Das Pete Buch 26 - Unternehmen Vergaser
sich hin, als er aufgestanden war; und dann ging er doch tatsächlich daran, seinen Bart zu „stutzen". Heute war für ihn wenigstens ein Feiertag! Onkel John sang dabei laut: „Wem Gott will rechte Gunst erweisen ...", und es war schon ein Wunder, daß er sich nicht in die Kehle schnitt. Rasieren und Singen verträgt sich nämlich nicht immer. Hätte er allerdings das Sprichwort „Vögel, die am Morgen singen — holt am Abend die Katz" gekannt, er wäre wohl etwas vorsichtiger gewesen. Aber er kannte das Wort nicht, und das war ein Glück!
Nachdem er dann gut und lange gefrühstückt hatte, entschloß er sich, seinen Gefangenen Nummer eins, den verdächtigen Spion Smith zu verhören. Vorher schloß er alle Türen ab und verriegelte sogar die Fenster. Er überprüfte auch seinen Colt und entsicherte ihn.
Nachdem alles gut vorbereitet war, öffnete er vorsichtig die Tür zur Zelle. John Smith saß auf dem Hocker und drehte Däumchen.
„Guten Morgen, Mr. Hilfssheriff", sagte er freundlich, „wie steht's mit dem ersten Frühstück?"
„Zuerst kommt das Verhör", knurrte Onkel John dienstlich, „Menschen, die Hunger haben, sagen schneller die Wahrheit. Ein alter Trick von mir."
„Menschen, die Hunger haben", verbesserte ihn John Smith, „schweigen lieber. Außerdem werde ich dafür sorgen, Mr. Watson, daß Sie die längste Zeit im Amte waren. Bilden Sie sich ja nicht ein, daß Sheriff Tunker niemals wiederkehrt. Im Gegenteil, er soll schon auf dem Wege zur Besserung sein."
John Watson machte ein dummes Gesicht. Erstens hatte er nicht gern, wenn man ihm immer seinen Vorgesetzten vorsetzte, und zweitens konnte er sich nicht erklären, woher Mr. Smith diese Weisheit hatte. Schließlich aber faßte er sich, holte tief Luft und sagte scharf:
„Keine Ablenkungsmanöver, bitte! Ich bin Ich und weiß, was ich tue. Wagen Sie ja keine überflüssige Bewegung! Mein Colt ist scharf geladen und geht mir-nichts-dir-nichts los!"
„Meine kleine Taschenkanone ist auch geladen und entsichert", meinte Mr. Smith freundlich lächelnd. „Leider vergaßen Sie, mich nach Waffen zu untersuchen, Mr. Watson. Sehen Sie meine Hand in der Tasche? Ich halte die Waffe im Anschlag. Nehmen Sie die Hände hoch!"
Das letzte sagte er gar nicht mehr freundlich. John Watson starrte entsetzt auf die Hand in der Hosentasche. Deutlich konnte er die Umrisse des Laufs der Waffe unter dem Stoff erkennen. So handelten nur ganz raffinierte Verbrecher! Spione zum Beispiel! Kleine Taschenwaffen? Ein ehrlicher Mann trug seinen Colt offen im Holster. John Watson wurde blaß und blässer. Seine Knie wurden ihm weich und weicher. Spione, das hatte er mal gelesen, wurden gut ausgebildet. Sie konnten auch haargenau schießen. Er aber war kein Meisterschütze!
„Nun, wird's bald? Hände hoch, habe ich gesagt, Watson!"
Onkel John hob brav die Hände. Sogar mit Colt. Ganz langsam, Schritt um Schritt kam der „Spion" nun näher. Mit der Linken nahm er dem tapferen Hilfssheriff die Waffe ab, brachte sie in Anschlag, und zog sodann seine Rechte aus der Tasche. Da war kein Waffenlauf mehr zu sehen. Mr. Smith lächelte freundlich.
„Kleiner Trick, Mr. Watson", sagte er, „Sie sind leider auf meinen ausgestreckten Zeigefinger hereingefallen. Nun, ich wünsche weiterhin gute Unterhaltung!"
John Watson fühlte sich im nächsten Augenblick am Kragen gepackt. „Schwupp", und schon saß er auf dem Hocker. Dann krachte die Tür hörbar zu. John Smith vergaß keineswegs, den Schlüssel umzudrehen! John Watson saß nun in seinem eigenen Jail. Er schrie zwar wie ein Zahnbrecher; aber das nützte ihm herzlich wenig. Er war in diesem Fall der Dümmere.
Der junge Mann öffnete jetzt die Tür der zweiten Zelle. Pete hatte alles mitbekommen und lachte fürchterlich.
„Du kannst ruhig herauskommen, Pete, John Watson wird uns nicht mehr stören."
„Ich werde trotzdem bleiben", antwortete Pete, „es ist besser für mich — und für das Wohl Somersets."
„Was hast du vor?" John Smith verstand nicht gleich.
„Ich will den Mann mit dem Geigergerät in Sicherheit wiegen. Er soll glauben, ich säße im Jail wohlverwahrt. Vielleicht ist er so dumm und spinnt seinen Faden weiter. Der ,Bund' wird ihm schon das Fell lausen."
„Keine schlechte Idee. Ich werde mich inzwischen verdrücken. Mal sehen, was Mr. Abraham Bratengeyer mir alles zu erzählen hat."
„Wenn Sie nach Tucson kommen, besuchen Sie Sheriff Tunker. Er soll sich beeilen, gesund zu werden."
„Werde
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