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Das Rätsel der Templer - Roman

Titel: Das Rätsel der Templer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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unter normalen Umständen niemals zugestanden hätte.
    Anselm, der sich ganz in der Nähe aufhielt, um frisches Holz zu bringen, hielt inne und beobachtet Gero genauso fasziniert
     wie die übrigen Brüder.
    D’Our hob langsam den Kopf. »Bruder Gerard«, erwiderte er mit brüchiger Stimme. »Was ist Euer Begehr?«
    »Sire«, setzte Gero erneut an. »Ich glaube, es ist an der Zeit, dass Ihr Euer Wissen mit uns teilt. Jeder einzelne von uns
     ist betroffen, und wir haben alle einen Eid geleistet auf unsere Verschwiegenheit. Somit sehe ich keinen Grund uns länger
     über das Schicksal des Ordens im Unklaren zu lassen.«
    D’Our nickte bedächtig, dann fiel sein Blick auf Anselm und die Frauen.
    Gero, der die Bedenken in den Augen seines Komturs erkennen |693| konnte, kam ihm zuvor. »Ihr könnt ihnen vertrauen. Mein dunkelhaariger Freund aus Trier und seine mutige Begleiterin stammen
     schließlich von einem jener fernen Orte, deren Existenz Ihr uns vorzuenthalten gedacht habt.« Dann wies er auf Freya, die
     immer noch am Boden kniete und sich um Bruder Stefano kümmerte. »Und ohne das Edelfräulein Freya von Bogenhausen, die einem
     Beginenkonvent angehört, der uns zur Flucht verholfen hat und dafür vernichtet wurde, hätten wir Euch niemals befreien können.«
    Der Abend hatte sich beinahe zur Nacht herabgesenkt. Das flackernde Lagerfeuer warf unwirkliche Schatten auf d’Ours Gesicht.
    »Nun gut«, begann der Komtur seufzend und setzte sich umständlich zurecht, wobei er darauf achtete, seinen Arm mit den gebrochenen
     Fingern nicht zu heftig zu bewegen. Mit einem raschen Blick versicherte er sich, dass sich niemand, der nicht eingeweiht war,
     dem kleinen Lager näherte. »Bringt mir das Haupt der Weisheit«, sagte er mit leiser Stimme.
    Außer Gero wusste niemand etwas mit dem Wort anzufangen. Selbst Struan und Johan, die zumindest über die Existenz dieser seltsamen
     Maschine in Kenntnis gesetzt waren, hatten keine Vorstellung davon, was es genau damit auf sich hatte.
    Neugierige Blicke begleiteten Gero, als er in dem Spielmannswagen verschwand und wenig später mit einem kleinen, schwarzen
     Kasten wieder auftauchte.
    Dem goldenen Kalb gleich thronte das Haupt auf einem rotseidenen Kissen, das er zum Schutz darunter auf den Boden gelegt hatte.
    Das Erstaunen aller wurde noch größer, als d’Our wenig später einen bekannten gregorianischen Gesang anstimmte.
    An dem kleinen schwarzen Kasten sprang ein Deckel auf, und plötzlich entsandte er ein grünblau schimmerndes Licht. Freya schrie
     vor Entsetzen auf, und den ansonsten unerschrockenen Templern entwich ein erschrockenes Keuchen.
    »Es geschieht Euch nichts«, versicherte Gero hastig und machte eine beruhigende Geste. Unterschwellig ärgerte er sich darüber,
     dass d’Our zuvor keinerlei Worte der Erklärung gefunden hatte, um die anderen auf das vorzubereiten, was sich nun ereignen
     würde.
    Selbst Anselm und Hannah wirkten verwirrt und ängstlich, während |694| sie den Kasten und das Licht gebannt anstarrten. Matthäus war aufgesprungen und hatte es überraschenderweise vorgezogen, bei
     Hannah Schutz zu suchen anstatt bei Gero oder seinem Oheim.
    Freya schmiegte sich, von nackter Angst gezeichnet, in die starken Arme ihres flandrischen Ritters, obwohl Johan selbst vor
     Furcht beinahe verging.
    Als der kleine Frauenkopf mit den schräg stehenden Augen erschien, hielt jeder für einen Moment den Atem an.
    Nur Arnaud de Mirepaux fauchte wütend: »Was soll das darstellen? Sind wir jetzt doch unter die Zauberer gegangen? Ich habe
     immer geglaubt, das sei alles Humbug. Und jetzt sehe ich, dass Philipp von Franzien Recht hat mit seiner Vermutung, dass wir
     in einem Götzendienst schlitzäugige Dämonen beschwören.«
    »Arnaud, halt den Mund!«, rief Gero, mit einem Seitenblick auf Henri d’Our. Er hatte keine Ahnung, was ihr Komtur vorhatte,
     und hoffte, dass der nicht auf die Idee kam, Hannah und Anselm vor den Augen aller Anwesenden verschwinden zu lassen.
    Wie in Trance starrte d’Our auf den pulsierenden Frauenkopf, der das perfekte Antlitz einer Eurasierin zeigte, deren kinnlanges,
     schwarzes Haar in einem imaginären Wind wehte.
    Unwillkürlich schloss jeder Anwesende die Lider und nahm die vor seinem geistigen Auge ablaufenden Geschehnisse in sich auf,
     die sich – ungeachtet der Phantasie des einzelnen – einer ureigenen Sprache bedienten, die offenbar jeder verstand. Eine angenehme
     Frauenstimme geleitete sie durch ein weites,

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