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Das Reich der Elben 01

Das Reich der Elben 01

Titel: Das Reich der Elben 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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derben Verlusten zogen sich die Geflügelten schließlich zurück. Manche landeten ziemlich unsanft und schleppten sich blutend davon. Viele von ihnen hatten furchtbare Verwundungen davongetragen, und noch mehr waren nicht mehr am Leben.
Aber auch unter den Elben hatte es schlimme Verluste gegeben. Zehn von ihnen hatten in diesem wütenden Kampf ihr Ende gefunden, ein paar weitere waren verletzt, würden aber mit Hilfe der fortgeschrittenen Heilkunst der Elben sicher überleben.
Und dann gab es da noch Hyrandil, Bolandors Sohn!
Prinz Sandrilas hatte ihn keineswegs aufgegeben. Er war von den Äfflingen ins Innere der Affenkopfzitadelle verschleppt worden. Vielleicht konnte man ihn noch retten.
Prinz Sandrilas besah sich noch einmal die wie blank poliert aussehende Spitze seiner Düsterklinge und murmelte: »Ihre Magie scheint nicht sehr stark zu sein.«
»Erzählt mir nicht, dass Ihr etwas anderes wünschtet«, entgegnete Merandil der Hornbläser.
Sandrilas zuckte mit den Schultern. »Jetzt, da ich eigentlich im Besitz dieser Äfflingsmagie sein müsste… Doch wie es aussieht, ist sie unwirksam.«
Sie setzten ihren Aufstieg fort. Die Stufen wurden immer schmaler und gefährlicher; jahrtausendelange Erosion hatte die Kanten abgeflacht, und ganze Stücke lösten sich aus den Stufen, als Elbenfüße sie berührten.
So imposant die Bergfestung der Äfflinge auch wirken mochte, sie zerfiel allmählich. Ein Gedanke, der Lirandil deprimierte, führte er ihm doch vor Augen, dass auch sein
Volk irgendwann nicht mehr sein würde und all ihre Hinterlassenschaften letztendlich verschwinden würden. Irgendwann würde man sich nicht mehr an die Elben erinnern
– vielleicht in tausend Jahren, vielleicht auch erst in zehn
Jahrtausenden. Aber nichts war von ewigem Bestand.
Wieder erreichte der Trupp ein größeres Plateau. Von dort konnte man die Schlucht gut überblicken. Jedes Geräusch, jedes Wort und jeder Schritt riefen kleine Echos hervor.
Die Elben sammelten sich und verharrten eine Weile, um diese Sinneseindrücke auf sich wirken zu lassen. So mancher von ihnen blickte hinab in die Tiefe, wo neben Dutzenden von erschlagenen Äfflingen auch einige getötete Elben in seltsam verrenkter Haltung lagen. In der Schlucht vor der Affenkopfzitadelle wallte merkwürdigerweise kein Nebel, sodass die Blicke der scharfen Elbenaugen bis an ihren Grund und an den Fuß des Berges reichten, wo die Toten lagen.
»Wir werden sie später mitnehmen«, versprach Sandrilas.
»Wenn sie dann noch nicht von den Halbtieren gefressen wurden«, entgegnete Thamandor düster.
Prinz Sandrilas atmete tief durch. Sein Brustkorb hob und senkte sich dabei, während man seinem Gesicht ansah, wie sehr ihm der Gedanke missfiel an das, was mit den Toten vermutlich geschehen würde. »Mag sein«, brummte er. »Aber wenn wir den Lebenden helfen wollen, dürfen wir uns nicht allzu lang mit den Toten aufhalten. Das ist nun mal so.«
Die Rast auf dem Plateau wurde dazu genutzt, die Verletzten zu versorgen. Vor allem Lirandil der Fährtensucher konnte mit einer Reihe von Heilkräuterextrakten aushelfen, die er stets bei sich führte. Extrakte, die in Verbindung mit magischen Formeln erstaunliche Heilkräfte entfalteten.
Ein Geräusch ließ auf einmal alle aufhorchen. Es erinnerte Lirandil an das tiefe Brummen eines Hornissenschwarms, unterlegt mit dem Prasseln eines Waldbrands.
»Der Magen eines Riesenbären mag auf diese Weise knurren«, vermutete Thamandor und setzte spöttisch hinzu:
»Aber dazu kann unser waldgelehrter Fährtensucher mit
Sicherheit mehr sagen.«
Lirandils Humor schien er mit dieser Bemerkung ganz und gar nicht getroffen zu haben. »An Eurer Stelle würde ich mich nicht darüber lustig machen, werter Waffenmeister.«
»Verzeiht, ich wollte Euch nicht…«
»Still!«, zischte Lirandil. Er vollführte eine Handbewegung, die seinen unmissverständlichen Befehl, den er mit der Autorität des Alters und der Erfahrung gegeben hatte, noch unterstrich.
Verwundert gehorchten alle – und starrten ihn an. Es war vollkommen still auf dem Plateau. Keiner der Elben verursachte auch nur den geringsten Laut.
Lirandil wandte den Kopf, um besser hören zu können. Die spitzen, wie langgezogene Wassertropfen geformten Ohren stachen aus seinem dünnen langen Haupthaar. Seine Züge wirkten angespannt, während er konzentriert lauschte.
»Da… schnarcht jemand«, murmelte er. »Ich vermute, dass es der geflügelte Nachtjäger ist, den wir am Himmel als Schatten kreisen

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