearbeitet. Meinen herzlichen Glückwunsch!"
„Danke bestens", sagte Watson stolz, „solche Dinge erledige ich mit dem kleinen Finger. Schätze, heute abend noch liegt das Geständnis vor."
„Wer ist es denn?" Mr. Goldsmith war neugierig geworden.
„Das ist noch streng geheim", tat Onkel John wichtig, „ich werde Sie aber zuerst einweihen, wenn es so weit ist."
„Okay", nickte der Selfmademan, „Hauptsache, die Sache kommt zu einem guten Abschluß."
„Kommt bestimmt", nickte Watson, „verlassen Sie sich ganz auf den besten Hilfssheriff der Staaten."
Mr. Goldsmith verließ beruhigt das Office. Onkel John rieb sich die Hände und schrieb dann weiter. Zwei Stunden dauerte es, dann hatte er Freddys geheime Mitteilungen zu Papier gebracht. Er machte sich nun daran, einen Haftbefehl auszustellen. Für ihn war die Sache ganz klar. Nur Pete Simmers, dieser Schlingel, kam als Täter in Frage. Nach einem Motiv zur Tat suchte er nicht lange. Wozu auch ein Motiv? Allein der Name Pete Simmers bürgte schon für die Richtigkeit seiner Amtshandlungen.
„So", sagte er endlich, „das wäre geschafft! Jetzt auf zur frohen Tat!"
Gerade wollte er in den Stall gehen, um sein Pferd zu satteln, als ihm doch einige Bedenken kamen. Mammy Linda fiel ihm ein. Die Schwarze würde Pete nicht so einfach herausgeben. ,Wird gut sein', dachte er, ,wenn ich eine Posse zusammenstelle. Werde im ,Weidereiter' wohl einige Burschen finden, die nichts Besseres zu tun haben/
Onkel John machte sich schnell auf die Socken. Leider hatte er Pech. Im „Weidereiter" saß kein Mensch.
„So was Dummes auch", knurrte das Gesetz, „werde die Sache wohl wieder allein ausfechten müssen."
Um sich Mut zu machen, trank er erst einmal ein Glas Whisky. Oh, wie das Zeug mal wieder schmeckte. Rasch kippte er noch einen hinter das Halstuch. Das dritte folgte sogleich.
„Werde die schwarze Hexe schon kleinkriegen", brummelte der Hüter der Somerseter Unordnung, „noch zwei Gläser von diesem stärkenden Trank, und ich bin der Mutigsten einer."
Eine Stunde darauf war Onkel John blau wie eine Strandhaubitze. Mühsam kroch er auf seinen Gaul und brüllte:
„Auf, auf zum frohen Jagen — dem Simmers geht's an den Kragen!" Dann umarmte er den Hals seines Pferdes und schlief tatsächlich ein. Der Gaul kannte den Weg zur Salem-Ranch sehr gut. Das brave Tier zuckelte ganz gemächlich dahin, während John Watson die Musik dazu machte.
Diese Schnarchtöne waren es dann auch, die Mammy Linda eine Stunde später auf den Plan riefen. Die gute Seele der Salem-Ranch saß gerade in der Küche und putzte Gemüse, als sie vom Hof her John Watsons Geräuschkulisse vernahm. Eilig sauste sie zur Tür hinaus und sah sofort die Bescherung.
„Ho, Watson", brummte sie, „wo kommen diese Trottel her? Was sein das für eine unverschämte Kerl? Kommen auf Besuch in diese Zustand? Werden ihn einsperren in Keller, damit ausschlafen seine Rausch."
Mammy Linda überlegte nicht lange. Mit einem Jupp nahm sie Watsons dürren Körper in ihre starken Arme und trug ihn in den Keller. Jetzt drang das ungeheure
Schnarchen dumpf durch das ganze Haus. Mammy hielt sich erschrocken die Ohren zu. Schleunigst holte sie eine Wäscheklammer und klemmte damit die hilfssherifflichen Nase zu. Jetzt war es mit dem Trompeten aus. Onkel John röchelte nur noch asthmatisch. Mammy betrachtete wohlgefällig ihr Werk und begab sich, nachdem sie den Keller gut verschlossen hatte, wieder in die Küche.
Dem Gaul aber wurde es vor dem Hause zu langweilig. Er schnaubte verächtlich, drehte dann bei und machte sich
Weitere Kostenlose Bücher