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Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe

Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe

Titel: Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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hinuntergefahren, um sich daran zu gewöhnen und etwas Übung
im einhändigen Fahren zu bekommen. Die Benzinuhr zeigte rempli, und sie waren bereit.
    Genauer gesagt, Elizabeth Scarlatti war bereit.
    Sie war wie eine Gladiatorin – bereit, zu bluten und anderes Blut zu vergießen. Sie war eiskalt, aber gefaßt.
    Und ihre Waffen waren Papier – ihren Widersachern unendlich gefährlicher als Dreizack oder Schlachtbeil. Und außerdem war sie, wie es sich für einen guten Gladiator gehörte, in höchstem Maße selbstsicher.
    Das war mehr als ihre letzte grande geste, das war der Höhepunkt eines Lebens – ihres Lebens, das sie Giovanni geweiht hatte. Sie würde ihm keine Schande machen.
    Canfield hatte immer wieder die Karte studiert, bis er sie auswendig kannte. Er hatte sich den Weg zum Falkenhaus eingeprägt. Sie würden Zürich rechts liegen lassen und in Richtung Kloten fahren, dann in nördlicher Richtung bis Bülach. Etwa eine Meile nach Bülach, auf der Straße nach Winterthur, würde links die Einfahrt zum Falkenhaus kommen.
    Er hatte den Wagen auf hundertdreißig Stundenkilometer hochgejagt und bei neunzig scharf auf einer Strecke von fünfzehn Metern gebremst, ohne daß die Sitze sich verschoben.
    Der Genfer Geheimpolizist hatte gute Arbeit geleistet. Aber er war auch gut bezahlt worden, mit fast zwei Jahresgehältern. Und der Wagen trug ein Nummernschild, das ihm überall freie Durchfahrt sicherte – eine Nummer der Züricher Polizei. Canfield hatte ihn nicht gefragt, wie er das zuwege gebracht hatte. Elizabeth meinte, mit Geld könnte man sehr viel erreichen.
    »Ist das alles?« fragte Canfield, als er Elizabeth Scarlatti zum Wagen führte. Er meinte damit die eine Aktentasche, die sie trug.
    »Das genügt«, sagte die alte Frau, während sie ihm den Fußweg hinunter folgte.
    »Sie hatten ein paar tausend Blätter, hunderttausend Zahlen! «
    »Die haben jetzt keine Bedeutung mehr.« Sie hielt die Aktentasche auf dem Schoß, als Canfield die Wagentür schloß.
    »Und wenn man Ihnen Fragen stellt?« Er steckte den Schlüssel in die Zündung.
    »Das wird man ohne Zweifel tun. Und dann werde ich antworten. « «
    Sie wollte nicht reden.
    Sie fuhren zwanzig Minuten lang, und die Straßen entsprachen genau Canfields Vorstellungen. Er war sehr mit sich zufrieden. Er war ein selbstsicherer Navigator. Plötzlich begann Elizabeth zu sprechen.
    »Es gibt da etwas, das ich Ihnen bis jetzt nicht gesagt habe und das Sie auch nicht erwähnten. Es ist nur fair, wenn ich Sie jetzt darauf hinweise.«
    »Worauf?«
    »Es ist möglich, daß keiner von uns beiden diese Konferenz überlebt. Haben Sie darüber nachgedacht?«
    Natürlich hatte Canfield darüber nachgedacht. Er hatte seit dem Boothroyd-Zwischenfall ein Risiko auf sich genommen, wenn dies das richtige Wort war. Später war das Risiko zu einer Gefahr angewachsen, als ihm klargeworden war, daß Janet und er wahrscheinlich ein Leben lang zusammenbleiben würden. Seit er wußte, was ihr Mann ihr angetan hatte, war für ihn eine Verpflichtung daraus geworden.
    Und seit die Kugel zwei Zoll vom Tode entfernt seine Schulter durchdrungen hatte, war Matthew Canfield auf seine Art ein Gladiator geworden, ebenso wie Elizabeth. Sein Zorn war jetzt sein wichtigstes Motiv.
    »Sie kümmern sich um Ihre Probleme – und ich mich um die meinen, okay?«
    »Okay. Darf ich Ihnen sagen, daß Sie mir recht lieb geworden sind... Oh, hören Sie auf, mich wie ein kleiner Junge anzusehen! Sparen Sie sich das für die Damen! Ich bin wirklich keine. Fahren Sie weiter.«
     
    An der Schweizer Bundesstraße 7 nach Winterthur, einen halben Kilometer vor dem Falkenhaus, verläuft die Straße schnurgerade und ist zu beiden Seiten von hochaufragenden Fichten gesäumt. Matthew Canfield drückte das Gaspedal durch und holte aus dem Wagen heraus, was er hergab. Es war fünf Minuten vor neun, und er war fest entschlossen, dafür
zu sorgen, daß die Frau an seiner Seite ihre Verabredung pünktlich einhielt.
    Plötzlich winkte ein Mann im Lichtkegel der Scheinwerfer. Er winkte mit beiden Händen, hielt sie hoch über dem Kopf erhoben und stand mitten auf der Straße. Er gab das weltweit bekannte Haltezeichen – Gefahr. Trotz Canfields hoher Geschwindigkeit verließ er die Straßenmitte nicht.
    »Festhalten!« Canfield raste weiter, ohne auf den Menschen vor ihm zu achten.
    Plötzlich knatterten zu beiden Seiten der Straße Schüsse.
    »Hinunter!« schrie Canfield. Er trat das Gaspedal immer noch durch

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