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Das Salz der Mörder

Das Salz der Mörder

Titel: Das Salz der Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Otto Stock
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Vorrecht auf Mitbestimmung.
    David
traf sechs Tage später ein. Wir beschlossen, Steven nach Deutschland zu
überführen und ihn in Freilassing zusammen mit seiner Verlobten Roswitha in
einem Gemeinschaftsgrab beizusetzen. Als wir alles Wesentliche besprochen
hatten, verabschiedete ich mich von Roger und Angelique und bedankte mich recht
herzlich für ihre Gastfreundschaft.
    Wieder
brachte mich David zum Flughafen. Er übergab mir mein ganzes Kapital, das
heißt, alle Dokumente, die mich als Eigentümer dafür auswiesen. Wir klapperten
die fünf Banken ab, in denen Steven und David noch acht Wochen zuvor mein
Vermögen hinterlegt hatten. Überall stellte ich mich im gebrochenen Französisch,
das mir David in einem Fünfminutenkursus beibrachte, als Ted Berliner vor und
wies mich mit meinem britischen Reisepass aus. Damit stand einer Transferierung
des Geldes nach Europa oder sonst wohin, nichts mehr im Wege. Nachdem das
erledigt war, fuhr mich David zum nahegelegenen Airport. Wir verabredeten, nach
Abschluss aller Formalitäten und Stevens Überführung nach Deutschland, uns zur
Beerdigung in Freilassing wiederzusehen. Wir umarmten uns. Ich glaube, jeder
hatte einen Kloß im Hals, denn wie immer bei unseren Abschieden sprachen wir
nicht viel. Ich sagte: „Nochmals vielen Dank. Also, bis bald. Grüße deine Peggy
von mir. Mach’s gut, David.“
    Er
sagte: „Kopf hoch, Ted Berliner, grüße deine Frau von mir, unbekannterweise.
Wie hieß sie doch gleich? Ach ja, Vera Berliner.“
    „Von
ihrem neuen Namen und ihrem gefälschten englischen Pass weiß meine ehemalige
Frau noch gar nichts. Übrigens weiß sie nicht einmal, dass ich gerade auf dem
Weg zu ihr bin. Was mich betrifft, ist mir nicht klar, wie sie mich überhaupt
aufnehmen wird nach all den Jahren. Vielleicht hat sie inzwischen geheiratet
und ist glücklicher ohne mich.“
    „Denk
daran, Freddy, es kann nur besser werden. Das Beschissene haben wir längst
hinter uns gebracht.“
    Ich
flog nach Paris. Von dort aus fuhr ich mit dem Zug nach Zürich, um ein Konto zu
eröffnen. Deutschland erschien mir für dieses Vorhaben als nicht zuverlässig
genug. Obendrein hätte ich gerade in meinem Heimatland auf viele dumme Fragen,
viele dumme Antworten über die Herkunft des Geldes geben müssen. In dieser
Beziehung vertraute ich den schweigsamen Schweizer Eidgenossen allemal mehr.

86. Hamburg-Fuhlsbüttel
     
    Währenddessen
die nächtlichen Bergungsarbeiten in Wusterwalde allen Beteiligten volle Aufmerksamkeit
abverlangte und das erste Salz aus dem Hochdruckabsauger ratterte, stand die
Boing 747 mit einer sechsköpfigen Besatzung seit fünfzehn Uhr dreißig Ortszeit
voll getankt und startklar auf der Rollbahn des Hamburger Flughafens
Fuhlsbüttel. Ausdauernd warteten die über fünfhundert eingeflogenen
Sektenmitglieder in Marschformation vor der Gangway auf den Befehl ihrer
Führerin die Maschine zu besteigen.
    Es
war nun gegen dreiundzwanzig Uhr. Der Innensenator der Elbmetropole verhandelte
bereits mehr als sieben Stunden ununterbrochen mit der Hansen über
Startbedingungen, Sondergenehmigungen für außerplanmäßige Flugbewegungen,
Anträge bei der niedersächsischen Landesregierung in Hannover für die Benutzung
besonderer Flugkorridore und so weiter und so fort. Er sei keineswegs ein
Experte und müsse sich daher selbst den Anordnungen und Sicherheitsbestimmungen
der Flughafenleitung unterordnen, versicherte er ihr glaubwürdig. Wenn es nach
ihm ginge, hätte die Boing längst starten und Hamburg ungehindert verlassen können.
Jedoch ginge es bedauerlicherweise nicht nach ihm. Es ginge und geht nach dem
Bundesverkehrsministerium, nach der Deutschen Flugsicherung, der Vereinigung
Cockpit und weiteren Gremien und Kommissionen, die unter keinen Umständen
Menschenleben gefährden wollten. Doch diese Gefährdung trete unweigerlich ein,
wenn durch punktuelle Störungen der Flugverkehr unkontrollierbar beeinträchtigt
würde. „Wir denken dabei auch an Ihre eigene Sicherheit, Frau Doktor Hansen.“
Der Innensenator sprach es mit bebender Stimme.
    Die
Gespräche wurden per Mobiltelefon geführt. Es war allen Beteiligten klar, man
wollte Zeit gewinnen. Diese Zeit hatte Staatsanwalt Schmid-Mertens ausgiebig
genutzt, um Vorbereitungen für die Erstürmung der Maschine zu treffen. Er
wollte die Dunkelheit dafür ausnutzen und hoffte auf einen entscheidenden
Fehler seiner Gegenspielerin.
    „Ich
frage mich schon den ganzen Tag, warum diese Hansen ihre Frauen fünf,

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