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Das Schwein sieht Gespenster: Roman (German Edition)

Das Schwein sieht Gespenster: Roman (German Edition)

Titel: Das Schwein sieht Gespenster: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Caldwell
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lade ihn nicht ein?«
    »Nein, wenn du es möchtest. Bloß … bloß …«
    »Ja?«
    Lolly holte tief Luft, gab es auf und sagte gereizt: »Weißt du was, Kitty, lass das mit dem Einladen doch ganz … ihr seid dabei, alles fertigzumachen für die Zeit, wo ihr weg seid, habt mit Packen zu tun und was noch alles zu bedenken ist … du musst dich vielleicht auf deinen Unterricht dort vorbereiten, und dann habt ihr auch eure Kühe …«
    Kitty hatte noch nicht genug, wollte ihr noch ein bisschen auf den Zahn fühlen. »Davon will ich nichts hören. Kleine Opfer müssen eben gebracht werden. Kommt auch immer drauf an, für wen. Du vergisst doch nicht etwa, dass du Aarons Gattin bist, die Frau meines Lieblingsneffen? Wir werden einen Festschmaus haben, den keiner von uns sobald vergisst, also keine Rede von Opfer. Denk immer dran, du bist eine Lolly McCloud.«
    »Ich … ich werde es mit Aaron besprechen. Schließlich haben wir mit unserer Wirtschaft auch unser Tun.«
    Kitty schmunzelte, diese durchaus statthafte Überlegung leuchtete ihr ein, versöhnlich streckte sie die Hand aus und berührte Lollys Wange.
    Reflexartig, als fürchtete sie sich anzustecken, zuckte Lolly zurück, hielt dann aber rasch die Wange für die Streicheleinheit hin. Kitty nutzte den Moment der Intimität und fragte leise, dass es ganz vertraulich klang: »Lolly, du machst doch nicht etwa Dummheiten dieser Tage?«
    Langsam zog Lolly den Kopf zurück. »Was willst du damit sagen, Kitty?«
    Kaum war es heraus, bereute es Kitty. Sie war zu weit vorgeprescht. »Nichts. Wirklich. Rein gar nichts.«
    »Oha? Es hat sich nicht wie ›rein gar nichts‹ angehört. Sag’s schon, Caitlin Sweeney!« Mit unerbittlicher Stimme verkündete sie: »Ich stehe hier und erwarte von dir zu hören, wie du ›Nichts‹ definierst.«
    Rasch besann sich Kitty auf ihre Fähigkeit, Dinge zu erfinden, und machte ausgiebig Gebrauch davon. So nebenbei wie möglich erklärte sie: »Ich meinte … eh … und bitte verzeih mir … ich meinte, ob du wieder an einem Roman schreibst. Da siehst du, was für Blödsinn mir gerade eingefallen war.«
    »Warum, um Himmels willen, sollte ich … oder sollte jemand … einen Roman schreiben wollen?«
    »Weil … weil man von Geburt an dazu bestimmt ist. Ich schreibe ein Buch, weil mir das von Geburt an so bestimmt ist.« Kitty spürte, jetzt geriet sie in die Defensive. Ihr blieb nichts weiter übrig, als dran zu bleiben. »Dir ist eben in die Wiege gelegt, Schweinehirtin zu sein. Daraus ergibt sich, du musst kein Buch schreiben. Du hast Schweine zu züchten, weil du von Geburt an dazu bestimmt bist. Und ich … ich ziehe die Frage zurück.«
    Lolly schaute Kitty direkt in die Augen. Es gelang ihr irgendwie, einen Ton zu finden, der desinteressiert und zugleich bedrohlich klang. »Meinetwegen kannst du Declan einladen. Lade ihn ein, wenn du magst. Ich werde jedenfalls kommen,und Aaron auch.« Drei Sekunden lang blieb ihr Blick unbeweglich. Sie drehte sich um, ging zu ihrem Laster und stieg ein. Die Tür fiel mit einem kaum hörbaren Klack zu. Durch das offene Fenster rief sie: »Nie in meinem Leben habe ich Dummheiten gemacht.« Dreimal ließ sie den Motor an und legte nach: »War nicht so eine wie die, die ich sehr wohl benennen könnte!«
    Sie fuhr los.
    Als der Wagen hinter der Biegung zum Dorf verschwand, sagte Kitty ruhig, aber vernehmlich: »Ich habe ihr unrecht getan.« Und dachte stumm für sich weiter: Es konnte ja durchaus sein, dass Lolly daran gelegen war, Declan zu einem Dachdeckerjob in der Nähe von Connemara fortzuschicken. Vielleicht kämpfte Lolly verzweifelt darum, einer immer größer werdenden Versuchung Herr zu werden, der sie nicht mehr lange widerstehen konnte. Vermutlich war das auch der Grund gewesen, weshalb sie zur Klippe gekommen war, aufs Meer geschaut und ihn gesucht hatte. Laut wiederholte Kitty: »Ich habe ihr unrecht getan.«
    Die Schweine tummelten sich immer noch auf dem Berg. Über dreißig waren es jetzt.

Kapitel 16
     
     
    Der Tag der Abreise war gekommen. Kitty und Kieran hatten mit der fragwürdigen Hilfe ihres Hundes Sly begonnen, die Kühe auf der anderen Seite den Crohan-Berg hinabzutreiben. Am Straßenrand stand der Laster und wartete auf die Fahrt zu Kierans Bruder, der südlich von Blarney, nicht weit von Cork wohnte. Noch stand die Sonne über der Bergkuppe, würde aber bald tiefer stehen und schließlich im Meer versinken. Kieran packte die Unruhe, die Kühe mussten fort und in ihre neuen

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