Das Reich der Dunkelelfen - Weltennebel
Suppe und hartes Brot. Dafür war allerdings das Bier annehmbar, und Horac leerte gleich zwei Krüge nacheinander. Dass er kurz darauf mit einem »Ohh jeeh« nach draußen stürzte, quittierte Nordhalan mit einem gereizten Kopfschütteln.
»Ich möchte nur wissen, warum er so viel Bier trinkt, wenn er es ohnehin nicht verträgt«, murmelte er vor sich hin.
Die Gespräche der Bauern setzten wieder ein, und Nordhalan hörte, dass es um Prinz Kayne ging, Darians angeblichen Sohn. Hier erfuhr er auch endlich, dass Fehenius tot war und Samukal die Regentschaft übernommen hatte. Die Bauern diskutierten darüber, ob es ein gutes oder schlechtes Omen sei, dass nun ein Zauberer über das Königreich von Northcliff regierte.
Als Nordhalan später Horac davon erzählte, meinte der erwartungsgemäß: »Das hat nix Gutes zu bedeuten.« Kaum waren die Worte heraus, zog Horac auch schon betreten die Schultern ein. Allerdings klopfte Nordhalan ihm schmunzelnd auf den Rücken und meinte: »In diesem Fall gebe ich dir durchaus Recht.«
»Wir sollten Lord Samukal, den Zauberer, um Hilfe bitten«, meinte gerade ein Bauer mit einer gewaltigen roten Knollennase, und einige seiner Freunde nickten zustimmend.
»König Rocals Banditen werden immer dreister.«
»Haben mir zwei Kühe geraubt vor zehn Tagen«, fügte ein dürrer Mann mit heiserer Stimme hinzu.
Viele der Bauern wussten ebenfalls von geraubtem Vieh oder verwüsteten Feldern zu berichten. Auch der junge Wirt schimpfte, dass Trolle und Dunkelelfen wohl nicht genug waren, und nun auch ›Rocals Hunde‹, wie er die Krieger nannte, ihr Unwesen trieben.
»Northcliff hat ihm aber auch übel mitgespielt, muss man sagen«, meinte ein älterer Mann mit einer Hakennase. »Erst verbünden sie sich, und dann wird Rocal mit ein paar Säcken Gold abgespeist und wieder in den Süden geschickt. Kein Wunder, dass er wütend ist.«
»Aber dann soll er seine Wut meinetwegen an diesem Samukal oder an irgendwelchen Lords auslassen, und nicht an uns«, bellte der Rotnasige.
Wieder folgte zustimmendes Nicken, und die Männer tranken grimmig aus ihren Krügen.
Nordhalan stimmte dies alles sehr nachdenklich. Samukal war nun der Regent – gut, dass der Zauberer von jeher gerne die Fäden in der Hand gehabt hatte, war kein Geheimnis, aber Nordhalan konnte es insgeheim noch immer nicht fassen, dass der Mann, den er früher bewundert und verehrt hatte, tatsächlich so ein übles Spiel spielte.
»Wir sollten hier übernachten«, schlug Nordhalan vor, als sich das Wetter kein bisschen besserte und die Windböen gegen das Haus prallten, als wollten sie es wegfegen.
Horac stimmte ihm zu, und als der Wirt kam und fragte, ob sie noch etwas trinken wollten, meinte er: »Wir hätten gern ein Zimmer, aber Ihr habt wahrscheinlich eh keins, ohh jeeh, das wird nix, wir müssen sicher draußen schlafen, ohh jeeh, und das bei diesem Wetter!«
Sichtlich verwirrt blickte der Wirt auf Horac hinab. »Natürlich haben wir Zimmer. Nicht sehr groß, aber sicher ausreichend für einen Zwerg und einen Menschen.«
Endlich hielt Horac in seinem Gemurre inne. »Also gut«, grummelte er, dann zog er seine grauen Augenbrauen kritisch zusammen. »Aber sicher sind Wanzen in dem Bett, das weiß ich jetzt schon, ohh …«
»Horac!« Gereizt ließ Nordhalan eine Faust auf den Tisch knallen, sodass alle Gäste zusammenzuckten.
Horac hingegen begann auffallend angestrengt in seinem Bündel zu kramen, wobei er seinen hochroten Kopf beinahe vollständig hineinsteckte.
Nach einer angenehmen Nacht im Warmen und Trockenen brachen die beiden am nächsten Morgen ausgeruht auf. Heute schien die Sonne so strahlend vom blauen Himmel, als hätte es niemals dieses verheerende Unwetter gegeben, und selbst Horac grollte erstaunlich wenig vor sich hin.
Gegen Mittag hatten sie einen steilen Aufstieg hinter sich und sahen den in den schönsten Blautönen schimmernden Rannocsee vor sich. Die ganze Gegend war von kleinen oder größeren Seen durchsetzt und wirkte fast schon lieblich, zumindest, solange die Sonne schien. Auch hier bedeckten Wälder das Land, aber diese waren lichter und von mehr Grünflächen unterbrochen als weiter im Norden. Am sandigen Ufer des Sees machten sie Rast, und Nordhalan schickte sich an, ein Feuer zu entzünden.
Als er ein lautes »Ohh jeeh« hörte, fuhr er wütend herum, doch diesmal war es durchaus angebracht, denn wie aus dem Nichts standen plötzlich schätzungsweise zwanzig bewaffnete Männer hinter
Weitere Kostenlose Bücher