Das Runenschwert (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition)
ausgeklügeltes Spiegelsystem weitergeleitet wurde und aus dem Berg kommen zu schien. Lhur erklärte ihm, dass das Licht vom Sonnenkristall aus der Mitte des Berges weitergeleitet wurde. Dieser Kristall lud sich im Sommer mit Licht auf, wenn es auf Solbaek keine Dunkelheit gab.
Zu essen gab es fast immer einen köstlichen süßen Honigbrei, von dem An’luin nie genug bekommen konnte, obwohl er ihn ständig aß. Er schmeckte gleichzeitig lieblich süß und hatte dennoch eine kräftige Note, die, laut Lhur, von Bergbeeren herrührte.
Als An’luin ihn erneut nach seiner Rettung fragte, sie standen ger ade in einer großen Außenhalle, mit Blick auf die sternenklare Nacht durch die großen Glasscheiben, sagte Lhur, der wie alle anderen hier fast perfekt Ca’el beherrschte: „Dhinwa hat gesehen, dass Du in dieses Loch fallen würdest, doch ich habe auf dem Weg getrödelt, so dass ich eine halbe Stunde später da war.“ Er schaute betreten zu Boden. „Das tut mir leid.“ An’luin war bestürzt über so viel Demut. „Nein, das braucht Dir nicht Leid zu tun. Du hast mich gerettet. Ohne Dich wäre ich tot.“ Lhur erwiderte nichts. Aber An’luins Neugierde war noch nicht gestillt: “Wie weit sind wir vom Dreischafetal entfernt?“ Lhur zog die Stirn zusammen und überlegte. „Ich glaube Eurer Rechnung nach müssten es so 250 Meilen sein.“
„Und wie lange hast Du dazu gebraucht?“
„Das waren ungefähr drei Baeks.“ Lhur erklärte dem fragend blickenden An’luin, dass dies die Zeit bezeichne, die ein junger Mann brauche, um einmal den Berg Solbaek zu umwandern, was nach der Rechnung des Gasts mindestens drei Stunden ausmachen müsste.
Nun war es an An’luin die Stirn in Falten zu ziehen. 250 Meilen in 3 Stunden? Das schaffte noch nicht einmal ein Wolfsschiff. Als ob das alles erklären würde, sagte Lhur: „Skier, wir benutzen Skier. Und wir haben eine besondere Technik.“ Damit stand er auf und führte den jungen Ca’el weiter durch die Mauern von Solbaek, vorbei an lachenden Kindern und geduldigen Erwachsenen.
An’luin hätte sich sehr gerne den Sonnenkristall angeschaut, doch Lhur hatte ihm klar gemacht, dass das aufgrund der extremen Strahlkraft des Steines unmöglich war. Der Kristall lag in der Mitte des Berges in einem Krater, welcher von einer Eisschicht überdeckt war. Im Sommer schmolz die Eisschicht und der Kristall füllte sich mit Sonnenlicht, welches dann fast 24 Stunden am Tag schien. Wenn An’luin in einiger Entfernung auf den Berg Solbaek schauen würde, dann würde er den Lichtstrahl erkennen, der sich aus dem Berg senkrecht in den Himmel ergoss.
Dennoch erkundete An’luin das Schloss Solbaek noch mehr. Er war erstaunt, dass er ganz ohne Führer alles sehen konnte was er wollte, bis auf den Kristall. Überall wo er hinkam wurde er freundlich b egrüßt und ihm wurden mit viel Geduld Fragen beantwortet. Tatsächlich waren die meisten Laauri, die er traf, junge Menschen oder Kinder. Nach ihrem Alter wollte er allerdings aus Höflichkeit nicht fragen.
Er fand ba ld heraus, dass es im Berg ein Tunnelsystem gab, das auch zur Nord- und Südseite des Berges führte, wo ebenfalls Häuser, Türme, Terrassen und Balkons in den Felsen eingefügt worden waren. An der Nordseite sah er ein paar Laauri einen neuen Turm errichten und er wunderte sich, dass auch Kinder mitarbeiteten. Ein bärtiger Mann mit kurzen Haaren, den er, wenn er ein Mensch gewesen wäre, auf 30 geschätzt hätte, erklärte ihm, dass Kinder ebenso gut arbeiten würden wie Erwachsene. Sie bräuchten ein wenig Anleitung, aber dafür waren sie mit viel Eifer bei der Sache. Sobald An’luin auf die Terrasse gekommen war, von der aus der Turm gebaut wurde, hatten ihn die jüngeren Kinder umringt und ihm Fragen gestellt. Als er weiter gegangen war, winkten ihm die Leute zu, nachdem sie ihn vorher noch zum Mittagessen eingeladen hatten. Er trat den Heimweg über einen höher gelegenen Pfad, der an der Außenseite des Berges entlang führte, an und überlegte, was anders war an diesen Laauri oder Liir, wie Tallhan gesagt hatte.
Es war nicht nur, dass die Erwachsenen wirklich erwachsen wir kten. Sie waren auch ungewöhnlich offen, so als ob sie kein Feindbild bräuchten. Wenn An’luin an andere Menschen dachte, dann teilte er diese immer in potenzielle Freunde oder Feinde ein. Die Einteilung konnte sich auch ändern – so hatte er in den Wolfingern, die ihn entführt hatten, erst einmal nur Feinde gesehen. Dann hatte er
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