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Das Rennen zum Mars

Das Rennen zum Mars

Titel: Das Rennen zum Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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Veränderung des Verhaltens und der Morphologie. Unter Einsatz chemischer Lockstoffe schlossen viele einzelne Zellen sich zu einem Verbund zusammen, zu einer differenzierten reproduktiven Struktur von großer Schönheit und mit leuchtenden Farben.
    Hmmm. Bei näherer Überlegung handelt es sich hier auch um einen Zusammenschluß.
    Sie studierte die Aufnahmen, die sie durchs Mikroskop gemacht hatte. Diese Zeil-Typen hatten wirklich ein unterschiedliches Aussehen. Doch das Schleimpilz-Modell war auch plausibel. Allerdings hatte sie nicht genug Daten, um sich für eine Alternative zu entscheiden.
    Zwei Gehirne würden mehr leisten als eins.
    Soll Chen doch der Teufel holen. Anstatt die Entdeckung gemeinsam auszuwerten, hat er uns den Fehdehandschuh hingeworfen.
    Was sie beim Abstieg in die Fumarole am meisten erstaunt hatte, waren Größe und Komplexität der Strukturen. Sie hatte sich auf einer Zeitreise ins Präkambrium gewähnt, das drei Milliarden Jahre zurückliegende Erdzeitalter, als Anaerobe die Erde beherrscht hatten. Mit Ausnahme der Stromatolithen in der Nähe von Perth waren die Anaeroben, die heute noch auf der Erde lebten, winzig und fristeten in der Regel ein Dasein als ›Einzelgänger‹. Selbst ein Biofilm, eine Lebensgemeinschaft von Bakterien, war noch mikroskopisch klein.
    Auf der Erde hatten die Sauerstoffatmer, die Tiere, das Zepter übernommen. Mit ihrer überlegenen Energie hatten sie die bakteriellen Matten ausgemerzt. Doch hier auf dem Mars regierten die Anaeroben und hatten sich zu höheren Lebensformen fortentwickelt.
    Hmmm. Falls es überhaupt eine irdische Analogie gab, dann vielleicht die Beuteltiere Australiens – pelzige Wirbeltiere, die aber keine Säugetiere im eigentlichen Sinn waren. Sie vermehrten sich langsamer als mit einer Gebärmutter ausgestattete Tiere und waren deshalb so gut wie ausgestorben – nur auf der großen isolierten Insel Australien hatten sie überlebt. ›Außer Konkurrenz‹ hatten sie einen ganzen Kontinent besiedelt und einzigartige Lebewesen hervorgebracht wie Känguruhs, Wombats und das Schnabeltier.
    Hatte so etwas auch auf dem Mars stattgefunden? Dieser Planet hatte nie eine Vegetation hervorgebracht. Weil er sich zu schnell abkühlte, hatte sich auch keine Sauerstoff-Atmosphäre gebildet, die die frühen Lebensformen abgetötet hätte. Ohne die Konkurrenz der energetisch überlegenen Sauerstoffatmer hatten die Anaeroben den Planeten kolonisiert, sich weiterentwickelt und waren aufgeblüht . Sie stellte ein paar Berechnungen an und gelangte zu dem Ergebnis, daß das nutzbare Volumen an warmem, von Höhlen durchzogenem Gestein unter der Marsoberfläche in etwa der bewohnbaren Erdoberfläche entsprach. Reichlich Raum, um neue ›Baumuster‹ zu testen.
    Doch hätte die Evolution das Rätsel des Überlebens auf dem Mars genauso gelöst wie auf der Erde? Etwas rumorte in ihrem Hinterstübchen, jedoch kristallisierte der Gedanke sich nicht heraus.
    Aus dem Augenwinkel nahm sie draußen eine Bewegung wahr.
    Der Dünenbuggy kehrte mit zwei in Raumanzügen steckenden Gestalten zum ERV zurück. Sie seufzte innerlich.
    Die Menschen auf dem Mars unterschieden sich keinen Deut von denen auf der Erde. Kämpferische, ungebärdige und leidenschaftliche Sauerstoffatmer allesamt. Getriebene. Sie waren nur ein Mikrokosmos der großmaßstäblichen Konflikte auf dem Heimatplaneten.

Kapitel 34
1. Februar 2018
    »Das ist höchst interessant«, sagte Marc.
    Er lud gerade routinemäßig Daten von Sensoren herunter, die sie an verschiedenen Orten aufgestellt hatten – vor allem für die Wetterbeobachtung. Trotz des abgekühlten Verhältnisses zwischen den beiden Männern, die im ERV hausten, auf der einen und Viktor und Julia, die das Habitat bewohnten, auf der anderen Seite wußte jeder um die Notwendigkeit der programmierten Wartung. Seit fast zwei Jahren hing ihr Leben von einer gut funktionierenden Ausrüstung ab. Raoul und Marc waren früher am Tag mit dem Dünenbuggy herübergekommen, und Raoul hatte sich gleich darangemacht, die Lebenserhaltungssysteme zu überprüfen.
    »Hm?« Julia schaute vom Rechner auf.
    »Der Airbus-Rover parkt an der Fumarole. Dorthin sind sie also gefahren.«
    »Was? Ich verstehe nicht.«
    »Raoul und ich haben gestern Airbus angerufen, nur daß niemand zuhause war. Das heißt, niemand außer Claudine. Und sie reagierte äußerst zugeknöpft auf die Frage, wo die anderen beiden steckten.
    Nun wissen wir Bescheid.«
    »Was tun sie dort

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