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Das Siegel der Macht

Das Siegel der Macht

Titel: Das Siegel der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Dettwiler
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führte?«
    »Nein. Die beiden Besucher sind getrennt gekommen, der eine mit italienischem, der andere mit westfränkischem Gefolge. Niemand hat ihre Namen genannt.« Als Alexius keine Antwort gab, fügte Maurus hinzu: »Jedenfalls ist es besser, wenn Ihr Euch außerhalb der Klostermauern umhört.«
    »Das ist leicht gesagt.«
    »Maxim stammte aus der Umgebung. Vielleicht aus Konstanz. Es ist möglich, dass ihn jemand von früher kennt. Ich habe ihn manchmal mit dem Fährmann sprechen hören.«
    Beruhigend regelmäßig durchpflügte das Ruder den See. Eine Wasserfläche glatt wie ein Spiegel. Nebliges Morgenlicht dämpfte die leuchtenden Herbstfarben. Rote, gelbe Fruchtbaum- und Weinrebenblätter überzogen das vom Schilfgürtel zum Kloster ansteigende Ufer.
    Kein Wunder, dass der Kellermeister zu wenig Fässer hat, dachte Alexius. Die ganze Reichenau ist mit Weinreben bepflanzt. Mit seinen beiden Gefolgsmännern saß der Missus des Kaisers im Kahn und streckte die Beine aus, den Blick auf die monotonen Bewegungen des Fährknaben gerichtet. Dieser hatte Lederstücke um die Füße gewickelt, um die Kälte abzuhalten. Über dem Hemd trug er ein Schaffell.
    »Weißt du, wie ich nach Konstanz reisen könnte?«, übertönte Alexius’ Stimme den Ruderschlag.
    »Das ist ganz einfach. Aber Ihr müsst ein anderes Schiff nehmen. Die Pferde könnt Ihr auch dort aufladen.«
    »Kennst du Konstanz?«
    »Ich habe Verwandte in der Stadt. Wie auch auf der Reichenau.« Der Junge wandte das Gesicht wieder dem Wasser zu.
    »Im Kloster selbst?«
    Die Stimme des Befragten klang misstrauisch. »Wie kommt Ihr denn darauf?«
    »Es könnte ja sein. Vielleicht bist du gar mit jenem Bruder Maxim verwandt, den man im letzten Jahr erschlagen hat.« Gefährlich schwebten die Worte des Kaiserboten in der Luft. Hatte er sich zu weit vorgewagt?
    »Was wisst Ihr von Maxims Tod?«
    »Du kennst ihn also?«
    »Ja, ich habe ihn oft gerudert. Es gibt dauernd Grenzstreitigkeiten zwischen dem Kloster und dem Bischof von Konstanz. Da müssen Briefe hin und her getragen werden.«
    »Bruder Maxim war ein Bote des Klosters?«
    »Es gibt hier keine Boten. Maxim war die rechte Hand des Küchenmeisters. Er musste oft nach Konstanz fahren, um zu handeln. Wein gegen Mehl, Salz und was weiß ich tauschen.«
    Aus dem Jungen war kein weiteres Wort herauszubringen. Alexius überließ sich seinen Gedanken. Entspannt folgte er den Bewegungen der Wasserfläche und verdrängte den Albtraum Reichenau. Er dachte an die Weite des Meeres, an die Ferne. An Byzanz und Reims. Und an Rom. Er träumte am nächsten Tag im anderen, größeren Schiff weiter, das ihn zur Bischofsstadt brachte. Bis der Marktlärm im Südwesten von Konstanz ihn aus den Gedanken riss. Erwartungsvoll sah Alexius der Verteidigungsmauer mit den Türmen entgegen. Er hatte genug von den Mönchskutten und freute sich auf das Stadtleben.
    Mit seinem Gefolge ritt der Kaiserbote über die Brücke durch das von Doppeltürmen flankierte Stadttor. Der Mauer entlang zog sich eine Reihe aneinander gebauter Fachwerkhäuser, deren Dächer verschieden hoch waren. Über den Giebeln konnte Alexius den Turm des Bischofspalastes sehen. Der Missus folgte der Gasse, die vom Nischenportal zum Steinbrunnen vor dem Marktplatz führte. Es wurde immer lärmiger. Mit Eseln und Ochsenkarren oder zu Fuß nach Konstanz gekommene Bauern strebten den Warenständen zu.
    Alexius hatte Mühe, das Pferd an den vielen Menschen vorbeizulenken. Seine Gefolgsmänner blieben ihm dicht auf den Fersen. Eigentlich wäre der junge Grieche gern allein nach Konstanz gereist, aber Ricolf und Gerold waren wie die Kletten. Elana von der Fallsteinburg hatte ihm den kleinen Stämmigen und den Hünen aufgedrängt. Beim Gedanken an den Abschied in Sachsen lächelte Alexius …
    Elana hatte sich als wahre Krämerin entpuppt. Irgendwie musste sie erfahren haben, dass zwei seiner Diener schon als Steinmetze gearbeitet hatten.
    »Überlasst sie mir«, bat die Burgherrin drängend. »Für Euch wiegt ein Diener den anderen auf. Mir aber können Eure Steinmetze beim Burgumbau wertvolle Hilfe leisten.«
    »Es handelt sich nicht um Leibeigene, Elana. Meine Männer sind Bedienstete und Krieger zugleich. Sicher wollen sie nicht als Steinmetze arbeiten.«
    »Fragen wir sie.« Elanas Offenheit entwaffnete den Missus. Er gab nach. Natürlich hatte die Burgherrin es bereits geschafft, seine beiden Gefolgsleute für sich einzunehmen. Sie waren einverstanden, sich für ein

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