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Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe

Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe

Titel: Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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ich Sie vielleicht daran erinnern, Herr Kroeger, daß ich – die englische Sprache hinreichend beherrsche!«
    »Warum gebrauchen Sie sie dann nicht?«
    »Weil ich nicht der Ansicht bin, daß es notwendig ist.«
    »Das ist es jetzt aber, verdammt!«
    Plötzlich klatschte Hitler zweimal in die Hände, um damit alle zum Schweigen aufzufordern. Ludendorff war diese Geste unangenehm, aber sein Respekt für Hitlers Talente – ein
Respekt, der an Ehrfurcht grenzte — veranlaßte ihn, ein solches Benehmen zu dulden.
    »Das reicht jetzt, alle beide!«
    Hitler trat vom Tisch zurück und wandte sich ab. Er verschränkte die Hände hinter dem Rücken. Einige Augenblicke lang sagte er nichts, aber niemand brach das Schweigen. Weil es sein Schweigen war – und Goebbels mit seiner ausgeprägten Liebe für alles Theatralische beobachtete befriedigt, welche Wirkung Hitler auf die anderen ausübte.
    Ludendorff andererseits war verstimmt. Der Hitler, den er so gut kannte, war auch durchaus zu unüberlegten Entschlüssen fähig. Ein Visionär vielleicht, aber in Entscheidungen, die sich auf die praktischen Realitäten des Alltags bezogen, häufig recht oberflächlich. Unglücklicherweise mochte er auch keine Auseinandersetzungen über solche Dinge. Das machte Ludendorff und Rosenberg, den wahren Architekten der neuen Ordnung, das Leben häufig schwer. Der alte Soldat hoffte, daß dies nicht wieder einer der Fälle sein würde, wo Hitler seine Meinung in den Wind schlug. Ebenso wie er selbst war Reinhart ein Junker, stolz und unbeugsam. Man mußte ihn sehr geschickt anpacken. Wer wußte dies besser als der ehemalige Feldmarschall der kaiserlichen Armee, der sich gezwungen sah, seine Würde inmitten einer tragischen Niederlage zu bewahren?
    Adolf Hitler sagte mit leiser Stimme: »Wir werden tun, was Kroeger gesagt hat. «
    »Herr Hitler stimmt Ihnen zu, Kroeger!« Heß lächelte Kroeger entzückt an. Der arrogante Ludendorff gab sich ihm gegenüber immer sehr herablassend, und dies war keineswegs ein kleiner Sieg über ihn. Reinhart war der Preis. Wenn Kroeger recht hatte, würde Ludendorff eine schlechte Figur abgeben.
    »Warum? Das ist sehr gefährlich.« Ludendorff mußte widersprechen, obwohl er wußte, daß es keinen Sinn hatte.
    »Sie sind zu vorsichtig, Ludendorff«, meinte Hitler. »Kroeger hat recht. Aber wir werden noch einen Schritt weitergehen. «
    Rudolf Heß richtete sich auf, musterte Ludendorff und Goebbels und stieß Scarlett mit dem Ellbogen an. »Herr Hitler
sagt, daß unser Freund Ludendorff übervorsichtig ist. Er hat recht. Ludendorff ist immer vorsichtig. Aber Hitler möchte auf Ihren Vorschlag eingehen...«
    Adolf Hitler begann langsam, mit fester Stimme zu sprechen, und jeder seiner Sätze wirkte endgültig. Während er sprach, musterte er befriedigt die Gesichter seiner Zuhörer. Am Ende spie er die Worte förmlich aus: »Da ist Montbéliard! «
    Für jeden bedeutete dieser Satz etwas anderes, hatte aber einen gemeinsamen Nenner – der Mann war ein Genie.
    Für Heß war Hitlers Schluß mit einem Genieblitz politischer Einsicht gleichzusetzen.
    Für Goebbels hatte Hitler aufs neue seine Fähigkeit unter Beweis gestellt, die fundamentale Schwäche des Gegners zu erkennen und sich selbst zunutze zu machen.
    Für Ludendorff hatte der Österreicher eine mittelmäßige Idee aufgegriffen, ihr seine eigene Kühnheit hinzugefügt und daraus ein Stück brillanter Strategie gemacht.
    Heinrich Kroeger – Scarlett – fragte: »Was hat er gesagt?«
    Aber Rudolf Heß antwortete nicht. Vielmehr ergriff Erich Ludendorff das Wort, ohne dabei den Blick von Adolf Hitler zu wenden. »Herr Hitler hat gerade – das Militär auf unsere Seite gezogen, Kroeger. Mit einer kurzen Feststellung hat er die zögernden Preußen für uns gewonnen.«
    »Was?«
    Rudolf Heß wandte sich zu Scarlett. »Man wird General Reinhart sagen, daß man, sofern er nicht tut, was wir verlan-‘ gen, den Behörden in Versailles mitteilen wird, daß er insgeheim über illegale Lieferungen verhandelt. Das ist die Wahrheit. Man kann Montbéliard nicht ableugnen. «
    »Er ist ein Junker«, fügte Ludendorff hinzu. »Montbéliard ist der Schlüssel, weil es die Wahrheit ist. Reinhart kann das, was er getan hat, nicht leugnen. Selbst wenn er die Versuchung dazu verspüren sollte, es gibt zu viele, die Bescheid wissen – von Schnitzler, Kindorf. Selbst Krupp. Reinhart hat sein Wort gebrochen.« Und dann lachte Ludendorff heiser. »Das heilige Wort eines

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