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Das Rätsel der Templer - Roman

Titel: Das Rätsel der Templer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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so ein rothaariger Kerl«, begann der Lothringer zögernd, »er hat zusammen mit einem anderen aufgespielt, drüben im
     Saal. Er hatte ein ziemlich vernarbtes Gesicht.«
    Gislinghams Blick war wie erstarrt. »Und der andere?« Er flüsterte fast. »Könnt Ihr Euch an seine Augenfarbe erinnern?«
    Michel fand die Frage merkwürdig, und wenn er ehrlich war, konnte er sich nicht erinnern. Er hatte den Abend genutzt, um das
     erste freie Wochenende seit ewigen Zeiten zu feiern und um sich zu besaufen. Dabei hatte sein Interesse den wenigen Frauen
     gegolten und nicht irgendeinem dahergelaufenen Kerl.
    Pierre hatte den Mut, ihm mit einer Antwort zuvorzukommen. »Sie waren blau«, sagte er ohne jedes Zögern in der Stimme. »So
     blau wie ein wolkenloser Sommerhimmel.«
    |705| »Ich will, dass ihr die Stadttore schließen lasst«, erklärte Gislingham im Befehlston. »Sofort! Bis wir die Täter gefunden
     haben, kommt niemand heraus und niemand herein. Verstanden!« Dann wandte er sich an die anderen Männer. »Und Ihr«, schnaubte
     er wutentbrannt, während er seinen Blick zum Turm der Hunde wandte, »lasst die Bestien von der Kette und trommelt so viele
     Männer zusammen, wie sich auf der Festung befinden. Wir werden alle Wege durchkämmen, die aus der Stadt hinaus führen, ganz
     gleich, in welche Richtung. Weit können sie noch nicht gekommen sein!«
     
    Bereits in der Morgendämmerung hatte Struan das Lager verlassen, um den Medicus mitsamt dem Esel des Benediktiners weitab
     außerhalb der Sümpfe auszusetzen. Der anbrechende Tag war so neblig, dass man seine Hand kaum vor Augen sehen konnte, doch
     das feine Gehör des Schotten hatte die Reiter bereits wahrgenommen, lange bevor sie in seiner Nähe waren. Am Bellen und Jaulen
     der Spürhunde konnte er die Entfernung seiner Verfolger spielend ausmachen. Er gab seinem Rappen die Sporen. Nach einer Weile
     hatten die Reiter sich trotzdem auf sechshundert Fuß genähert. Einen Moment später zischte ein Armbrustpfeil heran und traf
     sein Pferd seitlich in den Kiefer.
    Mit einem Schmerzensschrei bäumte sich das Tier auf und preschte los. Struan ließ sich halb aus dem Sattel gleiten und presste
     sich zum Schutz an den Bauch seines Hengstes. Fieberhaft überlegte er, welchen Weg er nehmen konnte. Nachdem er den Medicus
     unweit der Straße nach Fontevrault ausgesetzt hatte, wollte er eigentlich einen direkten Pfad durch den Wald nach Parilly
     einschlagen. Dort hatte er sich mit Gero und den anderen verabredet. Sollte er nun seine Verfolger von seinen Kameraden ablenken,
     oder sollte er versuchen, sie auf eine falsche Fährte zu locken? Allerdings würde sein Pferd diese Tortur nicht lange aushalten.
     Der ellenlange Zain war tief in den Kopf des Tieres eingedrungen.
    Struan vermied es an den Zügeln zu reißen, und doch reagierte das panische Pferd kaum auf seinen Schenkeldruck. In seiner
     Angst galoppierte es immer tiefer in den Wald hinein, dessen fester Untergrund mehr und mehr in einen zähen Morast überging.
     Unvermittelt geriet der Hengst ins Wanken.
    |706| »Komm Junge«, flehte Struan. »Nicht schlapp machen! Nicht jetzt!« Er warf einen Blick zurück. Das herunterhängende Geäst war
     von Nebel durchdrungen, und jegliche Geräusche erschienen wie erstickt. Für seine Verfolger kamen die Spuren im aufgewühlten
     Waldboden jedoch einer Einladung gleich. Das Pferd taumelte und schlug mit dem Kopf hin und her, um den Pfeil loszuwerden.
    Hinter einem Felsvorsprung machte Struan Halt. »Ruhig, mein Guter«, flüsterte er und tätschelte vorsichtig die pechschwarzen
     Nüstern. Blutbesudelt ragte der helle Holzstab aus dem schwarzen Fell heraus. Die bewegliche Eisentrense lag hinter dem Zain,
     daher hatte er keine Möglichkeit, den Rappen von seinem Zaumzeug zu befreien. Wenn es ihm nicht gelang, den Bolzen herauszuziehen,
     würde das bedauernswerte Tier keinerlei Überlebenschance haben und hier vor seinen Augen sterben.
    Struan öffnete seinen Gurtbeutel und holte seine letzte, geschlossene Phiole mit dem schmerzstillenden Trank heraus. Hastig
     öffnete er den Verschluss und hielt den Kopf des Tieres mit seinem Arm fixiert, dann träufelte er ihm den gesamten Inhalt
     des Fläschchens so tief wie möglich ins Maul.
    Einen Augenblick wartete er ab. Schließlich stellte er sich auf einen Stein, um den Kopf des Tieres mit einem Arm umfassen
     zu können, so fest, dass es trotz seiner Kraft nicht entwischen konnte. Mit der noch freien Hand zog er in einem

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