Das Roemische Imperium
im Teutoburger Wald“ trifft wohl nur hinsichtlich der dichten Bewaldung des Kampfgebiets zu, die aus dem germanischen Hinterhalt die tödliche Falle machte. Trotz der ungeheuren Verluste geriet die römische Macht allenfalls regional ins Wanken und wäre auf Sicht auch rechtsrheinisch wieder zu festigen gewesen. Unter dem Augustus-Nachfolger Tiberius jedoch, der Germanien von der eigenen Kriegführung her genau kannte, setzte sich die Meinung durch, dass die Rhein-Donau-Grenze für die Reichssicherung genüge. Von Arminius ging zudem keine Gefahr mehr aus; er fiel im Jahr 21 einem Anschlag zum Opfer.
Publius Quinctilius Varus
Die römische Geschichtsschreibung ist sich einig im Urteil über Publius Quinctilius Varus, den Verlierer der Schlacht gegen Arminius: Ihm wird politisches, menschliches und militärisches Versagen vorgeworfen. Dahinter steckt aber eher eine Sündenbockstrategie. Zumindest teilweise, denn der um 47 v. Chr. geborene Varus hatte sich als Statthalter in der an das Partherreich grenzenden Provinz Syria (6–4 v. Chr.) durchaus in schwierigen Situationen bewährt und sogar die Krise im von Rom abhängigen Juda nach dem Tod des Königs Herodes (4 v. Chr.) entschlossen gemeistert. Wenn man ihm in Germanien Fehlverhalten vorwerfen konnte, dann allenfalls insofern, dass er dem Arminius als römisch erzogenem Fürsten trotz mancher Warnung zuviel Vertrauen schenkte. Dadurch erst zog sich der mit einer Augustus-Nichte verheiratete Varus das Image eines Versagers zu
.
Eines der zahlreichen Beweisstücke, die für einen Schlachtort bei Bramsche-Kalkriese im Osnabrücker Land sprechen, ist diese dort 1987 gefundene Gesichtsmaske eines römischen Legionärs. Sie lässt gute Rückschlüsse auf das individuelle Aussehen des Trägers zu, der bei der Kavallerie diente
.
(c) dpa/picture alliance, Frankfurt am Main
Mit Gift und Dolch
Die Epoche des Augustus-Nachfolgers Tiberius (14–37)
Je länger Augustus Roms Geschicke lenkte, desto besorgter fragten sich die Menschen, wie es nach ihm weitergehen sollte, und am besorgtesten fragte sich das der Kaiser selbst. Er hatte keine direkten männlichen Nachkommen, in denen seine Tugenden nach römischem Ahnenglauben weiterleben würden. Blieben die beiden von ihm adoptierten Söhne Livias (58 v.Chr.–29 n.Chr.), seiner dritten Frau, die er nach einer von ihm erzwungenen Scheidung 38 geheiratet hatte: Tiberius, geboren 42, und Drusus, geboren 38 v. Chr. Sie entsprachen auch nur in Maßen seinen Vorstellungen vom idealen Nachfolger, waren aber wenigstens militärisch tüchtig. Die Wahl zwischen ihnen entfiel dann, weil Drusus schon 9 v. Chr. bei einem Reitunfall umkam.
Obwohl Tiberius wegen seiner schroffen Umgangsformen wenig beliebt war, rührte sich keinerlei Opposition gegen ihn im Senat, denn die alles überstrahlende Autorität des Augustus verbot auch noch nach seinem Tod jede Kritik an seinen Verfügungen. Unter dem nach der Adoption 4 v. Chr. angenommenen Namen Tiberius Iulius Caesar, der den aus der Familie der Claudier stammenden Mann auch als Angehörigen der Sippe der Julier auswies, trat der zweite Kaiser 14. n. Chr. sein Amt an. Es wurde erneut eine lange Regierungszeit (bis 37), aber eine düstere, überschattet von politischem Mord und üblen Intrigen. So konnten zwielichtige Figuren wie Seianus (20 v. Chr.–31 n. Chr.), Kommandeur der Prätorianer, ungeahnte Machtfülle gewinnen und eine Art Nebenregierung aufbauen.
Aufstieg und Fall eines Günstlings
Diesem Gardepräfekten gelang es, den Kaiser, der sich in Rom immer weniger wohl fühlte, im Jahr 27 zur Verlegung seiner Residenz auf die idyllische Insel Capri zu verleiten. Dadurch konnte Seianus in der Hauptstadt fast beliebig agieren und tatsächliche wie angebliche Rivalen, auch solche aus der kaiserlichen Familie, mit Gift oder Dolch beseitigen. Erst als Tiberius erkannte, dass der Ehrgeizling auch vor Plänen nicht zurückschreckte, die ganze Macht („den Purpur“) zu usurpieren, ließ er ihm vom Senat den Prozess machen und ihn mit seinen Kindern hinrichten; der Leichnam wurde zur Abschreckung öffentlich ausgestellt. Von der
pax Augusta
im Innern des Reiches konnte keine Rede mehr sein.
Jesus Christus
Hellenistische Kulte aus dem Osten verdrängten mehr und mehr die angestammten römischen. In die Regierungszeit des Tiberius fiel nun das religiöse Wirken eines Mannes, nach dessen (um etwa vier Jahr zu spät datierter) Geburt das Abendland die Zeit einteilt: Jesus aus Nazareth in
Weitere Kostenlose Bücher