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Das Schwein sieht Gespenster: Roman (German Edition)

Das Schwein sieht Gespenster: Roman (German Edition)

Titel: Das Schwein sieht Gespenster: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Caldwell
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eine Familiengeschichte verkraften, die ganz im Gegensatz zu der ihrigen stand, das Heldentum seiner Vorfahren im Gegensatz zu der ererbten Schande der Sweeneys und McClouds. Aber wenn sie darauf bestand, konnte er nichts dafür, wenn sie ihre Schande nur um so stärker empfand. Aus seiner Geschichte hatte man nie ein Geheimnis gemacht. Im ganzen Dorf war sie rum, weitergegeben von Generation zu Generation. Sie müsste sie eigentlich auch kennen. Und natürlich machte sie das wütend. Jetzt verstand er ihre Handbewegung von vorhin. Sie hatte aufsteigenden Groll unterdrücken wollen.
    Und er begann,
seine
Legende zu erzählen. Zögernd, stockend, wie die Vorfahren sich opfern wollten, wie der zornige Burgherr sie abwies und auspeitschen ließ. Und Brid und Taddy, die trotz allen Bemühens seiner Ahnen, sie zu retten, gehängt wurden.
    Als er fertig war, reagierte Kitty fast so, wie er es erwartet hatte, die Wörter abgehackt, im Ton bitter. »Und so hat es sich wirklich zugetragen? Ist das die wahre Geschichte?«
    Er wollte etwas Versöhnliches sagen, aber ihm fiel nichts Rechtes ein, und so blickte er weiter in die Ferne und suchte den Berg nach Brid und Taddy ab. »Sie sind fort«, stellte er leise fest. »Warum kann statt ihrer – oder meinetwegen zusammen mit ihnen – nicht auch Michael als Erscheinung auftauchen? Er war sogar noch jünger als sie und bestimmt genauso schön.« Er schüttelte den Kopf. »Hätte ich gewusst, was das Schicksal mit ihm vorhatte, hätte ich genau wie meine Ahnen damals gefleht: ›Lass mich abstürzen, lass mich mit dem Kopf auf den Stein aufschlagen! Ich will statt seiner hinunterfallen, will sterben, will auf dem Meeresgrund liegen.‹« Versonnen wiegte er den Oberkörper hin und her. »Wahrscheinlich wären mir die Worte nie über die Lippen gekommen. Wohl stamme ich von Helden ab, bin aber selbst ein Feigling. Das Schicksal wollte, dass Michael stirbt. Ich hätte mich nicht für ihn geopfert. Ich muss mich mitseinem Tod abfinden. Für mich kommt nichts anderes in Frage. Und mehr sage ich nicht.«
    Kitty hatte die Hand von ihrem Schenkel gelöst und legte sie fast zärtlich auf die Brüstung. »Einen Michael wirst du nie mehr haben. Aber wir haben Taddy, und wir haben Brid. Lass es damit gut sein.« Declan schwieg, und sie fuhr fort. »Solange wir leben, werden wir sie um uns haben, egal, aus welchem Grund. Du hast die Geschichte deiner Familie erzählt, wie sie im Dorf herumgeht. Belass es dabei. Und für uns gilt unsere Familiengeschichte. Das wird immer so sein, an beiden dürfen wir nicht rütteln. Sie gelten für uns, die wir heute leben, und sie gelten für die von damals.«
    Für Declan war es Zeit zu gehen. Wäre er geblieben, hätte er Kitty vielleicht gesagt, dass es so, wie sie dachte, nicht sein würde. Schon bald würden Taddy und Brid für immer entschwunden sein. Die Abendsonne sollte bald im Meer versinken. Nicht lange, und Kieran würde den Hang hinaufklettern, um die Kühe zu holen. Irgendwie hatte Declan das Gefühl, dass ihm doch noch etwas auf der Seele lag, was er sagen müsste. Und so sagte er es. »Ist an dem, was die Leute so reden, etwas Wahres dran? Dass, um sie von der Burg zu erlösen, um ihrem Leiden ein Ende zu machen, sie nicht länger hier festzuhalten, das Schießpulver gefunden werden muss, um es letztendlich zu zünden?«
    Kitty erwiderte nichts. Sie nahm die Hand von der Brüstung, hielt sie kurz in der Schwebe und legte sie wieder ab. »Um wie viel ärmer würde unsere Welt ohne sie sein«, war das Einzige, was sie schließlich sagte.
    »Aber …«
    »Ja, ich weiß. Wir sehen ihren Kummer und wie verwirrt sie sind. Ob sie es so und nicht anders gewollt hätten? Ob sie wirklich mit uns und denen nach uns hier zusammen sein wollten? Damit man sie nie vergäße? Damit denen, die sie sehen konnten, stets im Gedächtnis bliebe, was man ihnen angetan hat? Wissen wir das so genau? Können wir uns überhaupt irgendeiner Sache sicher sein? Natürlich stimmt es, dass wir sie in ihr Seelenheilentlassen müssten, das ihre gemarterten Körper weiß Gott verdient hätten. Aber wäre es damit getan? Ich weiß, es ist töricht, so etwas überhaupt zu denken. Kann man uns verzeihen, wenn wir sie hier behalten wollen? Ist es egoistisch? Höchstwahrscheinlich ja. Und doch ist alles reine Spekulation. Liegt es an unserem Stolz, dass es uns danach verlangt, geheimnisvolle Geschehnisse zu ergründen? Um je nachdem, wie wir sie deuten, unsere eigenen Spekulationen

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