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Das sechste Opfer (German Edition)

Das sechste Opfer (German Edition)

Titel: Das sechste Opfer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Johannson
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neuen Ideen samt Geldverschiebung gefügig zu machen. Die Medien spielen alle mit, indem sie das Ganze massenwirksam aufbereiten und schön breittreten. Und natürlich ziehen die Regierungen mit, die Steuerersparnis für Dieselautos mit Filtern versprechen und so weiter. Das ist nur ein kleines Beispiel.«
Ich war geschockt von seinen Ausführungen. »Vorstellbar wäre es schon«, wisperte ich.
»Ja, wäre es. Das passiert in jedem Bereich des Lebens. Pharmaindustrie, Bauindustrie, Banken, was weiß ich noch. Und wir Verbraucher sind dabei die kleinen Ratten, die beim Klang der Flöte dem Rattenfänger folgen, überall hin. Absolut manipuliert. Keiner merkt etwas.«
»Es ist kaum denkbar, dass wir so unwissend und dumm sind, so mit uns spielen zu lassen. Der Gedanke ist unheimlich.«
»Ja, absolut unheimlich. Denn wem sollte man noch glauben? Es gäbe keine Wahrheit mehr, keinen Schutz. Dabei ist diese Beeinflussung in einer gewissen Form ständig an der Tagesordnung. Wenn Sie sich das Fernsehen genauer betrachten, dann entdecken Sie überall verkaufte Beiträge. Ein angeblich objektiver Bericht über eine mögliche Heilung von Rheuma, doch für einen winzigen Moment huscht ein bestimmtes Produkt durch das Bild, und Sie wissen nun, dass eine ganz bestimmte Firma in diesem Monat die Gehälter der Redakteure dieses Senders zahlt. Und irgendwelche Tests, zum Beispiel was gesünder ist – Tee oder Kaffee, in wessen Auftrag wurden die gemacht? Wer zahlt die Forscher? Melitta? Dallmayr? Tchibo? Teekanne? Meßmer? Es geht nur um Geld. Um wahnsinnig viel Geld. Es ist alles Manipulation. Sie können niemandem mehr vertrauen.«
Mir wurde langsam schlecht. »Was kann man dagegen machen?«
Er lachte wieder kurz auf. »Suchen Sie sich eine Höhle im Himalaja oder eine Hütte im tiefsten Regenwald. Sonst entkommen Sie nicht. Nicht in unserer westlichen Welt. Hier sind Sie den Wölfen und Haien in der Wirtschaft schutzlos ausgeliefert.«
Ich nickte. Er hatte Recht. Es ging nur um Geld. Um unser schwer verdientes Geld. Aber was hatte das mit Andreas Werner zu tun? Steckte er mit drin? Falls es diese Gruppe wirklich gab. Ich stellte Sebastian Gruneveld diese Frage, doch er schüttelte nur den Kopf. »Das kann ich Ihnen nicht beantworten, aber ich werde mich darum kümmern. Fragen Sie mich das in ein paar Tagen noch einmal, ich werde es herausfinden. In Ordnung?«
Das schien mein Signal zu sein. Ich stand auf.
»Danke, für Ihre Zeit, Dr. Gruneveld, und für die Informationen, sie waren sehr aufschlussreich.«
»Gern geschehen.«
Wir tauschten noch ein paar Höflichkeiten aus, bevor ich ging. Die Uhr auf dem ordentlichen Schreibtisch zeigte 16:28 Uhr an, als ich mich von ihm verabschiedete.
    Es war beklemmend, über die Ausmaße der Tätigkeit einer Machtgruppe nachzudenken, so dass ich wie betäubt Grunevelds Wohnung verließ und die Treppen hinunterstieg. Eine Gruppe, die ganz Europa beherrschte und sich den Kuchen brüderlich teilte. Damit gäbe es weder Wettbewerb noch Konkurrenz, sondern Absprachen und gemeinsame Geschäfte. Eine solche Machtkonzentration hätte natürlich auch alle Mittel und Gelegenheiten, unliebsame Mitwisser auszuschalten, sie vor U-Bahnen zu stoßen oder im Gefängnis tot umfallen zu lassen. Oder in einer Wohnung wie bei Franz.
Das Treppenhaus schien noch eine Spur dunkler, als vorhin. Aber das mochte an der Person liegen, deren Kopf draußen hinter der Milchglasscheibe das Licht blockierte. Ich hörte, wie jemand versuchte, den Schlüssel ins Schloss zu stecken.
Ich öffnete von innen und ein offenbar betrunkener junger Mann fiel mir fast vor die Füße. Er lachte dümmlich und rappelte sich auf, während ich ins Freie ging. Dann stolperte er ins Haus und ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen.
Ich ging den schmalen Weg zurück zu meinem Auto und sah noch einmal zu dem offenen Fenster von Dr. Gruneveld, von wo ich erneut Tellerklappern hörte. Als ich die Autotür öffnete, schepperte es in Dr. Grunevelds Wohnung, als wäre sein Geschirr zu Boden gefallen. Ich blickte noch einmal zum Fenster, konnte aber nichts erkennen. Ich stieg in mein Auto und fuhr los.
Nicole war bestimmt schon zu Hause und wartete auf mich.
    Meine Wohnung war erschreckend ruhig, als ich eintrat. In der Küche knarrte kein Radio fröhlich vor sich hin, kein Fernseher verkündete irgendwelche Vorabend-Werbenachrichten, kein Essen kochte auf dem Herd. Ich dachte zuerst, Nicole sei gar nicht da, aber dann entdeckte ich sie. Sie

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