Das Reich der Dunkelheit
stellte.
Einem Soldaten, den er soeben zu Boden gestreckt hatte, presste Arquimaes die Schwertspitze an die Kehle, sodass der Ärmste vor Schmerzen brüllte.
„Zeig uns den Weg zu den königlichen Gemächern, wenn dir dein Leben lieb ist!“, rief der Alchemist.
Der Soldat nickte bereitwillig. Arquimaes packte ihn an den Aufschlägen seiner Uniform und zog ihn hoch.
„Los, vorwärts!“, befahl er ihm.
Sie durchquerten mehrere Korridore, bis der Soldat mit dem Finger auf eine Tür wies. Arquimaes ließ ihn wie einen Sack Kartoffeln auf den Boden fallen.
„Rühr dich nicht vom Fleck!“, warnte er ihn. „Es ist nur zu deinem Besten.“
Im Palast wurde Alarm ausgelöst. Unzählige Soldaten eilten herbei, um die Eindringlinge aufzuhalten. Crispín hielt sie mit Pfeil und Bogen in Schach, bis er und Arquimaes hinter der Tür verschwunden waren, auf die der Verletzte gezeigt hatte.
Arturo hatte mehr als ein Dutzend Wachposten erledigt. Ihre Leichen lagen vor ihm auf dem Boden, während sich die anderen noch fragten, wie es möglich war, dass ein so junger Mann das Schwert mit einer derartigen Geschicklichkeit führte. Sie konnten nicht wissen, dass Arturo keiner Macht der Welt erlaubt hätte, ihn von Alexias Sarg zu trennen.
Der Oberbefehlshaber der Palastwache bildete mit fünf weiteren Soldaten einen Verteidigungstrupp, um mit der Situation fertig zu werden. Sie griffen Arturo gleichzeitig an, überzeugt davon, dass dieser Junge es nicht mit ihnen aufnehmen könne.
Arturo wartete in aller Ruhe ihren Angriff ab. Als sie auf weniger als zwei Schritte herangekommen waren, wurde sein Gesicht hart und entschlossen. Er holte zum Schlag aus. Das alchemistische Schwert verwandelte sich in einen Blitz, dem man kaum mit den Augen folgen konnte.
Binnen weniger Augenblicke lagen sechs weitere Leichen auf dem Boden. Auf ihren Gesichtern zeigte sich ein Ausdruck von Überraschung.
Die anderen Soldaten waren nun vorsichtiger geworden. Sie warteten auf Verstärkung, um diese Tötungsmaschine mit dem seltsamen Symbol auf der Stirn aufzuhalten.
Währenddessen traten Arquimaes und Crispín vor König Aquilion hin. Der schaute sie voller Argwohn an.
„Wer seid ihr, und was wollt ihr?“
„Exzellenz“, sagte Arquimaes respektvoll, „wir möchten Euch um einen Gefallen bitten. Um einen großen Gefallen …“
IV
D IE T RANSVERSALMAUER
H INKEBEIN, M ETÁFORA UND ich steigen die Treppe zu den Kellern hinunter. Als wir vor der Tür zum dritten Keller stehen, holen wir tief Luft und schließen auf. Wir betreten eine unbekannte, fantastische Welt.
„Mal sehen, ob diesmal alles gut geht“, sagt Hinkebein. „Hoffentlich erwartet uns keine Überraschung.“
„Solche Expeditionen müssen voller Überraschungen sein, sonst haben sie keinen Sinn“, sagt Metáfora. „Deswegen machen wir das doch, oder? Um etwas Neues zu entdecken.“
„Theoretisch hast du recht, aber bis jetzt haben wir jedes Mal einen Riesenschrecken gekriegt, wenn wir da reingegangen sind“, entgegnet Hinkebein. „Ich muss euch wohl nicht daran erinnern, dass wir uns auf gefährlichem Terrain bewegen. Wenn etwas passiert, rennt ihr sofort zum Ausgang, klar?“
„Meinst du, die Decke könnte einstürzen oder so was?“, frage ich.
„Diese Mauern sind tausend Jahre alt und in miserablem Zustand. Wir müssen also auf alles gefasst sein. Die Zeit und die Feuchtigkeit haben die Substanz zerstört. Außerdem werden die Holzbalken morsch sein, sie könnten leicht nachgeben …“
„Du bist heute so negativ“, stelle ich fest. „Da kann man richtig Angst kriegen.“
„Neulich habe ich wieder von den Ruinen von Angélicus geträumt. Damals haben meine Kollegen ihr Leben verloren, weil ich nicht vorsichtig genug war. Ich möchte nicht, dass so etwas noch einmal passiert.“
Die Erwähnung der tragischen Geschichte von Angélicus verursacht mir eine Gänsehaut. Hinkebein war damals der verantwortliche Archäologe und zwang seine Kollegen, in einen Stollen zu kriechen,der nicht ausreichend gesichert war. Die Decke brach ein und begrub alle unter sich.
„Hört auf, alles so schwarzzusehen! Schluss mit dem Gerede, wir gehen da jetzt rein!“, sagt Metáfora im Befehlston. „Vorwärts!“
Wir laufen durch den Korridor, der uns zum Palast von Arquimia führt, dem Reich der Gerechtigkeit, das Arquimaes zusammen mit Königin Émedi und der Schwarzen Armee gegründet hat.
Um besser sehen zu können, knipsen wir unsere Taschenlampen an. Wir betreten
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