Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Sigma-Protokoll

Das Sigma-Protokoll

Titel: Das Sigma-Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
vorsichtig nach innen.
    Er hatte es geschafft.

45. KAPITEL
    Semmering

    Eine Tür zwei Meter weiter war mit einer Staubschicht überzogen. Ben strich mit den Fingern darüber: hart, glatt, massives Eisen. Verschlossen? Er drückte vorsichtig dagegen, und die Tür reagierte mit einem kurzen, dumpfen Quietschen. Sie war anscheinend seit Jahrzehnten nicht mehr geöffnet worden. Als Ben sich mit seinem ganzen Körpergewicht dagegenlehnte, schwang die Tür ächzend auf.
    Er befand sich in einem kleinen Raum, der ihm allerdings nach der Tunnelerfahrung groß vorkam. Suchend drehte er den Kopf, bis der Lichtstrahl der Helmlampe eine weitere Tür erfasste. Rechts von der Tür befand sich ein Kippschalter. Ben drückte ihn herunter, und an der Decke leuchtete eine einzelne nackte Glühlampe auf.
    Er befand sich in einem kleinen Lagerraum. In den schmutzig beigen Metallregalen an den Wänden standen alte Pappkartons, Holzkisten und zylindrische Metallbehälter.
    Ben nahm Helm, Wollmütze und Rucksack ab und legte alles in eines der Regale. Aus dem Rucksack holte er die beiden Pistolen, wovon er sich eine hinten in den Hosenbund steckte und die andere in der Hand behielt. Dann zog er den Plan des Schlosses aus dem Rucksack und entfaltete ihn. Sicher hatte das Schloss seit seinen Tagen als Uhrenfabrik einige Umbauten mitgemacht, aber der grobe Grundriss mit den Außenmauern hatte sich wahrscheinlich nicht verändert.
    Er drückte die Türklinke, die anscheinend gut geölt war, und öffnete die Tür.
    Vor ihm lag ein hell erleuchteter Korridor mit Steinboden und gewölbter Decke. Es war niemand zu sehen.

    Er wandte sich aufs Geratewohl nach rechts. Die Vibramsohlen der Bergstiefel dämpften seine Schritte. Bis auf das leise Quietschen nassen Leders war nichts zu hören.
    Schon nach ein paar Sekunden tauchte jemand am Ende des Korridors auf und ging direkt auf ihn zu.
    Ruhig bleiben, sagte er sich. Tu so, als ob du dazugehörst.
    Keine leichte Aufgabe, wenn man in nassen, verdreckten Bergsteigerklamotten steckte und seit der Abreibung in Buenos Aires ein ramponiertes Gesicht zur Schau trug.
    Er musste sich schnell entscheiden.
    Zwei Meter von ihm entfernt befand sich auf der linken Seite eine Tür. Er blieb stehen, horchte kurz und betrat den Raum, in dem es glücklicherweise dunkel war.
    Der Mann, dem er gerade noch aus dem Weg gegangen war, hatte eine Art Overall getragen, weiß, mit Gürtel und Pistolenhalfter. Anscheinend gehörte er zum Wachpersonal.
    Ben schaltete das Licht an. Wieder Metallregale in einem Lagerraum. Er war etwa sechs Meter lang und vier Meter fünfzig breit. Doch was hier gelagert wurde, verschlug Ben den Atem. Er konnte es nicht glauben.
    Ein realer Albtraum.
    Allmächtiger Gott!
    Der Anblick war abstoßend, und dennoch konnte er den Blick nicht abwenden.
    In den Regalen standen in langen Reihen staubige Glasbehälter - manche nicht größer als Einmachgläser, andere über einen halben Meter hoch.
    Jeder Behälter war gefüllt mit einer vom Alter schon trüben Flüssigkeit - wahrscheinlich Formalin. Und in jedem Behälter schwamm ein Baby.
    Die Präzision, in der die Gläser nach der Größe ihres Inhalts aufgereiht waren, hatte etwas Gespenstisches. Ben lief ein kalter Schauer über den Rücken.
    In den kleinsten Gläsern befanden sich winzige Embryonen aus dem frühesten Stadium der Schwangerschaft: kleine, blassrosa Garnelen; durchscheinende Insekten mit grotesk großem Kopf und Schwanz.
    Dann etwa drei Zentimeter große Föten: gekrümmte Stummelarme
und überdimensionierte Köpfe, die im Leichentuch ihrer Eihaut in der Flüssigkeit schwebten.
    Es folgten Föten, die kaum größer waren, jedoch schon wie Menschen aussahen. Mit gebeugten Beinen, winkenden Armen und Augen, die schwarzen Johannisbeeren glichen. Sie schwebten in kugelrunden Blasen, die ihrerseits von der gezackten Zottenhaut umgeben waren.
    Als Nächstes kamen Miniatursäuglinge, die mit geschlossenen Augen am Daumen nuckelten; Knäuel mit winzigen, schon perfekt ausgebildeten Gliedmaßen.
    Mit der Größe der Glasbehälter wuchsen die Föten bis zur Größe von Neunmonatsbabys, die kurz vor der Geburt gewesen waren. Man sah die geschlossenen Augen; ausgebreitete Arme und gespreizte Beine; kleine Hände, die winkten oder zu Fäusten geballt waren; im Formalin schwebende Nabelschnüre, an denen durchscheinende Fetzen von Eihaut hingen.
    In den Regalen standen Hunderte von Glasbehältern mit Embryos, Föten und Babys. Jeder Behälter war

Weitere Kostenlose Bücher