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Das schwarze Manifest

Das schwarze Manifest

Titel: Das schwarze Manifest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Kantine hinunterzugehen. Er war seit einem Monat aus Nairobi zurück und hatte erfahren, daß er dort gut bis sehr gut beurteilt worden war. Also konnte er mit einer Beförderung rechnen, und der Leiter der Afrikaabteilung war sehr zufrieden, obwohl er seinen Weggang bedauerte.
    Bei seiner Rückkehr hatte Monk erfahren, daß er für einen Spanischlehrgang eingeteilt war, der gleich nach Neujahr beginnen sollte. Spanisch würde seine dritte Fremdsprache sein und ihm vor allem den Zugang zur gesamten Südamerikaabteilung eröffnen.
    Lateinamerika war ein großes und wichtiges Gebiet – nicht nur wegen seiner in der Monroedoktrin festgeschriebenen Lage im »Hinterhof« der USA, sondern auch als bevorzugtes Ziel des Ostblocks, der dort Aufstände, Subversion und kommunistische Revolutionen anzetteln wollte. Folglich war der KGB südlich des Rio Grande sehr aktiv, und die CIA war entschlossen, ihm das Handwerk zu legen. Deshalb war Lateinamerika für den jetzt dreiunddreißigjährigen Monk ein Gebiet, auf dem er Karriere machen konnte.
    Er rührte seinen Kaffee um, als er merkte, daß jemand vor seinem Tisch stehenblieb.
    »Prima Sonnenbräune«, sagte eine Stimme. Monk sah auf und erkannte den Mann, der lächelnd auf ihn herabsah. Er wollte aufstehen, aber der andere machte ihm ein Zeichen, er solle sitzen bleiben. Jemand aus der Aristokratie, der zu einem Bauernlümmel nett war.
    Monk war überrascht. Er erkannte sein Gegenüber als einen der wichtigsten Männer der Hauptabteilung Beschaffung, denn jemand hatte ihn auf dem Korridor auf den erst vor kurzem ernannten neuen Chef des Referats Spionageabwehr der Abteilung Sowjetunion/Osteuropa aufmerksam gemacht.
    Was Monk staunen ließ, war die Tatsache, wie unscheinbar dieser wichtige Mann wirkte. Sie waren etwa gleich groß, ungefähr einssiebenundsiebzig, aber der andere, der allerdings neun Jahre älter war, schien völlig außer Form zu sein. Monk fielen das straff aus der Stirn nach hinten gekämmte fettige Haar, sein buschiger Schnauzbart, der die Oberlippe des schwachen und eitlen Mundes verdeckte, und seine eulenhaften, kurzsichtigen Augen auf.
    »Drei Jahre in Kenia «, sagte Monk als Erklärung für seine Sonnenbräune.
    »Und nun wieder im frostigen Washington, was?« fragte der andere. Monks Antennen fingen dabei ungute Schwingungen auf. Im Blick des anderen lag Spott. Ich bin viel schlauer als du, schien er zu sagen, ich bin wirklich verdammt schlau.
    »Ja, Sir«, antwortete Monk. Eine Hand mit starken Nikotinflecken wurde ausgestreckt. Monk fielen nicht nur die gelben Flecken, sondern auch das Netzwerk aus geplatzten Äderchen am Ansatz der Nasenflügel auf, das oft einen Gewohnheitstrinker verriet. Er stand auf und bedachte ihn mit dem Grinsen, das die Mädchen in der Schreibzentrale untereinander als Redwood Special bezeichneten.
    »Und Sie sind.?« fragte der Mann.
    »Monk. Jason Monk.«
    »Freut mich, Sie kennenzulernen, Jason. Ich bin Aldrich Ames.«
    Wäre Hugo Grays Wagen an diesem Morgen wie sonst angesprungen, wären viele Männer, die später sterben mußten, am Leben geblieben, und die Weltpolitik hätte einen anderen Lauf genommen. Aber die Magnetschalter von Anlassern gehorchen nur ihren eigenen Gesetzen. Gray gab seine verzweifelten Bemühungen schließlich auf, lief hinter dem roten Rover her, der sich der Schranke der Enklave näherte, und klopfte an die Seitenscheibe. Celia Stone nahm ihn gern mit.
    Normalerweise arbeiteten Botschaftsangehörige am Samstag nicht, und schon gar nicht an einem heißen Samstag im Sommer, aber der Tod des Präsidenten hatte eine ganze Menge Arbeit nach sich gezogen.
    Er saß neben ihr, als sie schwungvoll auf den Kutusowskiprospekt hinausfuhr und am Hotel Ukraina vorbei in Richtung Kreml weiterfuhr. Unter seinen Absätzen spürte er etwas, das vor ihm im Fußraum lag. Er bückte sich und hob es auf.
    »Dein Übernahmeangebot für die
Isiwestija?
« fragte er. Sie sah zu ihm hinüber und erkannte den Ordner in seinen Händen.
    »O Gott, den wollte ich gestern noch in die Tonne schmeißen. Irgendein alter Spinner hat ihn mir ins Auto geworfen. Hat mir 'nen schönen Schreck eingejagt!«
    »Noch 'ne Bittschrift«, sagte Gray. »Damit hören sie nie auf. Meistens wollen sie natürlich ein Visum.« Er schlug das schwarze Deckblatt auf und warf einen Blick auf die Titelseite. »Nein, die hier ist eher politisch.«
    »Großartig! Ich bin ein Spinner, und dies ist mein großer Plan zur Rettung der Welt. Übergeben Sie

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