Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Siegel des Templers: Roman (German Edition)

Das Siegel des Templers: Roman (German Edition)

Titel: Das Siegel des Templers: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
Vom Netzwerk:
gesagt?«
    »Ja, und ich würde gerne wissen, was das für ein Auftrag ist, der den Ritter bis ins ferne Kastilien führt. Er schien sich vor Verfolgern zu fürchten und bat mich, mit niemandem zu sprechen. Er fragte mich über die Templer aus und über Comandador Don Fernando. Ich kann mir darauf keinen Reim machen.«
    Juliana schüttelte den Kopf. »Ich auch nicht.« Einen Moment überlegte sie, ob sie ihm von der verhängnisvollen Nacht erzählen sollte, in der alles begann. – Oder war es nur die Nacht, in der für sie alles begann?
    Juliana brachte es nicht über sich, die Worte auszusprechen, daher sagte sie nur: »Er ist auf Bußfahrt geschickt worden, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es sich so zugetragen hat, wie es sich darstellt. Nun reise ich ihm hinterher, um die Wahrheit zu erfahren! Ich bin mir sicher, dass der Vater stets ehrenvoll gehandelt hat. Er ist ein Ritter! Nie würde er feige und hinterlistig sein!« Wolf hüstelte.
    »Was?«, rief Juliana. »Bist du anderer Meinung?«
    Vielleicht ließ der aggressive Ton ihn zögern. »Ich glaube nicht, dass ich diese alte Geschichte jetzt aufwärmen sollte.«
    »Und ich glaube, dass dies genau der richtige Zeitpunkt dafür ist!« Juliana saß nun kerzengerade in ihrem Bett und sah ihn aus weit aufgerissenen Augen an.
    »Nun ja, wie soll ich beginnen?« Wolf räusperte sich und knetete seine Hände. »Ich bin nicht einfach so ohne ein Wort weggegangen  – ich meine, ich hatte es nicht vor. Ich wollte eigentlich gar nicht weg – zumindest nicht zu diesem Zeitpunkt, in diesem Jahr. Ich hatte es ernst gemeint, als ich dir sagte, ich werde meine Pflichten dem Ritter gegenüber erfüllen.«
    »Dann hat er dich weggeschickt?«, rief sie mit schmerzerfüllter Stimme. »Weil er uns zusammen im Heu angetroffen
hat? In meinen finsteren Stunden habe ich es befürchtet. Seine Eifersucht war übermächtig. Er konnte es nicht ertragen, einen Mann mir nahe zu sehen.«
    »Ja und nein. Ja, er war erzürnt und aus Eifersucht voller Zorn, obwohl ich nichts Unrechtes getan hatte, aber das wollte er nicht gelten lassen. Er rief mich noch am Abend zu sich. – Willst du die Geschichte wirklich hören? Es ist – nun ja, schon lange her.«
    »Ich kann die Tage nicht mehr zählen, die ich auf der Straße wandere, um ihn zu finden. Meinst du nicht, ich sollte meinen Vater langsam richtig kennen lernen?«
    »Ja, vielleicht hast du Recht. Vielleicht ist es besser, wenn du alles erfährst, bevor du ihn einholst. Nun gut, dann werde ich dir berichten, was sich in dieser Nacht im Sommer vor vier Jahren zugetragen hat.«
    Juliana schloss die Augen und lauschte seiner Stimme. Ihr war, als schlüpfe sie in seine Gestalt und erlebe alles, was er erzählte, selbst mit. Sie konnte Vaters Stimme hören und die seines Knappen. Ihr war gar, als spüre sie den Nachtwind und rieche das Stroh im Stall.



38
Wolfs Flucht
    Burg Ehrenberg im Jahre des Herrn 1303
     
     
    D u hast mein Vertrauen missbraucht«, schreit der Ritter. Sein Gesicht ist vor Zorn rot verzerrt. Der Junge weicht ein Stück zurück. Er ist nicht ängstlich, doch der Herr ist eine imposante Erscheinung, und in seiner Wut kann er selbst einem mutigen Sechzehnjährigen Angst einjagen.
    »Ich habe jetzt keine Zeit, mich mit dir zu befassen, aber glaube bloß nicht, dass du ungestraft davonkommst. Niemand nähert sich unzüchtig meiner Tochter oder meinem Weib! Wenn ich mit dir fertig bin, dann wirst du das niemals wieder vergessen!«
    Wolf öffnet den Mund, um sich zu verteidigen, aber Kraft von Ehrenberg lässt ihn nicht zu Wort kommen.
    »Bei Sonnenuntergang bist du unten im Zwinger im Stall und holst dir deine Strafe ab, ist das klar? Wenn du nicht kommst, suche ich dich und ersteche dich eigenhändig mit diesem Dolch.« Er zieht die lange gebogene Klinge aus der Scheide und zielt auf die Brust des Jungen. Wolf zweifelt nicht einen Moment, dass er seine Worte ernst meint.
    »Es wäre mein gutes Recht, dich hier sofort vom Hals bis zu deinen Leisten aufzuschlitzen, und du hast es nur meiner Großmut zu verdanken, dass ich es nicht tue. Das ist dir hoffentlich bewusst?«
    Der Junge nickt. Er schlägt die Augen nieder, um dem Blick des Ritters auszuweichen. Wolf ist in den vergangenen zwei Jahren um ein Dutzend Zoll gewachsen und inzwischen fast so groß wie sein Herr, allerdings ungelenk und schlacksig, nicht wie dieser im Schwertkampf trainiert und von muskulöser Statur.
    Der Ritter lässt ihn einfach stehen und

Weitere Kostenlose Bücher