Das Schwert des Sehers
Reichweite mit deinem Bogen? Schau her. Ich lenke deinen Pfeil selbst in dein Herz, und es gibt nichts, was du dagegen tun kannst!«
Befriedigt stellte er fest, dass die Angreifer in der Nähe innehielten. Alle, die sein Manöver gesehen hatten. Er fühlte Schock und Ungläubigkeit in ihren Herzen. Aber er wollte den Bogenschützen. Er hasste Feinde, die außer Reichweite seiner Klinge angriffen.
Dauras lief los, der Bogenschütze schoss. Dauras zerschlug den Pfeil in der Luft.
»Nicht, warte!«, rief die Prinzessin ihm nach.
Da löste sich Fähnrich von Ledingen aus dem Getümmel. Er galoppierte von hinten zu dem Bogenschützen. Ein Regen von Pfeilen folgte ihm. Von Ledingen ritt weiter. Er köpfte den Bogenschützen im Vorüberreiten und kam auf Dauras zu.
»Die Prinzessin«, schrie er. Blut sprühte von seinen Lippen. »Um Bponurs willen, schützt die Prinzessin!«
Dauras machte kehrt, und zugleich mit dem Ritter war er bei der Prinzessin. Von Ledingens Ross stieg, als er es verhielt, und Aruda wich erschrocken zurück.
»Wir müssen«, keuchte er, »die Prinzessin in Sicherheit bringen.«
Dauras sah ein, dass von Ledingen recht hatte. Es waren zu viele Angreifer, und ein Pfeil aus der falschen Richtung reichte aus, um das Mädchen zu töten. Er fasste nach dem Bein des Ritters, warf ihn aus dem Sattel, sprang auf das Pferd und hielt Aruda die Hand hin.
Von Ledingen lag bäuchlings auf dem Boden und stöhnte. Drei Pfeile hatten sich durch den Mantel in seinen Rücken gebohrt.
Die Prinzessin sah ihn fassungslos an. »Dauras!«
Dauras beugte sich hinab, hob sie vor sich auf den Sattel und ritt los.
»Keine Zeit«, sagte er.
»Was hast du getan?«, rief Aruda.
»Euch gerettet?«
»Aber der Ritter …«
»War dem Tod geweiht. Ihn mitzuschleppen oder ihn vorsichtig vom Pferd zu heben hätte nichts daran geändert. Es hätte uns nur Zeit gekostet.«
»Woher willst du wissen, dass wir ihn nicht hätten retten können?«
»Ich kann sehen , in welchen Organen die Pfeilspitzen stecken. Schon vergessen?«
Meris schloss zu Dauras und Aruda auf. Sie hatte es geschafft, ein Pferd einzufangen und ritt nun mit ihnen.
Sie folgten der unbefestigten Nebenstraße, auf der die beiden eben erst hergewandert waren, jetzt in entgegengesetzte Richtung. Der Weg führte sie dichter am Wald entlang, aber das bedeutete auch, dass sie Deckung vor ihren Verfolgern hatten. Meris zog mit ihrem Pferd an Dauras vorüber.
»Was bist du für ein Hundsfott«, rief sie Dauras zu. »Willst du mir erklären, was du gerade getan hast?«
»Ich habe mich an unsere Vereinbarung gehalten und die Prinzessin beschützt.« Sie sah, wie er grinste. »Ich hoffe also, du hast meine Börse bei der Flucht nicht vergessen.«
»Ich wünschte mir, du hättest bei der Flucht einen Pfeil abgekriegt.«
»Sei vorsichtig mit deinen Wünschen«, sagte Dauras. »Du brauchst mich noch. Wir haben so viele Pferde zurückgelassen, dass ein paar von den Burschen uns bestimmt dicht auf den Fersen sind.«
»Was?« Meris warf einen Blick über die Schulter zurück, aber der Boden war wellig, und der Weg wand sich am Wald entlang. Sie konnte nicht weit sehen.
»Keine Sorge. Ich kehre um und überzeuge sie davon, dass sie lieber anderswo sein wollen. Nimm du so lange die Prinzessin.«
Er lenkte sein Pferd näher an das ihre und wollte Aruda hinüberheben. Doch die sträubte sich gegen den Wechsel im vollen Galopp. Also blieben sie stehen, und Meris ließ die Prinzessin hinter sich aufsitzen.
Sie musterte den Mönch von oben bis unten. »Kannst du gut genug reiten, um vom Pferd aus zu kämpfen?«
»Ein Pferd ist auch nur ein schwankender Untergrund wie jeder andere. Ich will unseren Freunden mal eine Lehrstunde erteilen, was im Tempel des Schwertes als meisterhafte Körperbeherrschung gilt.
Ihr reitet weiter. Ich halte meine Schwachstellen gern außer Reichweite meiner Feinde, wenn der Kampf beginnt.«
Dauras stieß dem Ross die Fersen in die Flanken und brüllte. Er wollte so schnell wie möglich sein, wenn er die Feinde erreichte. Aber das Pferd reagierte nur träge, und bald war ihm, als würde er es anschieben. »Verfluchter Zossen, wirst du wohl rennen!«
Mit diesen Worten stürmte er um eine Biegung, der erste Verfolger tauchte vor ihm auf. Mit Knien und Händen stieß Dauras sich ab. Dann stand er auf dem Pferderücken und sprang auf seinen Feind zu.
Der Mann erschrak. Wie erstarrt saß er im Sattel, als Dauras auf ihn zuflog. Einen
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