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Das sechste Opfer (German Edition)

Das sechste Opfer (German Edition)

Titel: Das sechste Opfer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Johannson
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Thema von morgen saßen.
»Willst du ein Bier?«
»Klar.«
Ich winkte der Kellnerin und gab meine Bestellung auf. Zwei Bier für uns. Ich hatte gerade ausgiebig gefrühstückt und mehrere Tassen Kaffee getrunken, so dass ich nun einen Ausgleich im Blut brauchte. Franz benötigte auch nicht viel zum Leben. Ihm reichten normalerweise eine Packung Zigaretten und zwei Liter Kaffee. Oder eben Bier.
Er nahm eine Zigarette aus der Schachtel und holte anschließend die Kopie einer Akte aus seiner Jacke hervor, die er nachdrücklich auf den Tisch legte.
»Du hast den Polizeibericht also bekommen«, stellte ich fest.
»Ja, ich kenne jemanden, der mir noch einen Gefallen schuldig war.«
Wie es eben so ist bei der Presse. Es gibt immer jemanden, der einem einen Gefallen schuldet, oder umgekehrt.
»Was steht drin?«
»Nichts.«
»Nichts?«
»Nichts. Und das ist etwas zu wenig, finde ich.«
»Was meinst du?«
Franz schob mir die Akte hin und ich las darin, dass Andreas Werner ertrunken war, weil er mit seinem Wagen, einem mitternachtsblauem Mercedes S400 CDI, in einer Kurve von der Straße abgekommen und fast ungebremst ins Wasser gerast war. In seinem Blut war eine gehörige Menge Alkohol festgestellt worden. Zeugen bestätigten, dass er auf der Bankparty Sekt getrunken hatte, und der Pförtner berichtete, dass Andreas Werner müde und zerstreut gewirkt hätte, als er das Parkhaus verließ. Unterschrieben und für abgeschlossen befunden war das Protokoll von Polizeirat Marx und Staatsanwalt Wozniak.
    Ich gab Franz die Akte zurück und seufzte.
»Na ja, ist wirklich nicht gerade viel. Er hat zu viel getrunken und das war's.«
»Ich weiß nicht. Irgendetwas stört mich.«
»Was denn?« Ich hoffte, dass er etwas Konkretes für mich hatte, aber ich wurde enttäuscht.
»Keine Ahnung. Was willst du damit machen?«
Jetzt war es an der Zeit, dass ich Franz von meinem Vorhaben erzählte.
Franz sah mich zwar etwas verwundert, aber längst nicht so entgeistert an, wie ich es erwartet hatte.
»Eine Reportage? Ein Buch über Machenschaften in der Wirtschaft? Nicht schlecht. Und warum gerade über ihn?«
»Weil ich dachte, dass sein Tod ein guter Aufhänger wäre«, antwortete ich.
Er nickte. »Wäre es auch, wenn da wirklich was faul dran wäre. Es wirkt alles irgendwie seltsam, aber mehr kann ich erst einmal nicht dazu sagen. Aber du kannst ja jede Menge dazu dichten, nimm dir alle künstlerische Freiheit, die du brauchst. Meinen Segen hast du. Oder du stellst es als Selbstmord dar.«
»Ja, das habe ich auch schon überlegt. Könnte wirklich am Ende dabei rauskommen. Er hat sich umgebracht, weil er dem Druck nicht mehr gewachsen war, Firmengelder veruntreut hat, um seinen Benz damit zu finanzieren, weil er mit der Elite mithalten wollte, und nun nicht mehr mit dem schlechten Gewissen leben konnte. Irgendetwas werde ich schon finden. Ich sollte aber trotzdem bei der Wahrheit bleiben, nur den dramatischer gestalten, dachte ich. Ich brauchte erst einmal eine Theorie, die ich dann durch meine Recherchen untermauern oder widerlegen würde.«
»Du solltest mit der Familie sprechen.«
»Ja, das hatte ich vor. Nach den Feiertagen.«
Ich hatte mir bereits die Adresse besorgt und war bereit, die Hinterbliebenen nach hieb- und stichfesten Hinweisen zu befragen.
Franz wirkte noch immer nachdenklich. Er war unzufrieden mit der Akte, doch er konnte leider nicht sagen, warum, so dass ich es als das Hirngespinst eines übergenauen Reporters abhakte.
Als uns die Kellnerin das Bier brachte, fing er jedoch ebenfalls an, sich zu entspannen, so dass wir beide unsere Gedanken schweifen ließen.
Wir redeten ein wenig über vermutlich todsichere Möglichkeiten, eine Bank um mehrere Millionen zu erleichtern, bestellten noch zwei Bier und diskutierten über die Vor- und Nachteile von Laser gesteuerten Alarmanlagen, bis ich mich nach einem Blick auf die Uhr endlich von ihm verabschiedete und in mein Auto setzte.
    Pünktlich kam ich zu Hause an. Doch als ich nichtsahnend aus dem Fahrstuhl stieg, wandelte sich meine gute Laune sofort in Panik.
Denn vor unserer Wohnungstür standen Nicole und Clara und unterhielten sich.
Die beiden kannten sich eigentlich nicht sonderlich gut. Sie waren sich bei unserem Umzug kurz einmal begegnet und dann bei unserer Einweihungsparty, aber von mehr Kontakt wusste ich nicht. Dass sie hier nebeneinander standen, konnte nichts Gutes bedeuten. Wollte Nicole Clara etwa auf den Zahn fühlen? Ich begann zu schwitzen.
Ich begrüßte Nicole mit

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