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Das Prometheus Mosaik - Thriller

Das Prometheus Mosaik - Thriller

Titel: Das Prometheus Mosaik - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Stahl
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Ohr gefunden hatte, die träumerischste – und auch die düsterste. Sie drückte alles aus, was Musik nur ausdrücken konnte, sprach von Empfindungen, die so tief waren, dass man fürchten musste, wie in Abgründe hineinzustürzen. Aber sie sprach auch wie in einer fremden Sprache, die sie selbst kaum verstand.
    Sie dachte zurück an die Situation, die der Quell gewesen war, aus dem sie die Inspiration geschöpft hatte. Dennoch fiel es ihr schwer, sich auch nur vorzustellen, je derart machtvolle, große Gefühle verspürt zu haben, wie sie Arnaud zugrunde lagen.
    Nahtlos fügten sich die Melodien, ihre Werke, aneinander. Arnaud ging über in Konstantin, und Konstantin wurde zu Prag, an das sich Paris anschloss, als münde die Moldau mit einem Mal in die Seine.
    Bis die Musik gefror, mitten im Fluss.
    Maries Hände verharrten reglos über der Klaviatur, ihr feines Gehör lauschte dem letzten Ton noch nach, und dann ertönte jenes Geräusch, das sie im Spiel gestört hatte, ein weiteres Mal.
    Ihr Handy.
    Sie stand auf und ging zu dem wuchtigen Sekretär an der Stirnwand des Raums. Der wunderbar gearbeitete Schrank erweckte den Anschein eines alten Familienerbstücks, mit dem sie jedoch nichts verband, so wie sie auch zu allem anderen in der Wohnung keine persönliche Beziehung hatte. Das Handy lag auf der Schreibplatte; die Vibration des dritten Zirpens ließ es sich drehen, es drohte über die Kante zu rutschen. Ihre Hand bekam es zu fassen, ehe es dazu kommen konnte.
    Im Display war die Anzeige Anrufer unbekannt zu sehen. Einen Herzschlag lang erwog sie, den unbekannten Anrufer auf die Mailbox sprechen zu lassen. Aus irgendeinem Grund drückte sie, hinein ins vierte Läuten, doch die Empfangstaste und meldete sich mit einem geschäftsmäßigen »Ja, bitte?«.
    Der Anrufer nannte seinen Namen. Und er war ihr keineswegs unbekannt, so wenig wie seine Stimme. Marie vergaß nie eine Stimme, so wie sie auch nie irgendetwas anderes vergaß.
    Diese Stimme hatte sie allerdings niemals wieder zu hören erwartet. War sie auch überrascht? Ja, ein wenig, sicher. Vor allem aber war sie gespannt, erregt, wie ein jahrelang in Gefangenschaft gehaltenes Tier, das nun seine bevorstehende Auswilderung witterte und der Chance entgegenfieberte, sich dieser Probe zu stellen und sie zu meistern.
    Und …
    Hatte sie auch gehofft, diese Stimme noch einmal zu hören?
    O ja …
    Die Antwort darauf überraschte sie mehr als der Anruf als solcher. Sie hatte darauf gehofft – so insgeheim, dass ihr diese eigentlich widersinnige und doch lang gehegte Hoffnung erst jetzt bewusst wurde.
    Und wie sehr sie darauf gehofft hatte …
    Sie sprachen nicht lange. Der Mann hatte bereits aufgelegt, als sie noch auf ihr Handy hinabblickte. Als sähe sie mehr als nur das kleine Gerät in ihrer Hand.
    Die schon verspürte Hoffnung gewann eine neue Qualität: Jetzt hoffte sie darauf, endlich wiedergutmachen zu können, was sie zwei Menschen vor Jahren angetan, wie sie deren Leben vollkommen aus dem Gleis gebracht hatte. Den beiden Menschen, die ihr als Einzige etwas bedeuteten, jeder von ihnen auf seine Weise.
    Mochte sie auch überrascht, gespannt, erregt und hoffnungsvoll sein, mochten ihre Empfindungen im Widerstreit liegen, vorbereitet war sie wohl auf einen solchen Fall. Um die seit Langem parat stehende, Existenz vernichtende Maschinerie auszulösen, bedurfte es nur weniger Handgriffe.
    Eine Stunde später war Marie Thon, geschätzte, aber eher unbekannte Lehrerin für Musikunterricht aller Art, nicht einfach nur aus ihrer Wohnung und Weimar verschwunden.
    Es gab sie nicht mehr.
    Und Roxane Fortier lebte auf.

7. April
    W IEN , U NIVERSITÄT
    »Ich danke Ihnen. Bis zum nächsten Mal.«
    Der Professor nickte knapp und drehte sich mit Schwung um, den Oberkörper vorgeneigt wie ein startender Sprinter.
    »Und Abgang Döberin«, kommentierte Andrea Stiegl halblaut und mit einem Grinsen, während sie ihre mehrseitige Mitschrift ordnete. Papierrascheln und Stimmengemurmel erklangen und füllten den Hörsaal, in dem zu seiner Zeit schon Sigmund Freud gesessen hatte. Eine kollektive Bewegung entstand und verlief beiderseits der ansteigenden Sitzreihen nach unten und dem Ausgang zu.
    »Pst!«, entfuhr es Fio erschrocken. Sie stieß ihre beste (und einzige) Freundin an. »Wenn er dich hört!«
    »Wie denn?« Andrea strich sich im Aufstehen das lange blonde Haar über Ohr und Schulter nach hinten. Wo es nicht lange blieb. »Er ist doch schon weg.«
    Fios Blick

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