Das Schwein sieht Gespenster: Roman (German Edition)
Behausungen geschafft werden und waren noch nicht gemolken.
Das gemeinschaftliche Abendessen am Tag zuvor – ohne Declan – war nur zum Teil ein Erfolg gewesen. Kitty hatte Lolly angerufen und sich entschuldigt, unkluge Anspielungen gemacht zu haben. Sie wäre zugegebenermaßen diejenige gewesen, die sich dämlich verhalten hatte, und Lolly solle ihr bitte vergeben. Sie war nicht so weit gegangen zu sagen, »wie ja auch ich dir unzählige Male vergeben habe«. Und da sie sich diese Bemerkung verkniffen hatte, hatte Lolly ihr nicht nur verziehen, sondern war mit unendlich guter Laune zum Essen erschienen. Kitty hatte sich schon gefragt, ob diese plötzliche Herzenswärme etwas mit ihrer Abreise zu tun hatte, aber da sie keinen Unfrieden heraufbeschwören wollte, verfolgte sie den Gedanken nicht länger.
Mit besonderer Rücksicht auf Aaron hatte Kieran ein amerikanisches Gericht bereitet: Corned Beef und Kohl, allerdings mit einer irischen Zugabe – Kartoffeln –, um dem Ganzen noch einen Farbtupfer aus dem Garten zu verleihen.
Nach dem anfänglichen Gespräch, das sich mehr um Kittys bevorstehende Verteidigung ihrer Bücher unter dem Deckmantel des Unterrichtens gedreht hatte, hatte Lolly harmlos und heiterdie Rede auf Declans vermeintliches Begräbnis gebracht und die neuerliche Erkenntnis über das wahre Skelett, das im Kohlbeet vergraben worden war. So, wie Lolly mit der Geschichte umging, deutete nicht das Geringste darauf hin, dass sie das Thema Declan lieber gemieden hätte; auch hatte man nicht den Eindruck, dass sie es als Vorwand benutzte, Declan wenigstens in irgendeiner Form mit am Tisch zu haben. Kitty hatte ihrer Freundin in der Tat unrecht getan. Und als sie am Telefon gesagt hatte, sie hätte sich dämlich verhalten, hatte das durchaus der Wahrheit entsprochen. Die Unterhaltung plätscherte munter und im gegenseitigen Einvernehmen dahin.
Schon bald ließen sie sich über die Geständnisse aus, die jeder gemacht hatte, denn man war seinerzeit davon ausgegangen, dass Declan Tovey nicht einfach tot, sondern ermordet worden war. Ein jeder erklärte sein Tatmotiv (Kieran seins und Kitty und Lolly ihrs), mit dem er hatte beweisen wollen, der Täter gewesen zu sein.
Da Kitty damals bei der Totenwache sich als Erste zu der Tat bekannt hatte, gestand sie, sich schützend vor Lolly gestellt zu haben, die, wie sie fest geglaubt hätte, den Mord aus Rache verübt hatte, weil Declan sie verführt hatte. Insofern war es seitens Kitty, die Keuschheit in Person, ein schwesterlicher Akt gewesen, ein schwesterliches Opfer geradezu.
Kieran verbarg nicht länger, dass in Wahrheit sein Tatmotiv nicht Declans Bemerkung gewesen war, dass Kitty eine blöde Kuh wäre. Vielmehr hätte er geglaubt, dass entweder Lolly oder Kitty den Mord begangen hätten, da sich beide ziemlich eifersüchtig aufeinander gebärdeten und eine fähiger und kompetenter als die andere hatte sein wollen, eine solche Tat zu verüben. Als Gentleman konnte er es schwerlich zulassen, dass die eine oder die andere zur Rechenschaft gezogen wurde. Sie waren schließlich Frauen, und ihm, dem Mann, kam es zu, alles auf sich zu nehmen.
Voller Dankbarkeit hauchte ihm Lolly einen Kuss auf die Wange. Kitty schien von seiner Galanterie weniger gerührt.Um die Enttäuschung seiner Frau, dass nicht sie allein sein Motiv gewesen sei, etwas zu mildern, fügte er, gewissermaßen als Fußnote, hinzu, dass er sehr wohl versucht gewesen wäre, den Mann zu ermorden – just aus dem Grund, den er während der Totenwache am Sarg genannt hatte. Declan, so war ihm hinterbracht worden, hatte Kitty tatsächlich eine blöde Kuh geschimpft. Nur die unmittelbare Intervention seiner, Kierans, gesegneten Mutter im Himmel hätte ihn davon abgehalten, seinen mörderischen Impulsen nachzugeben, und den Mann am Leben zu lassen.
Kittys Stimmung wurde durch sein Bekenntnis nicht besser. Sie bedachte Kieran immer wieder mit einem ungehaltenen Seitenblick, der gut und gerne von einem Basilisken hätte kommen können. Lolly hielt es für klüger, den Unmut ihrer Freundin zu übersehen, und erzählte vergnügt, dass es ihr darum gegangen sei, ihre Freundin Kitty in Schutz zu nehmen. Nach allem schien es nur allzu verständlich, dass Kitty die Tat begangen hatte. War doch Declan zu ihr, Lolly McKeever, gekommen, nachdem er an Kitty keinen Gefallen mehr gefunden hatte. Kein Wunder also, dass Kitty getan hatte, was sie getan hatte, und Lolly als ihre beste Freundin sich
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