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Das Rätsel Sigma

Das Rätsel Sigma

Titel: Das Rätsel Sigma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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wurden hier automatisch zugeführt, geordnet, weitergeleitet. Aber alle Informationen waren auch abfragbar; völlig klar, daß die strengste Handhabung gerade gut genug war.
    Wieder mußte Herbert den Ausweis zeigen, diesmal, damit die Kollegin Operator sehen konnte, ob er noch genügend IVN-Sekunden frei hatte und ob nicht eventuell sein Limit überschritten wurde mit der Frage, die er nun formulierte: „Gibt es in der Republik außer in Neuenwalde Krankheitsfälle mit folgenden Symptomen: Die Erkrankten schlafen sehr schnell ein und sind auf keine Weise zu wecken?“ Die Operatorin mäkelte etwas an der Fragestellung herum – sehr schnell sei kein IVN-gerechter Ausdruck –, aber dann sprach sie den korrigierten und voradressierten Text ins Mikrofon. Mitten im Satz jedoch stockte sie. Alle Lämpchen auf dem Pult waren erloschen.
    „Mist!“ sagte sie.
    „Was ist denn los?“ fragte Herbert verwundert.
    „Weiß ich auch nicht. Vielleicht eine technische Störung.“
    „Kommt das oft vor?“ Die Operatorin zuckte mit den Schultern.
    „So was hab ich noch nie erlebt!“ sagte Herbert. „Sind Sie schon lange in diesem Amt?“
    „Sie wissen doch genau, daß ich Ihnen darüber keine Auskunft geben darf!“ sagte sie schnippisch.
    „Na, dann nicht!“ meinte Herbert, stand auf und wollte hinausgehen. Aber die Tür ließ sich nicht öffnen.
    Irgend etwas mußte passiert sein. Herbert kannte ungefähr die Sicherheitsvorkehrungen in diesen Ämtern, er benutzte das IVN ja oft genug, und er sah auch, daß die Operatorin vor Schreck ganz runde Augen bekam, als die Tür nicht aufging. Er wußte es zwar nicht genau, aber er konnte sich denken, daß die Türen sich nicht automatisch verriegelten, das wäre ja gegen alle Arbeitsschutzbestimmungen, zum Beispiel im Falle eines Brandes… Also mußte etwas geschehen sein, das die Sicherheitskräfte veranlaßt hatte, die Verriegelung auszulösen. Aber was? Spionage? Das fehlte gerade noch, daß er in so etwas geriet, die Schlafkrankheit reichte ihm schon.
    Eine Lautsprecherstimme erzählte etwas von einer technischen Störung und bat um einige Minuten Geduld. Herbert glaubte das nicht, und er sah der Operatorin an, daß sie es auch nicht glaubte. Als ihr bewußt wurde, daß er sie ansah, drehte sie ihm den Rücken zu und machte sich an ihrem Pult zu schaffen.
    Herberts Geduld wurde auf eine harte Probe gestellt. Erst nach etwa zehn Minuten wurde die Tür der Koje geöffnet, doch jetzt wurde nur die Operatorin herausgerufen, ihm wurde bedeutet, er möge noch einen Augenblick warten. Allerdings blieb die Tür jetzt geöffnet, aber im Vorraum spazierte ein Posten auf und ab. Eine ganze Weile später wurde er in einen ziemlich öden Raum gebeten. Zwei Genossen erwarteten ihn dort, ein Leutnant und ein Meister der Volkspolizei in Zivil.
    „Sie sind Herbert Lehmann, Inspektor bei der Bezirksinspektion für Umweltschutz?“
    „Ja.“
    „Was tun Sie in Neuenwalde?“
    „Ich führe einen Auftrag aus.“
    Herbert antwortete so kurz, wie die Fragen kamen. Obwohl er natürlich wußte, daß das unsinnig war, ärgerte er sich doch, weil er nichts über die Ursache der Unterbrechung erfuhr.
    Der Leutnant lächelte. „Und worin besteht dieser Auftrag?“ fragte er eine Spur freundlicher.
    „Ich soll Ermittlungen anstellen über eine unbekannte Krankheit, die seit gestern hier ausgebrochen ist.“
    „Aha. Und worin besteht Ihre Funktion in der Bezirksinspektion?“
    „Ich bin Leiter des mathematischen Büros.“
    „Und Sie sollen über eine Krankheit ermitteln? Wie paßt das zusammen?“
    Herbert zuckte die Schultern. „Es war kein anderer frei.“
    „Na gut, lassen wir das. Worin besteht diese Krankheit?“
    „Die Erkrankten schlafen plötzlich ein und sind nicht mehr wach zu bekommen.“
    „Daher auch der Gegenstand Ihrer Anfrage. Und wo waren Sie, bevor Sie hierher ins Amt kamen?“
    „Im Kreiskrankenhaus.“
    „Ach?“ fragte der Leutnant mit einem Erstaunen, das so offensichtlich gespielt war, daß es Herbert unbehaglich wurde. „Und warum haben Sie denn nicht gleich vom Krankenhaus aus diese Anfrage gestellt? Sie wissen doch, daß Sie das von dort aus hätten tun können? Das Gesundheitswesen gehört doch zu den offenen Sektoren des IVN, die vom jeweiligen Betrieb aus eingefragt werden können! Oder wußten Sie das nicht – Sie als erfahrener Benutzer?“
    Herbert antwortete darauf gar nichts. Es war auch zu blöde; was hätte er wohl sagen sollen? Daß er auf einer

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