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Das Schloss Im Moor

Titel: Das Schloss Im Moor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Achleitner
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Körperformen entgegen, die dem jungen
Schloßherrn verführerisch zulächelte, als Theo unwillkürlich ehrerbietig grüßte.
    Vor dem Hotel am Kai promenierend, fragte Theo, wer wohl die elegante Dame sein könnte, jedenfalls von
Distinktion.
    »Wünschen Sie Anschluß?« fragte Wurm.
    »Wäre entzückende Reisegesellschaft, fürchte aber, daß mir der Spaß zu teuer kommen
könnte.«
    »Keine Angst! Sie brauchen sich keineswegs hoch zu engagieren!«
    »Kennen Sie die elegante Schönheit?«
    »Hm! Diskretion bindet mir eigentlich die Zunge, darf einen hohen Herrn nicht bloßstellen . . .«
    »Wieso hohen Herrn? Dann wäre ja die Dame . . .«
    »War Vorleserin bei einer Hoheit, hm, persona gratissima, mußte aber wegen Toleranzmangel der legitimen
Gnädigsten die Segel streichen. Doch wir müssen dem Canale grande zusteuern, hübscher Blick, was?«
    Für die griechischen Schiffe im Kanal, der bis zur Fruchthalle im Stadtinnern sich hinzieht, hatte Theo nun kein
Interesse mehr, ihn beschäftigten Gedanken an die schöne Dame, die nach der Erzählung Wurms nicht mehr
unerreichbar scheint. Ein galantes Reiseabenteuer wäre nicht so ohne, nur hegte Theo, dem dergleichen neu war, die
Sorge, daß die Groschen zu früh alle werden könnten; ein Heimtelegraphieren um Geldnachsendung war aber
undenkbar, müßte das Geheimnis dieser reizvollen Spritzfahrt aufdecken und einen heillosen Verdruß bei Mama
erzeugen. Es hieß also sparsam sein und kostspielige Sprünge vermeiden.
    Wurm geleitete seinen jungen Chef in die Trattoria Bisaldi, ein Restaurant, bürgerlich geführt und doch
originell. Inmitten des Lokales befand sich die Küche, ein offener Herd mit Feuer unter den Rosten, am Büfett
lagerten frische Fische zur Schau, Meerspinnen und Austern, eine Augenweide für den Südländer. Ein Duft von
Öl, Fischen und Gulasch zog durch den Raum.
    Die Herren ließen sich an einem Tische nieder, dessen ehemals weiß gewesenes Linnen breite Rotweinflecke
aufwies.
    Ein Kellner sprang herbei und schnatterte: »Die Erren sein Tedeschi, habe die Ehre, wünschen?«
    »Wir sind erkannt!« lachte Theo.
    Wurm bediente sich trotzdem der italienischen Sprache: »Portatemi vino nero Terano!«
    »Si, Signor!« rief der Kellner und holte den verlangten tiefdunklen Istrianerwein. Als der Kellner mit zwei
Porzellangefäßen, die eine verzweifelte Ähnlichkeit mit Geschirren für Kaffee und Milch hatten,
angerückt kam und diese aparten Gefäße schwarzen Wein enthielten, lachte Theo, daß ihm das Wasser in
die Augen schoß. »Führ' ich bei meinen Wirten ein, Bier aus Kaffeekännchen, das wäre
famos!«
    »Die Erren wünsche su speis?«
    »Pesce!«
    »Aber tun Sie doch dem Kerl den Gefallen und bestellen Sie auf deutsch!« bat Theo, dem das gebrochene Deutsch
des Kellners Vergnügen bereitete.
    »Subito, Signori! Gleik!«
    Von den Fischen in tadellos frischem Zustande wählten die Herren rotgoldene Orada, eine Portion Sepia fritte sowie
Austern. Letztere wurden sofort vor den Augen der Besteller geöffnet und mit riesig großen Zitronen gebracht.
    »Was? Die Austern sind ja nahezu schwarz!« rief Theo überrascht.
    »Die Triestiner Auster ist immer dunkel, keine Natives, aber ebensogut, wenn frisch. Der Ruf Bisaldis
gewährleistet frischeste Ware!«
    »Nein, ich kann das schwarze Zeug nicht essen!«
    Wurm zuckte mit den Achseln und schluckte mit Virtuosität das Dutzend eiligst hinunter.
    »Das Austernessen haben Sie los, Herr Verwalter!« staunte Theo.
    Ein schwerer Duft und Dunst von heißem Öl zog durch die Trattoria, es schmorte die Orada, mit Olivenöl
begossen, auf dem Rost, und ein Teil Tintenfisch wurde in heißem Öl gebacken.
    Theo hustete, und als ihm die Orada, wunderbar gebraten und garniert vorgesetzt wurde, mußte der Schloßherr
sich zwingen, wenigstens einen Bissen zu kosten. Das Öl aber machte ihm den Imbiß ungenießbar. »Weg
damit oder es geschieht ein Unglück!«
    Grinsend trug der Kellner die Speise weg und lachte leise: »Tedeschi sempre!«
    Theo glaubte, auch dem schwarzen Wein Mißtrauen entgegenbringen zu sollen, kostete aber doch und fand den Istrianer
Rebensaft gut.
    »Trinken Sie nach Herzenslust, Herr Tristner, der Wein ist echt und kann en gros an der Meeresküste genossen
werden. Sie glauben gar nicht, was die Seeluft alles bewirkt!«
    »Oh, das will ich nicht bezweifeln!« meinte Theo und bat hierauf, es möge Wurm die Zeche bereinigen und
ihn zum Hotel zurückgeleiten. Ein

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