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Das Schloss Im Moor

Titel: Das Schloss Im Moor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Achleitner
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dem angeblichen Baron Hodenberg in irgendwelcher Beziehung, die Sie veranlassen kann, in solcher
Weise für den Verhafteten einzutreten?«
    »Allmächtiger Gott! Was denken Sie?!«
    »Ich ziehe lediglich Schlüsse aus Ihrer Äußerung und Ihrem Verhalten! Steht der Verhaftete Ihnen
fern, so haben Sie doch keine Veranlassung, für Hodenberg einzutreten und seine Freilassung zu fordern! Da Sie mich
jedoch um die unmögliche Haftentlassung ersuchen, muß ich glauben, daß der ausweislose Häftling in
besonderen Beziehungen zu Ihnen oder der Familie Tristner steht; es ist daher Amtspflicht, hierüber Klarheit zu
schaffen. Wenn Sie infolge großer, mir ganz unerklärlicher Aufregung hierüber nicht sprechen können und
wollen, werde ich dienstlich Ihre Frau Mutter und Ihren Herrn Bruder vernehmen müssen.«
    »Entsetzlich! Schonen Sie meine Mama! Sie weiß ja von nichts!«
    »Und Herr Theo Tristner?«
    »Theo weiß auch nichts!«
    »Gut! Bleiben nur Sie. Bitte, sagen Sie mir, was Ihnen über den angeblichen Baron Hodenberg bekannt
ist!«
    »Ich weiß so wenig über ihn wie Sie selbst!«
    »Weshalb aber dann Ihr Erscheinen in der Gerichtskanzlei und diese hochgradige Aufregung?«
    Verwirrt stammelte Olga: »Die Ehre unseres Hauses!«
    Schon wollte Doktor Thein darauf hinweisen, daß die Ehre der Tristnerschen Familie doch in keiner Weise berührt
sei, wenn Hodenberg irgendwie in den Maschen des Strafgesetzes hängenbleibe.
    Olga stotterte: »Verzeihung, Herr Doktor, Luft, ich weiß nichts, entschuldigen Sie!« und eilte wie von
Furien gejagt aus der Kanzlei.
    Verdutzt stand der Amtsrichter inmitten der Stube, für den Moment außerstande, sich die Flucht Olgas
erklären zu können. Mählich aber kam doch der Jurist wieder zur Geltung, ruhig kombinierte Thein, bis er an
die Möglichkeit geriet, daß der verhaftete Baron Olga Tristner betört, ihr Herz geraubt haben könnte,
und bei diesem Gedanken überlief es Doktor Thein eiskalt. »Herr des Himmels, wenn das wahr ist, dann erwürg'
ich den Kerl!« ächzte der Richter und schlug mit der Faust auf den Schreibtisch. Mit Ruhe und Überlegung, mit
dem Aktenstudium war es für heute zu Ende, das Herz war alarmiert, wild jagten die Gedanken durch den erregten Kopf.
»Luft, Luft, Clavigo!« rief Doktor Thein, verschloß Hodenbergs Effekten im Schreibtisch und eilte ins
Freie.
     

Elftes Kapitel
     
     
    In gedrückter Stimmung war Theo heimgekehrt, allein und über München, unzufrieden mit sich, ärgerlich
darüber, den Meerbummel vollführt zu haben. Seine Rückkehr fand fast keine Beachtung, die Bewohner des
Schlosses standen zu sehr im Banne des Ereignisses der Verhaftung Hodenbergs. Nur die Mama erkundigte sich, welcher Art die
von Theo in München besorgten Geschäfte waren. Theo errötete im Angesicht der blinden Mutter vor Scham, tiefe
Reue erfaßte ihn, doch eine Notlüge war geboten, es mußte geflunkert werden, um die arme schwergeprüfte
Mama nicht in Unruhe und Sorge zu versetzen. Eine glaubwürdige Ausrede hatte sich Theo schon im Orientexpreß auf
der Fahrt von Wien nach München zurechtgelegt, jetzt plapperte er sie herunter, und die Mutter glaubte jedes Wort, lobte
den Geschäftseifer des Sohnes und trieb dadurch unbewußt den schmerzhaften Stachel bitterer Reue in Theos
Brust.
    Die Folge der Audienz war, als Theo im Büro saß, ein energischer Entschluß zu gründlicher Besserung
und Sühne: Theo telegraphierte an Wurm Hotel Bristol Wien die Vertragskündigung unter Angebot einer
Geldentschädigung von tausend Mark, an Fräulein Camacero schickte er eine Absagedepesche, Schloß Ried sei von
Gästen besetzt, daher müsse die Besuchseinladung zurückgezogen werden.
    Befreit von allen Qualen sittlicher Bedrückung, widmete sich Theo mit regem Eifer dem Geschäfte, in der emsigen
Arbeit gewann er die alte Fröhlichkeit wieder, die ihn der Niedergeschlagenheit Olgas ebensowenig wie der Angelegenheit
Hodenbergs achten ließ. Die gute Laune verwandelte sich tags darauf in Verlegenheit, als Herr Verwalter Wurm erschien
und seinen Posten antreten wollte. Jetzt hieß es Farbe bekennen! Theo fand dem zielbewußten Manne gegenüber
nicht den Mut, von der Kündigungsdepesche, welche offenbar den Adressaten nicht erreicht hatte, Mitteilung zu machen, er
wagte nicht, die Kündigung auszusprechen aus Furcht, daß der darob beleidigte Verwalter die Spritzfahrt und damit
auch das galante Abenteuer der Mama verraten könnte. Es blieb somit der

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