Das Schweigen der Toten
gibt es eine ziemliche Explosion.»
«Und wie kommen
Sie
an das Zeug?», fragte Nick.
«Über einen Lieferanten. Dad kauft bei dem schon seit Jahrzehnten.»
«Kann man das auch auf dem Schwarzmarkt kaufen?»
«Bestimmt», antwortete Bob. «Schwarz kriegt man doch alles. Sex. Körperteile. Sex
mit
Körperteilen.»
Trotz der Maske, die er trug, konnte Kat erkennen, dass er grinste. Er dachte wohl, das würde sie schockieren. Aber sie fand einfach nur, dass er ein Arschloch war.
«Wenn ich dieses Zeug haben will, sollte ich dann im Internet danach suchen?», fragte sie.
«Entweder das, oder du brichst bei einem Bestatter ein.»
Nick merkte auf. «Wäre das bei Ihnen hier möglich?»
Bob deutete mit einer Kopfbewegung auf die Schränke entlang der Wand. «Die sind verschlossen, genau wie der Raum und das gesamte Haus, das mit einer Alarmanlage gesichert ist. Ich zweifle daran, dass hier einer reinkommt.»
«Gut zu hören», bemerkte Nick trocken. «Dann wäre Ihr Formalin also in Sicherheit.»
Bob goss seine Mixtur in den Behälter über dem Apparat, setzte den Deckel auf und verschraubte die Flaschen. Kat nahm die Hände vom Gesicht, behielt aber den Mundschutz auf. Obwohl die Flaschen geschlossen waren, hing immer noch ein beißender Chemikaliengestank in der Luft.
«Woher weißt du, wie viel Flüssigkeit verwendet werden muss?»
«Es gibt eine Faustregel», antwortete Bob. «Ein Liter auf sechs Kilo. Barbara wiegt knapp siebzig Kilo, also komme ich mit elfeinhalb Litern hin.»
«Und jetzt pumpst du die Flüssigkeit in den Körper?»
«Genau.»
Bob nahm auf einem Hocker Platz, der rechts neben dem Tisch stand, griff nach einem Skalpell und öffnete damit den Hals der Leiche.
«Der Mörder hat auch die rechte Seite aufgeschlitzt», sagte Nick.
«Dann kennt er sich offenbar ein bisschen aus.»
Kat kam vorsichtig näher, um besser sehen zu können. Der Einschnitt in Barbaras Hals blutete nicht. Stattdessen waren die Wundränder blau angelaufen und ein wenig wellig.
«Warum die rechte Seite?», fragte sie.
«Weil sich da die beiden besten Freunde des Thanatopraktikers befinden. Halsschlagader und Drosselvene, gleich nebeneinander.»
Kat wusste von Nick, dass der Mörder George Winnick die Halsschlagader geöffnet und ihn verbluten lassen hatte.
«Und wofür brauchst du die Drosselvene?», fragte sie.
«Zur Drainage. Durch sie fließt das restliche Blut ab, wenn wir über die Halsschlagader unseren Mix in den Körper pumpen.»
«Um den Abfluss des Blutes hat sich der Mörder nicht gekümmert», sagte Nick.
Bob blickte auf, zog sich die Maske vom Gesicht und grinste sie mit seinen gelben Zähnen an. «Und genau deshalb bin ich besser als der.»
«Und wie bist du so gut geworden?», fragte Kat.
«Durch meinen alten Dad», antwortete er und setzte sich die Maske wieder auf. «Alles, was ich kann, hat er mir beigebracht, ob ich’s wollte oder nicht.»
Er nahm ein Kunststoffinstrument mit gebogener Spitze zur Hand und führte es durch die Wunde in den Hals ein.
«Was ist das?»
«Ein Aneurysma-Haken.»
Mit dem Haken zog er einen rosaroten Schlauch durch den Einschnitt ans Licht. Als Kat sah, dass es sich um ein Blutgefäß handelte, wurde ihr schlecht.
«Das ist die Halsschlagader oder Arteria carotis.»
Wieder tauchte er den Haken in die Halsöffnung und zog wenig später eine zweite, etwas dickere Ader hervor.
«Und das ist die Drosselvene, auch Jugularvene genannt.»
Er hatte nun beide Blutgefäße isoliert, ritzte sie vorsichtig mit dem Skalpell auf und säumte die Ränder beider Einschnitte mit schnellen Stichen.
«Das muss man machen, damit einem die Katheter nicht wegrutschen», erklärte er.
Kat wollte gerade nachfragen, was es damit auf sich hatte, doch Bob kam ihr zuvor. Er hielt ein Röhrchen in die Höhe, das wie ein kleiner Zapfhahn aussah. «Das ist der Arterienkatheter.»
An einem Ende steckte ein dünner Plastikschlauch, der zur Maschine führte. Das andere Ende setzte er vorsichtig in die Öffnung der Halsschlagader ein.
Als Nächstes griff er nach einem weiteren Röhrchen, das Kat an die Flöte erinnerte, die sie in der Band der Highschool gespielt hatte. Es war ein wenig länger als der Arterienkatheter und hatte in der Mitte ein Ventil.
«Das ist der Jugularkatheter», erklärte Bob.
Er führte ihn in das entsprechende Gefäß ein und stülpte dann einen Schlauch über das Ventil.
«Wo wird der Schlauch angeschlossen?», fragte Nick.
«Nirgends. Er hängt über dem
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