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Das Schloss Im Moor

Titel: Das Schloss Im Moor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Achleitner
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fährt wenige Minuten
später weg. Können der gnädige Herr bis elf Uhr reisefertig hier sein?«
    »Gewiß! Handgepäck wird ja genügen für acht Tage! Also kommen Sie, wir springen
heim!«
    »Pardon! Ich möchte lieber hier auf Sie warten, in Schloß Ried einstweilen nicht gesehen
werden.«
    »Weshalb nicht?«
    »Weil der Gedanke doch sehr nahe liegen muß, daß bei einer Abreise des Chefs unbedingt der Verwalter
daheim zu bleiben habe!«
    »Stimmt! Gut! Bleiben Sie hier, ich werde Punkt elf Uhr angefahren kommen! Auf Wiedersehen!«
    Kaum war Theo gegangen, gab Wurm eine Depesche auf, die dem zur Landesgrenze rollenden Personenzug nachgejagt wurde.
Sodann stärkte sich der Verwalter in der Bahnhofsrestauration durch ein üppiges Frühstück und vertrieb
sich die Zeit mit Lesen und Rauchen. Nach etwa einer Stunde kam mit fragend suchender Miene ein Angestellter des
Telegraphenamtes in die Restauration mit einer Depesche in der Hand. »Hierher! Ich erwarte ein Telegramm!« rief
hochfahrend Wurm, nahm die Depesche ab, gab dem Mann eine Kleinigkeit Trinkgeld und las das Telegramm: »Bin, wie
gewünscht, morgen Hôtel de la ville!«
    Zufrieden rieb sich Wurm die Hände, zerriß das Telegramm in winzige Stückchen und warf es dann unter den
Tisch.
    Als Theo prompt erschien, übernahm Wurm die Obliegenheiten des Reisemarschalls, bat aber zugleich um Überlassung
der Reisekasse und Befehl bezüglich der Wagenklasse.
    »Natürlich Zweiter! Hier einstweilen ein Hunderter! Sie sind mein Gast auf dieser Fahrt, auf die ich mich
riesig freue!«
    Sicher und gewandt erledigte Wurm die nötigen Geschäfte am Schalter, der Mann verstand sein Amt als
Reisemarschall, und Theo hatte seine Freude daran, mit solcher Höflichkeit bedient zu werden. Sein neuer Verwalter ist
zweifellos eine Perle, eine ausgezeichnete Akquisition. Es geht eben nichts über geschulte Angestellte!
     

Neuntes Kapitel
     
     
    Die Fenster eines eleganten Salons im Hôtel de la ville zu Triest boten einen entzückenden Blick auf den Hafen,
den Schornsteinwald vieler Schiffe und hinaus auf die blaue Adria. Drüben am neuen Kai die wuchtigen Orientdampfer, am
Molo San Carlo griechische Zweimaster, die Triest mit Feigen versorgen, dazwischen Schoner und Kauffahrteischiffe aller
Länder, und dann das Chaos von Gaëten, Misticos, Navicellos, Trabacolos, Brazzevas, Polaccas, wahre
Nußschalen gegen die stolzen Lloydschiffe, winzige Boote, die gegebenenfalls vor der Bora flüchten wie die Spreu
vorm Wind, sonst aber, das lateinische, vielfach geflickte Segel gehißt, kühn hinausfahren in die blaue See. Reges
Leben herrscht im Hafen; wo immer zwei braune Gestalten zusammentreffen, wird gelärmt, als stecke einer am Spieß,
die Lebhaftigkeit des Südens macht sich allenthalben geltend trotz der Hitze, die brütend über der reizenden
Bai liegt.
    Theo konnte sich von dem fesselnden Bilde nicht losreißen, immer wieder erquickte sich sein Auge daran,
entzückt pries er den Gedanken Wurms, diesen Abstecher vorgeschlagen zu haben, denn wahrscheinlich nie im Leben
wäre Theo ohne diesen Vorschlag an die Gestade der Adria gekommen. »Und Venedig soll noch interessanter
sein?« fragte Theo seinen Begleiter, der gelangweilt am Fenster stand.
    »Geschmackssache! Habe übrigens aus dem Fahrplan ersehen, daß Überfahrt zur Lagunenstadt nur nachts
stattfindet, Ankunft in Venedig sechs Uhr früh! Das ist nichts für Sie, kostet die Nachtruhe! Ich schlage einen
Abstecher entweder nach Korfu oder Brindisi auf einem großen Dampfer vor!«
    »Auch recht! Aber können wir zum Monatsersten wohl rechtzeitig daheim sein?«
    »Unbesorgt! Ich bürge dafür, allerdings vorausgesetzt, daß uns das Geld nicht ausgeht. Von Brindisi
müssen wir Schnellzüge bis Verona, von da ab den Südnordexpreß benützen, um pünktlich in
Schloß Ried zu landen!«
    »Geld habe ich genügend mit, langen wir mit tausend Mark?«
    »Gewiß! Nur muß deutsche Reichswährung hier in italienisches Geld umgetauscht werden. Ich werde das
gleich besorgen. Darf ich bitten, nun mit mir zu einem echt Triestiner Frühstück zu gehen?«
    »Das können wir doch auch im Hotel nehmen? Kann mich nicht trennen von dem Blick auf den Hafen!«
    »Der Besuch einer Trattoria bietet auch etwas für Sie Neues! Kommen Sie!«
    Einigermaßen widerwillig fügte sich Theo und ging mit. In der Halle des eleganten Hotels kam den Herren eine
äußerst anziehende, elegant gekleidete schlanke Dame von reizenden

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