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Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)

Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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erleichtert bezeichnen, aber sie war offensichtlich froh, Elayne zu sehen. Außer ihr waren nur fünf andere Personen anwesend, zwei Frauen und drei Männer, und bei einem der Letzteren handelte es sich um einen Diener. Den O-Beinen und dem vernarbten Gesicht nach zu urteilen, war es ein alter Kavallerist, der näher trat und Umhänge und Handschuhe einsammelte – wobei er Aviendha kurz anstarrte –, bevor er sich zu einem einfachen Holztisch zurückzog, auf dem ein silbernes Tablett mit einem hohen Krug und einer Reihe Pokale stand. Die anderen vier Personen herrschten über die Nationen der Grenzländer. Ein paar lehnenlose Faltstühle und vier große Kohlenpfannen mit glühenden Kohlen vervollständigten die Möblierung des Zeltes. Das war nicht die Art von Empfang, die die Tochter-Erbin von Andor erwartet hätte: Höflinge und viele Diener und höfliche Konversation, die erfolgen musste, bevor man sich den ernsten Gesprächen zuwandte, sowie Männer und Frauen, die hinter den Herrschern standen und sie berieten. Was Elayne hier vorfand, war genau das, worauf sie gehofft hatte.
    Bevor Merilille den Palast verließ, hatte eine kurze Heilung die dunklen Ringe unter ihren Augen verschwinden lassen, und sie besorgte Elaynes Vorstellung mit einfacher Würde. »Das ist Elayne Trakand von der Grünen Ajah, wie ich Euch sagte.« Das war alles. Elayne hatte genug von Vandene erfahren, um die vier Herrscher voneinander unterscheiden zu können.
    »Ich heiße Euch willkommen, Elayne Sedai«, sagte Easar von Shienar. »Möge Euch der Frieden und das Licht gnädig sein.« Er war ein kleiner Mann, kaum größer als sie, der in seinem bronzefarbenen Mantel schlank wirkte und dessen Gesicht trotz des langen weißen Haarschopfes, der eine Seite seines Kopfes bedeckte, keine Falten aufwies. Als sie in seine traurig blickenden Augen sah, rief sie sich in Erinnerung, dass er als weiser Herrscher, erfahrener Diplomat und guter Soldat galt. Dem äußeren Anschein nach war er nichts davon. »Darf ich Euch Wein anbieten? Die Gewürze sind nicht frisch, aber sie haben durch das Alter an Schärfe gewonnen.«
    »Ich muss gestehen, als Merilille uns sagte, Ihr würdet heute den ganzen Weg von Caemlyn kommen, hätte ich Ihre Worte angezweifelt, wäre sie keine Aes Sedai.« Ethenielle von Kandor war vielleicht eine halbe Hand größer als Merilille und dick; ihr schwarzes Haar war leicht mit Grau durchsetzt, aber trotz ihres Lächelns hatte sie nichts Mütterliches an sich. Königliche Erhabenheit kleidete sie genauso sehr wie die feine blaue Wolle ihres Gewands. Ihre Augen waren ebenfalls blau; sie blickten klar und ausgeglichen.
    »Wir freuen uns, dass Ihr gekommen seid«, sagte Paitar von Arafel mit einer überraschend tiefen, wohlklingenden Stimme, die Elayne irgendwie das Gefühl vermittelte, willkommen zu sein. »Wir haben viel mit Euch zu besprechen.« Vandene hatte gesagt, er sei der hübscheste Mann in allen Grenzländern, und vielleicht war er das auch vor langer Zeit einmal gewesen, aber das Alter hatte tiefe Furchen in sein Gesicht gegraben, und auf seinem Kopf waren nur noch ein paar graue Haare zu sehen. Allerdings war er groß und breitschultrig und er sah stark aus. Und keineswegs wie ein Narr.
    Wo die anderen ihre Jahre voller Anmut trugen, prunkte Tenobia von Saldaea mit ihrer Jugend, wenn auch nicht unbedingt mit ihrer Schönheit, wofür nicht zuletzt ihre Adlernase und der breite Mund die Schuld trugen. Ihre schräg stehenden, fast purpurnen Augen, die sich auf einer Höhe mit Elaynes befanden, waren noch der beste Zug an ihr. Wo sich die anderen schlicht kleideten, obwohl sie die Herrscher von Nationen waren, funkelte ihr hellblaues Gewand mit Perlen und Saphiren, und in ihrem Haar trug sie noch mehr Saphire. Für den Hof wäre das durchaus passend gewesen, aber wohl kaum für ein Feldlager. Und was die höfische Höflichkeit betraf … »Beim Licht, Merilille Sedai«, sagte Tenobia schrill und runzelte die Stirn, »ich weiß, dass Ihr die Wahrheit sagt, aber sie sieht mehr wie ein Kind als wie eine Aes Sedai aus. Ihr habt nicht erwähnt, dass sie eine schwarzäugige Aiel mitbringt.«
    Easar verzog keine Miene, aber Paitars Lippen pressten sich aufeinander, und Ethenielle ging sogar so weit, Tenobia einen Blick zuzuwerfen, der von einer Mutter hätte kommen können. Einer wütenden, missbilligenden Mutter.
    »Schwarz?«, murmelte Aviendha verwirrt. »Meine Augen sind doch nicht schwarz. Bevor ich den Drachenwall

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