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Das schönste Wort der Welt

Das schönste Wort der Welt

Titel: Das schönste Wort der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Mazzantini
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nun
eingesunken zwischen den schweinischen Sofasprüchen. Und denke, dass wir
nirgendwohin gehen werden, dass wir nur ein paar Monate aushalten werden, dass
dieser Kerl übergeschnappt ist, eine verkrachte Existenz, die schon überall
geschlafen hat, sogar auf einer Kloschüssel in den Toiletten eines
afrikanischen Flughafens.
    Ich trage meine
weißen Turnschuhe, die frisch aus der Waschmaschine kommen, schaue sie an.
Denke an Fabios Gesicht, an das, das er machen würde, wenn er mich hier sehen
könnte. Hinter einem Vorhang ist eine Nische, nicht größer als ein Schrank, mit
einem dieser weißen Blechkocher mit zwei Feuerstellen. Diego ist
hineingeschlüpft und hantiert mit einer alten Gasflasche, er schüttelt sie, um
herauszufinden, ob sie gefüllt ist.
    »Ich lade dich zum
Essen ein. Kommst du?«
    Ich gehe hin. Es ist
neun Uhr abends. Er hat darauf bestanden, dass ich mich in Schale werfe, also
halte ich die Luft an, um den Reißverschluss eines zu engen, schwarzen Kleides
aus einer alten Silvesternacht zu schließen. Dann öffne ich vor dem Spiegel den
Mund und fahre mit dem Lippenstift über meine Lippen, nicht ohne in dieser
kleinen, weichen Bewegung zu schwelgen. Ich habe ihn gefragt, ob ich etwas
Fertiges mitbringen solle, etwas Lachs, eine Mozzarella, er sagte, Gas sei
vorhanden, er habe alles im Griff. Ich gehe raus, um Wein zu kaufen. Die
Geschäfte beginnen zu schließen, doch ich schlüpfe noch unter dem halb heruntergelassenen
Rollgitter eines Dessousgeschäfts durch, um mir ein Paar neue Strümpfe zu
kaufen. Im Taxi schlage ich die dunklen Beine in den eng anliegenden,
halterlosen Strümpfen übereinander, die Lichter der Autos auf der Straße am
Tiber tanzen über mein Gesicht, und ich fühle mich wie eine kleine, dumme Schönheit.
    Die Tennisplätze sind
erleuchtet, irgendwer spielt eine nächtliche Partie. Ein Lichtermeer umschließt
eines der Boote am anderen Ufer, das unter einer ohrenbetäubenden Musik
vibriert, offenbar eine private Feier, eine Hochzeit, ein Geburtstag.
    Das Boot liegt fast
völlig im Dunkeln, ein mattes Licht flackert aus dem Innern und pulsiert wie
das Leuchten im Bauch eines nächtlichen Insekts. Es sieht aus wie aus
Pergament, es sieht aus wie eine aufs Wasser gesetzte Laterne. Ringsumher der Fluss,
sein Glucksen in der Finsternis, sein leicht trauriger Dunst, verschwiegen wie
eine Lagune.
    Er kommt aus der
Dunkelheit, ich kann sein Gesicht nicht erkennen, sehe nur den weißen Fleck
seines Oberkörpers und höre das Geräusch seiner leichten Beine.
    »Herzlich willkommen.«
    Er reicht mir die
Hand, zieht mich an sich. Er duftet, wie ich es noch nie an ihm erlebt habe.
    »Was ist das?«
    »Wacholderschaumbad«,
er lacht.
    Ich lache auch. Wir
sind beide etwas verlegen. Es ist ein besonderer Abend, wir feiern unsere
Verlobung.
    Er bleibt an der Tür
stehen und schaut mich an, er lässt seine Augen über mich wandern, über meine
Beine, mein schwarzes, tief ausgeschnittenes Kleid, meinen Lippenstift.
    »Wow …«
    Auch er ist auf seine
Weise elegant, er trägt hautenge, schwarze Hosen mit Streifen und um den Hals
einen schmächtigen Schlips, schief auf dem T-Shirt.
    »Die Hemden habe ich
in Genua vergessen.«
    Er sieht mich weiter
mit seiner sanften, frechen Miene an. Hinter seinem Rücken dringen ein
Lichtschleier und ein kleiner Duft nach gutem Essen hervor.
    »Bitte, meine Liebe,
tritt ein.«
    Ich schaue mich um
und weiß nicht, was er mit diesem Dreckloch angestellt hat, er hat die Tische
und Stühle aufgebaut, wohlgeordnet wie in einem Restaurant, das auf seine Gäste
wartet, auf jedem Tisch brennt eine kleine Kerze, und auf dem Fußboden sind
hier und da Inseln von Biergläsern, aus denen Blumenbüschel sprießen, wie
kleine Beete. Ich schaue auf … die Fotos von uns in Sarajevo, von uns in Genua,
mein Mund, meine Augen, mein Bauch, mit Wäscheklammern auf zwei Leinen gehängt,
die sich wie Girlanden durch das Boot ziehen. Die kleine Stereoanlage läuft,
die Musik wispert, verliert sich in dem zu großen Raum. Hinten am Fenster steht
ein gedeckter Tisch mit einem weißen Tischtuch und langen Kelchgläsern, in
diesem Schummerlicht wirkt sogar das Kunstledersofa elegant.
    Er lacht: »Na, wie
ist es?«
    »Es ist wie du.«
    Mir kommen die
Tränen. Noch nie hat jemand so etwas für mich getan und wird es auch nie wieder
tun. Ich betrachte dieses Meer aus Lichtern und Tischen, ich lächle. »Das sind
Grabkerzen.« Auch er lächelt.
    Er bringt mir etwas
zu trinken.

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