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Das Schloss in Frankreich

Das Schloss in Frankreich

Titel: Das Schloss in Frankreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Racheengel vor ihn hin, rosig und kämpferisch.
    Christophe blieb kühl und bedacht.
    »Fühlen Sie sich gestört, Mademoiselle?«
    Seine eisige Stimme entfachte ihren Zorn nur noch mehr, und sie verlor die Beherrschung. »Ja, Sie stören mich. Das wissen Sie sehr genau. Warum, in aller Welt, haben Sie mir denn nichts von der lächerlichen Idee der Gräfin gesagt?«
    »Ach, jetzt verstehe ich.« Er lächelte ironisch. »Also, Großmutter unterrichtete Sie von ihren Plänen über unser künftiges Eheglück. Und wann, meine Liebe, werden wir unser Heiratsaufgebot bestellen?«
    »Sie eingebildeter ...«, sprudelte sie hervor, unfähig, eine passende Beschuldigung zu finden. »Tun Sie mit Ihrem Heiratsaufgebot, was Sie wollen. Ich verzichte auf Sie, darauf können Sie Gift nehmen.«
    »Gut«, nickte er. »Dann sind wir uns endlich einmal einig. Ich habe nicht die geringste Absicht, mich an ein gehässiges Gör zu binden.«
    »Sie sind der abscheulichste Mann, dem ich jemals begegnet bin.« Ihr Temperamentsausbruch stand in krassem Gegensatz zu seinem kühlen Verhalten. »Ich kann Ihren Anblick nicht ertragen.«
    »Dann haben Sie also beschlossen, Ihren Besuch abzubrechen und nach Amerika zurückzureisen?«
    Sie hob das Kinn und schüttelte langsam den Kopf. »Im Gegenteil, Graf, ich werde hier bleiben. Dafür habe ich Beweggründe, die wichtiger sind als meine Abneigung gegen Sie.«
    Er sah sie prüfend an. »Es scheint ganz so, als hätte die Gräfin es sich etwas kosten lassen, um Sie auf ihre Seite zu ziehen.«
    Shirley blickte ihn bestürzt an, bis sie den Sinn seiner Worte begriff. Sie erbleichte, ihre Augen verdüsterten sich, sie holte aus und schlug ihm ins Gesicht. Dann machte sie auf dem Absatz kehrt und lief zum Schloss.
    Harte Hände packten ihre Schultern, rissen sie herum, pressten sie dicht an den festen, hochaufgerichteten Körper, und raue Lippen umschlossen ihren Mund mit einem brutalen, strafenden Kuss.
    Es war wie ein elektrischer Schlag, als flammte ein gleißendes Licht auf, um dann gleich wieder zu verlöschen. Einen Augenblick lang lehnte sie sich völlig kraftlos an Christophe. Ihr Atem gehörte ihr nicht mehr. Sie erkannte plötzlich, dass er selbst davon Besitz ergriff, dann versuchte sie, sich zu wehren. Hilflos und ohnmächtig ballte sie die Faust, aus Angst, sie könnte sich für immer in der unbekannten Dunkelheit verlieren.
    Er hielt sie umschlungen, zog ihre weiche, schlanke Gestalt an sich, und sie verschmolzen leidenschaftlich ineinander. Eine Hand glitt ihren Hals entlang, um ihren Kopf festzuhalten, die andere umarmte ihre Taille.
    Alle Gegenwehr war vergeblich, sie unterstrich nur noch seine überlegene Kraft. Ihre Lippen öffneten sich dem wachsenden gewaltsamen Angriff, der intim und doch erbarmungslos war. Sein verführerischer Duft nach Moschus stimulierte ihre Sinne, lahmte ihren Willen. Dumpf kam ihr die Bemerkung ihrer Großmutter über den längst verstorbenen Grafen zum Bewusstsein, dem Christophe so sehr ähnelte. Unzivilisiert, hatte sie gesagt. Unzivilisiert.
    Er löste sich von ihrem Mund, umfasste wieder ihre Schultern und schaute ihr in die verwirrten Augen. Einen Augenblick lang herrschte Schweigen.
    »Woher nahmen Sie das Recht zu dieser Unverschämtheit?« fragte sie fassungslos. Sie betastete ihren Kopf, wie um der Verwirrung Einhalt zu gebieten.
    »Ich hatte nur die Wahl zwischen einem Kuss und einer Ohrfeige, Mademoiselle.« Sein Gesichtsausdruck verriet, dass er immer noch mehr ein Pirat als ein Aristokrat war. »Unglücklicherweise habe ich einen Widerwillen dagegen, eine Frau zu schlagen, selbst wenn sie es verdient.«
    Shirley wandte sich von ihm ab, weil verräterische Tränen in ihren Augen brannten, die eigentlich fortschwimmen wollten. »Beim nächsten Mal schlagen Sie mich. Das ist mir lieber.«
    »Wenn Sie noch einmal Ihre Hand gegen mich erheben, meine werte Cousine, werde ich mehr als nur Ihren Stolz verletzen.«
    »Sie haben es nicht anders verdient«, verteidigte sie sich scharf, doch ihre Augen, die wie ein goldenes Lichtermeer funkelten, straften ihre Worte Lügen. »Wie kommen Sie eigentlich dazu, mich unredlicher Geldannahme zu bezichtigen, nur um hier zu bleiben? Ist Ihnen jemals in den Sinn gekommen, dass ich tatsächlich die Großmutter kennen lernen wollte, die mir mein Leben lang aus dem Weg gegangen ist? Haben Sie darüber nachgedacht, dass ich endlich den Ort sehen wollte, an dem meine Eltern sich begegneten und ineinander verliebten?

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