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Das Regenwaldkomplott

Das Regenwaldkomplott

Titel: Das Regenwaldkomplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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tat nichts und half ihm nicht.
    Es reichte nur für ein unverbindliches Lippenbekenntnis, der Naturschutz wurde mit vielen schönen Worten begrüßt, die Vernichtung der Yanomami wurde bedauert (Mein Gott, was gehen uns die Wilden im Urwald an?), aber Konsequenzen zog niemand. Sammlungen für den Schutz der Indios, Veranstaltungen großer Illustriertenverlage, deren Reinerlös in einen Indianer-Fonds flossen, verschwanden in Brasilien in den dunklen Kanälen der Behörden. Nur ein Bruchteil erreichte die Indios in Form von Medikamenten und zivilisatorischen Bemühungen, die darauf hinausliefen, sie in die Entwicklung der Wirtschaft zu integrieren.
    Genau das Gegenteil aber war nötig, und der Regenwald starb weiter. In jedem Jahr auf einer Fläche viermal so groß wie die Schweiz. Es war wie bei der Robbenjagd an den Eisküsten Kanadas: Die ganze Welt protestierte, aber die Schlächtertrupps schlugen die Jungrobben weiterhin mit Knüppeln zu Tode. Man vertraute darauf, daß das Thema ›Regenwald‹ nur eine Modeerscheinung war. Im nächsten Jahr würde sich das Gewissen der Welt müde gelaufen haben. Nur ein paar Eiferer würden übrigbleiben – sie konnte man vergessen oder lächerlich machen.
    »Was ist mit Maputo?« fragte Paulo Lobos. »Warum läßt man ihn überhaupt noch reden?«
    »Genau das ist es, Paulo, worauf ich kommen will.« Assis legte eine kleine Kunstpause ein, um die Spannung noch zu erhöhen. »Betrachten wir Maputo als ein Insekt, das durch seine Stiche eine Epidemie auslöst, ähnlich der Cholera, Pest oder Malaria. Was macht man mit so einem Insekt? Man rottet es aus.«
    Schweigen. Die Versammlung der ehrenwerten Herren saß starr in ihren Sesseln und blickte ihren Präsidenten Assis irritiert an. Es war das erstemal, daß man offen aussprach, was man schon ein paarmal praktiziert oder sich gewünscht hatte. Bisher waren es immer nicht aufklärbare Anschläge gewesen, die man glaubwürdig der Por Pátria anlasten konnte. Jetzt aber sagte es Assis laut, und jeder der in der Bibliothek Sitzenden wurde nun zum Mittäter, zum Mitschuldigen, zum Komplizen eines tödlichen Komplotts.
    »Und wie denkst du dir das?« fragte Lobos. Er schien der Wortführer des Rates zu sein.
    »Mit den Methoden von Por Pátria .« Miguel Assis nahm einen Schluck weißen Rum, gemischt mit Orangensaft und musterte seine Freunde, als wolle er ihre Gedanken erraten. »Hat jemand Bedenken?«
    »Das wird ungeheures Aufsehen erzeugen.«
    »So ist es auch gedacht. Es soll den anderen Schwachköpfen eine Warnung sein. Es geht um Milliarden Dollar. Wieviel Wert hat dagegen ein Mensch? Jeder von uns weiß doch, daß er schon hier und da seine Pistoleiros eingesetzt hat, um Störenfriede auszuschalten. Es waren örtlich begrenzte Aktionen. Was brachten sie ein? Ein Wehklagen der Hinterbliebenen, weiter nichts. Jetzt aber ist es nötig, ein deutliches Zeichen zu setzen, das jeder kennen wird und das weitere Aktivitäten verhindert. Julio Maputo soll ein Fanal werden, ein Volksheld, aber gleichzeitig ist er wie eine Lähmung. Wir können in Ruhe unsere Projekte weiter durchführen. Die Regierung steht hinter uns, das wissen wir ja. Vor allem das Militär. Brasilien ist nicht eines der ärmsten Länder der Erde, sondern das reichste. Wir stehen auf einem goldenen Boden.«
    Paulo Lobos nickte. Klingt alles sehr schön, dachte er. Was wir wert sind, weiß jeder von uns, aber –
    Er räusperte sich wieder und fragte:
    »Wer will das machen? Es wird schwer sein, an Maputo heranzukommen. Er ist nie allein, er ist immer umgeben von seinen Wachen. Man muß schon nahe an ihn herankommen – wer aber wagt das? Es ist ein absolutes Todeskommando.«
    Assis war durch diese Argumente nicht zu erschüttern. Er hatte sie sogar erwartet. »Es gibt dafür Spezialisten«, sagte er. Lobos gab sich mit dieser Antwort nicht zufrieden.
    »Jemand, der freiwillig sterben will? Eine Art Kamikaze? Den finde erst einmal.«
    »Wir alle legen zusammen und bieten ein Kopfgeld von 50.000 Dollar.«
    »Das ist leicht aufzubringen, Miguel. Aber auch für 50.000 Dollar wird keiner das Risiko eingehen.«
    »Dann steigern wir auf 100.000 Dollar. Das ist Maputo wert, das ist unsere Ruhe wert.«
    »Und wie willst du diese 100.000 Dollar anbieten? Mit einer Zeitungsanzeige? Männer, hört her! Wer Maputo umlegt, hat für sein Leben ausgesorgt!« Lobos winkte ab. »Das ist doch nicht real gedacht.«
    »Es wird sich rumsprechen, bei den Goldgräbern, den Siedlern, den

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