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Das sechste Opfer (German Edition)

Das sechste Opfer (German Edition)

Titel: Das sechste Opfer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Johannson
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sie gerade zur Assistentin im Büromanagement befördert worden und für den Einkauf der Bürogeräte zuständig war.
Franz, der dem Vertreter unsere alten Geräte von der Zeitschrift andrehen wollte, kümmerte sich den ganzen Abend um ihn und quatschte ihn fast in die Notaufnahme, denn Thomas, so hieß er, verschluckte sich ziemlich heftig an seinem Sekt, als Franz unsere Preise nannte. Ich hatte währenddessen freie Bahn bei Nicole. Es dauerte vier Monate, bis Nicole und ich uns schließlich wiedersahen, aber dann nur zwei Tage, bis wir zusammenkamen. Bei unserer Hochzeit war Franz mein Trauzeuge, und er hatte sich deutlich dafür ausgesprochen, der Patenonkel meines ersten Sohnes zu werden.
Aus diesem Grunde scheute ich mich davor, Franz von meinem Abenteuer mit Clara zu erzählen.
    Nach dem Telefonat mit ihm hätte ich am liebsten sofort für die Reportage über den Bankmanager recherchiert, aber ein Anruf meines Lektors brachte mich schnell auf den Boden der Tatsachen zurück. Er wollte den Artikel für den Financial Report noch heute. Pronto.
Also stürzte ich mich sofort in die Arbeit für den Osterartikel und saß Stunde um Stunde an Daten und Prognosen, bis er gegen Abend endlich fertig war und ich ihn per E-Mail abschicken konnte. Keine Sekunde zu spät, denn gerade, als ich auf das Knöpfchen »Abschicken« drückte, klingelte das Telefon erneut.
Lächelnd meldete mich mit den Worten: »Er ist schon unterwegs. Alles fertig.«
»Wer ist unterwegs?« Es war Franz.
Ich lachte und klärte ihn auf, dann erzählte Franz mir, weswegen er anrief.
»Ich will's kurz machen, Peter. Ich habe den Bericht heute Morgen angefordert, aber sie wollten ihn nicht rausrücken. Er sei schon zu den Akten gelegt und keiner würde sich die Mühe machen, ihn wieder hervorzuholen. Nicht für das Geld der armen Steuerzahler. Ich weiß, das ist Humbug, und habe ein bisschen meine Kontakte spielen lassen. Ich denke, ich kann ihn dir trotzdem besorgen.«
»Danke. Das wäre toll.«
»Gern geschehen.«
Dann plauderten wir noch etwas über den Fall eines ermordeten Ehemannes, an dem er gerade arbeitete, bevor wir auflegten.
Ich nutzte die Zeit bis zu Nicoles Eintreffen und begann damit, mir im Internet alle Berichte und Reportagen über den Unfall von Andreas Werner auszudrucken, las sie aufmerksam und notierte mir Namen und Adresse der Beteiligten in meinem neuen Notizbuch. Das Einzige, was mir dabei auffiel, war die Schnelligkeit, mit der der Bericht von Seite 1 in den Zeitungen auf Seite 3 Tag rutschte. Zwei Tage später war der Tod von Werner nur noch eine kleine Randnotiz in den Lokalnachrichten wert.
    Als ich Nicole kommen hörte, versteckte ich das Notizbuch und alle ausgedruckten Artikel unter dem Jagdgewehrkatalog und eilte zu ihr, und berichtete ihr stolz, dass ich den Osterartikel pünktlich abgeliefert hatte.
    Zwei Tage und zwanzig Seiten in meinem Notizbuch später meldete sich Franz wieder. Es war 8 Uhr morgens, eine etwas ungewöhnliche Zeit für ihn, vor allem an einem Karfreitag. Er klang auch seltsam am Telefon.
»Hi, Peter. Ich habe den Bericht.«
»Gut.« Zu dieser frühen Stunde klang ich nicht ganz so begeistert, wie ich es normalerweise über diese gute Nachricht gewesen wäre. »Kannst du ihn mir faxen?«
»Nein. Können wir uns treffen?«
»Jetzt? Ich lieg noch im Bett!«
»Meinetwegen später, wenn du willst.«
»Was ist denn los?«
»Das erklär ich dir dann. Wie immer im Eisenacher, um 12 Uhr. Ist das spät genug für dich?«
»Alles klar.«
Müde legte ich mich wieder hin, doch Nicole war leider ebenfalls aufgewacht.
»Wer war das?«
»Franz.«
»Was wollte er?«
»Er will etwas mit mir besprechen. Scheint wichtig zu sein. Wir treffen uns heute Mittag.«
»Du hast nicht vergessen, dass heute Feiertag ist und wir später zu meinen Eltern fahren wollen?«
»Es wird nicht lange dauern.«
Wir verbrachten Ostern immer bei ihren Eltern in Rostock, wo wir die ersten Sonnenstrahlen an der See und das gute Essen der Köhlers genossen. Ich freute mich jedes Jahr darauf, die Feiertage dort zu verleben. Es waren meistens schöne Tage mit interessanten Gesprächen und viel Gelächter – obwohl ich mir in diesem Jahr sicher ein paar unschöne Worte wegen des Klassentreffens anhören musste. Aber das war inzwischen schon in einen hinteren Winkel meines Bewusstseins gerückt. Momentan war ich glücklich darüber, meinen Artikel pünktlich losgeworden zu sein und etwas Neues begonnen zu haben. Selbst die Nacht mit Clara schien

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