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Das Schloss Im Moor

Titel: Das Schloss Im Moor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Achleitner
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Untersuchungshaft in den nächsten Tagen beendet sein wird . . .«
    »Endlich! Sie sehen also ein, mich ungerechterweise festgehalten zu haben!«
    »Durchaus nicht!«
    »Wie beliebt?« stotterte verblüfft der Häftling.
    »Es wird Ihre Person sowie Ihr inzwischen recht interessant gewordener Akt zunächst dem Strafgericht in
Osnabrück übergeben werden. Später werden Sie längeren Aufenthalt in Dresden nehmen, wo man sich lebhaft
für Sie und Ihre Wertpapiere interessiert!«
    Der Häftling erbleichte, ein Zittern lief durch seinen Körper, die Lippen zuckten, die Hände ballten sich
zu Fäusten, es schien, als wollte sich der Entlarvte auf den Richter stürzen. Wütend schrie er: »So hat
er mich verraten?«
    »Recht weit scheint die Freundschaft allerdings nicht her zu sein! Es war Schwindel mit dem Zuruf: Keine Fraselmahr,
alt tschak! Und das Gaterling spinnen hat Ihnen nichts genützt!«
    »So hat der Schuft auch noch das verraten?«
    »Was sagte Ihnen Herr Verwalter Wurm vorher, ehe er rotwelsch zu Ihnen sprach?«
    »Wissen Sie das nicht?«
    »Doch! Ich möchte lediglich eine Bestätigung aus Ihrem Munde haben, denn anscheinend lügt Herr Wurm
mit jedem Wort!«
    »Das wird stimmen! Er hat aber nicht rotwelsch gesprochen, sondern Hamburger Platt!«
    »Und was sagte Ihr guter Freund?«
    »Ich protestiere gegen diese Bezeichnung, der Kerl ist ein infamer Schuft!«
    »Mir auch recht! Was sprach Herr Wurm?«
    »Sie werden in kurzer Zeit befreit, wenn Sie das Fräulein freigeben und den Verlobungsring
zurückerstatten!«
    »Und das hat Sie bewogen, gehorsamst den Ring herzugeben?«
    »Ja, ich war so dumm und habe auf Hilfe gehofft! Der Schuft hat mich aber im Stich gelassen, Gott verdamm
ihn!«
    »Wie heißt denn der ehrenwerte Herr mit seinem richtigen Namen?«
    »Das weiß ich leider nicht!«
    Doktor Thein eröffnete nun dem Gefangenen, daß Otto Höpfner alias »Baron Hodenberg« wegen
Vergehens des Hasardspieles zu fünftägigem Arrest verurteilt, die Strafe aber durch die Untersuchungshaft
verbüßt sei, und nach Osnabrück transportiert werde.
    »So wissen Sie richtig alles! Für so helle hätte ich Sie wahrlich nicht gehalten! Freilich, Verrat
erleichtert die Arbeit der Polizei! Na, die Komödie wäre also aus! Habe immer so was wie Antipathie gegen Bayern
gehabt, und richtig haben die Bayern mich erwischt! Bitte, kann ich in geschlossenem Wagen zur übernächsten
Bahnstation gebracht werden? Möchte von gewissen Leuten nicht gesehen werden!«
    Schon wollte Doktor Thein diese Bitte rundweg ablehnen, da schoß ihm der Gedanke durch den Kopf, daß von
Höpfner vielleicht doch noch Wissenswertes herausgefragt werden könnte. »Sie wollen von Fräulein
Tristner nicht gesehen werden?«
    »Ja, ich wäre Herrn Amtsrichter dankbar!«
    »Unter einer Bedingung will ich Ihren Wunsch erfüllen, und die Bedingung ist das Geständnis, wie und wo
Sie die Bekanntschaft des Herrn Wurm gemacht haben.«
    »Auf der ›Post‹ in Ried; Herr Tristner hat mir den Wurm als Verwalter vorgestellt.«
    »Ich meine, Sie müssen den Wurm schon früher irgendwo getroffen und kennengelernt haben.«
    »Nein, Herr Amtsrichter!«
    »Sie belügen mich!«
    »Ich spreche die Wahrheit!«
    »Das glaube ich Ihnen nicht! Wie käme sonst Wurm dazu, sofort, ohne nähere Bekanntschaft die Befreiung
anzubieten, mit Ihnen rotwelsch zu sprechen?«
    »Das ist doch sehr einfach: Genossen erkennen sich sofort!«
    »Wie?«
    »Wie sich Jäger immer sofort erkennen und aneinanderschließen, so ist es auch bei Leuten, die Ursache
haben, dem Staatsanwalt auszuweichen. Übrigens sagt ja Wurms Blick schon, daß er zur ›Zunft‹
gehört. Die meisten Genossen sind zueinander aber ehrlich, helfen sich gegenseitig nach Möglichkeit, der Wurm
jedoch ist ein miserabler Schuft und Verräter.«
    »So würde also Wurms Gebaren gewissermaßen ein Beweis für seine Zugehörigkeit zur
Verbrecherzunft sein?«
    »Er muß ein Genosse sein! Was er aber auf dem Kerbholz hat, weiß ich nicht!«
    Doktor Thein erkannte, daß von Höpfner nichts mehr von Belang zu erfahren war, klingelte dem Amtsdiener und
ließ den entlarvten Verbrecher in eine andere, ausbruchsichere Zelle abführen. Sodann wurde ein Schreiben an die
Staatsanwaltschaft in Osnabrück erlassen und darin der Höpfner zur Verfügung gestellt.
    In Betätigung der längst gehegten Besuchsabsicht fuhr Doktor Thein nun hinüber zum Schloß im Moor,
vorsichtshalber aber ohne Zylinder, denn jetzt,

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