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Das Schwein unter den Fischen

Das Schwein unter den Fischen

Titel: Das Schwein unter den Fischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasmin Ramadan
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Größeres begonnen. Eva habe ihre Kostümchen gegen einen Armeeanzug getauscht und würde nun im Untergrund irgendwo im Dschungel gegen den Machismo Südamerikas kämpfen. Und das mit dem Ziel der Einführung der absoluten Herrschaft der Mütter. Bei einem Anschlag habe sie einen erzkonservativen Minister, dessen Frau und deren Kinder ermordet und diese Tat
Mission: Befreiung in den Tod
genannt.
    Tante Trixi behauptete, sie habe Eva ein paar Wochen später bei einem Fernsehinterview mitten im Dschungel gesehen. Eva habe Beatrix Fehrmann aus Deutschland für ihre geistige und sexuelle Befreiung gedankt, die Faust gehoben und sich obszön die Oberlippe geleckt. Ich suchte im Internet vergeblich nach diesem Beitrag.
    Dann wurde Eva Evangelista nackt und skalpiert an einem Baum hängend gefunden. Tante Trixi brachte sich über eine befreundete Journalistin selbst ins Gespräch, und bald tummelte sich für ein paar Monate tatsächlich die internationale Presse vor ihrer Haustür. Weltweit wollten militante Frauen sie vor ihren Karren spannen. Erst nach einem islamistischen Anschlag in Europa mit vielen Toten flaute das Interesse ab, und Tante Trixi bekam im Gesicht eine hartnäckige Mischung aus Quaddeln und Akne. Der Dermatologe verschrieb ihr eine pflanzliche Tinktur, Kortisonsalbe, Akupunktur, eine Psychotherapie und empfahl ihr außerdem eine Diät und harte Psychopharmaka. Aber das Einzige, was Tante Trixi wirklich half,war der radikale Rückzug in ihr riesiges Himmelbett, um, wie sie sagte, sicherzugehen, keinen weiteren Schaden in der Welt anzurichten. Und obwohl ihre Haut sich schon vor Monaten erholt hatte, verließ sie das Haus noch immer nicht.
    Neulich war ich bei ihr zum Frühstück eingeladen, und wir setzten uns immerhin mal wieder unten im Erdgeschoss zusammen an den Küchentisch. Sie schüttete zwei Tüten Brausepulver in ihren doppelten Espresso, trank, schüttelte sich, sprühte
Coco Chanel
unter den schwarzen Morgenmantel, schmierte sich Chinaöl auf Stirn und Schläfen und sagte:
    »So, jetzt bin ich wach!«
    Ich übergab ihr eine Tüte mit zehn Franzbrötchen, und da ich dachte, es wäre an der Zeit, mal wieder über meine statt ihre Probleme zu sprechen, verkündete ich, ich wolle auf keinen Fall im Imbiss versauern, und bat sie um Rat. Sie sah mich eine Weile kauend an und fragte dann:
    »Und was willst du jetzt ausgerechnet von mir dazu hören?«
    »Na ja, was könnte ich deiner Meinung nach machen? Du hast doch schon so viele verschiedene Jobs gehabt, bist rumgekommen. Ich muss aus der Imbiss-Nummer endlich raus, ohne Reiner zu verletzen!«
    Sie entgegnete:
    »Ach, wieso willst du überhaupt da weg, ist doch gemütlich so, gelitten wird überall, und du hast es schon gut mit Reiner, der liebt dich wie doof! Tu, was du tun musst, aber erwarte jetzt keine Durchhaltesülze von mir wie: Glaub an deinen Traum, dann kannst du es schaffen! Nee, nee, dafür bin ich schon zu durch. Ist auch gar nicht immer gut, das zu kriegen, wovon man träumt. Kann alles noch nach hinten losgehen oder übers Ziel hinausschießen! Frag mich mal. Oder guck dir die ganzen bescheuerten Leute im Fernsehen an!«
    »Ich will doch nur mal einen anderen Job machen! Ich habe keinen Traum, außer, dass ich weg will, ohne dass Reiner sauer wird.«
    Sie stopfte sich ein ganzes Franzbrötchen in den Mund und sprach kaum verständlich:
    »Unmöglich! Der wird so sauer! Keine Träume haben ist ganz schön kaputt für dein Alter! Daran solltest du arbeiten, mehr Rat ist heute Morgennicht drin, sorry, mein Gehirn ist völlig aus der Form. Waren gestern Nacht vor der Glotze ein paar Runden zu viel für eine alleinstehende Dreiundvierzigjährige!«
    Sie schob ein drittes Franzbrötchen nach und versprach, Reiner nichts zu erzählen, der gar nicht bemerkt hatte, dass ich nichts aus meinem Leben machte. Nicht einmal, als er für eine Weile aufgehört hatte zu trinken, forderte er mich zu einem Gespräch über die Zukunft auf.
    Ein paar Wochen später, als Reiner und ich kurz vor Feierabend allein im Imbiss waren, traute ich mich endlich, ein Gespräch zu dem Thema zu beginnen.
    »Papa, du, sag mal, als du so alt warst wie ich, was wolltest du da so machen?«
    »Das hier«, antwortete er und polierte den Tresen.
    »Du wolltest schon immer einen Imbiss haben?«
    »Nö, nicht direkt, aber mein Ding machen, keinen arschigen Chef haben, der jeden Tag seinen Mist und seine verklemmte Usche an mir auslässt.«
    »Wollte dein Vater, dass du auch

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