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Das Schweigen der Toten

Das Schweigen der Toten

Titel: Das Schweigen der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todd Ritter
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angeschwemmt. Im November fand man die dritte Leiche oben im Norden, im World’s End State Park.»
    «Und Sie und Ihre Einheit ermitteln in all diesen Fällen?»
    «Ja. Landesweit. Und jetzt haben wir einen vierten Fall.»
    «Sie gehen also davon aus, dass dieser Betsy-Ross-Killer auch George getötet hat.»
    «Jedenfalls deutet alles darauf hin.»
    Kat spürte nackte Angst in sich aufsteigen. Ein Mord in Perry Hollow war schon schlimm genug, aber die Vorstellung, dass ein Serienmörder die Stadt heimgesucht hatte, machte alles noch entsetzlicher. Was, wenn er sich immer noch in der Stadt aufhielt – oder womöglich sogar hier lebte?
    «Aber mit Bestimmtheit wissen Sie das nicht, oder?»
    «Ich muss vorher den Leichnam untersuchen, insbesondere die Wunden und die Nähte», antwortete Nick. «Hoffentlich finden meine Mitarbeiter noch weitere Indizien. Damit scheint Betsy Ross allerdings zu geizen.»
    «Und was kann ich tun?»
    «Vorerst wenig. Wenn wir etwas finden, sind Sie die Erste, die davon erfährt.»
    Kat hatte Angst, aber sie empfand auch den unwiderstehlichen Drang, aktiv zu werden.
    «Ich kann doch nicht einfach nur Däumchen drehen», sagte sie.
    Perry Hollow war ihre Stadt. Hier war sie aufgewachsen, als Tochter eines Polizisten, der vor ihr jahrzehntelang für Sicherheit und Ordnung gesorgt hatte. Sie war dankbar für jede Hilfe, wollte aber nicht die Hände in den Schoß legen und darauf hoffen, dass andere den Täter stellten.
    «Ich verstehe Ihre Situation», sagte Nick eine Spur zu gönnerhaft. «Aber es wäre gut, wenn Sie uns unseren Job machen ließen.»
    «Wir tragen hier keinen Revierkampf aus», sagte Kat. «Es geht mir auch nicht um Kompetenzscheiß oder so, das interessiert vielleicht Männer, aber Frauen nicht. Wir wollen einfach den Fall lösen.»
    Sie betrachtete ihn, während er über ihr Polizisten-sind-vom-Mars-und-Polizistinnen-von-der-Venus-Argument nachdachte. «Was stellen Sie sich denn vor?», fragte er schließlich.
    «George Winnicks Frau Alma hat ihren Mann heute Morgen als vermisst gemeldet, ungefähr zur selben Zeit, als ich seine Leiche gefunden habe. Wenn eine verheiratete Person ermordet wird, fällt der erste Verdacht, wie ich weiß, immer auf den Ehepartner. Aber Alma kann es nicht gewesen sein. Allein körperlich wäre sie dazu nicht in der Lage gewesen. Aber vielleicht hat sie irgendetwas gehört oder gesehen. Dazu sollte am besten ich sie befragen. Sie ist vom alten Schlag, sie würde sich Ihnen oder Ihren Kollegen nicht so ohne weiteres anvertrauen.»
    Nick faltete die Hände, streckte die Zeigefinger aus und legte sie an die Lippen. Dann nickte er.
    «Einverstanden», sagte er.
    Auch Kat nickte. Sie hatte immer noch Angst, war immer noch erschöpft, konnte aber zufrieden mit sich sein, denn es schien, als hätte sie auf Nick Donnelly doch noch Eindruck gemacht.
     
    Als Kat eine halbe Stunde später das Polizeirevier betrat, wartete Louella van Sickle auf sie. Lou war zwölffache Großmutter und hatte als Bürokraft für Kats Vater gearbeitet. Kat war für sie wie eine Tochter.
    «Ich habe dir was mitgebracht», sagte sie und reichte ihr einen Hamburger mit Fritten aus
Perry Hollow’s Diner
. «Du musst etwas essen, Kind.»
    Kat hatte seit dem Schluck Kaffee am Morgen nichts mehr zu sich genommen und hätte eigentlich hungrig sein müssen. Aber beim Anblick des Hamburgers verging ihr jeglicher Appetit. Sie hatte wenige Stunden zuvor George Winnicks Leiche gesehen und dann von dem Betsy-Ross-Killer erfahren. Beides war ihr auf den Magen geschlagen.
    «Ich habe keinen Hunger.»
    Lou musterte sie mit kritischem Blick. «Diese Tatort-Diät funktioniert nie.»
    «Das ist die Überlastete-Alleinerziehende-Diät», sagte Kat. «Und die soll bestens funktionieren.»
    «Apropos, soll ich James von der Schule abholen?», fragte Lou und steckte sich eine der verschmähten Fritten in den Mund.
    Kat schlug sich mit der flachen Hand an die Stirn.
    «Wie spät ist es?»
    «Zehn vor drei.»
    Um drei war Schulschluss, und sie hatte sich fest vorgenommen, immer, ganz egal, wie hektisch es gerade zuging, pünktlich vor der Schule zu stehen, wenn die Kinder nach draußen strömten. Ihr Sohn verließ sich darauf, und es würde ihm den ganzen Tag verderben, wenn sie nicht rechtzeitig auftauchte.
    «Nein, ich hole ihn», sagte sie. «Aber du könntest Mrs.Lefferts anrufen. Frag sie bitte, ob Amber heute Nachmittag auf James aufpassen könnte.»
    Lou legte die Stirn in Falten. «Ist

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