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Das Spektrum der Toten

Das Spektrum der Toten

Titel: Das Spektrum der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Pfeiffer
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Kriminalist Häusler berichtete.
    Susanne, die 38jährige Frau eines Bauunternehmers, las in einer Boulevardzeitung von einer adligen Frau, die behauptete, bereits 20 Männer »totgehext« zu haben. Da die Ehe der Unternehmerfrau seit Jahren brüchig, eine Scheidung aus finanziellen Gründen aber nicht erwünscht war, suchte die Frau Trost bei einem Geliebten. Immer mehr setzte sich bei ihr der Gedanke fest, der Tod ihres Mannes würde alle ihre Probleme lösen. Sie erbte das Vermögen und könnte sich obendrein mit dem Geliebten fest verbinden.
    Die beiden suchten die »Hexe« auf.
    Diese verlangte ein Foto des Mannes. Für 150 DM Honorar »verhexte« sie es mit magischen Beschwörungen und erklärte, der Mann werde in Kürze durch einen Verkehrsunfall sterben. »Er ist schon fast tot. An einem Feiertag im November wird er bei Glatteis und Schnee mit seinem Auto verunglücken.« Die »Hexe« riet Susanne, noch eine Lebensversicherung für ihren Mann zu ihren Gunsten abzuschließen. Das tat die Witwe in spe auch. Um ihren Mann nicht misstrauisch zu machen, fälschte sie die Unterschrift.
    Der November kam mit Schnee und Glatteis. Der
    Bauunternehmer überlebte ihn ohne Unfall. Enttäuscht forderte Susanne einen neuen Todestermin von der »Hexe«. Diese antwortete ihr, die Todeskurve sei inzwischen überschritten.
    Susanne und ihr Geliebter beschlossen, die Prophezeiung der »Hexe« selbst zu einem glücklichen Ende zu bringen. Das sollte noch vor Weihnachten geschehen.
    Am Abend des 17. Dezember, als die Heimkehr des Unternehmers bevorstand, setzten die beiden die Beleuchtung der Garage außer Betrieb und versteckten sich. Ihr Opfer hielt mit dem Wagen unmittelbar vor der Garage an und stieg aus, um nach dem Rechten zu sehen. Da stürzte sich Susannes Geliebter kaltblütig auf den Bauunternehmer und presste ihm einen äthergetränkten Lappen aufs Gesicht.
    Das Opfer wehrte sich verzweifelt. Es hörte eine Stimme: »Muss das sein?«
    »Es muss sein, Susanne«, antwortete der Angreifer. In diesem Augenblick ahnte der Bauunternehmer, dass seine Frau mit im Spiel war.
    Er stellte sich ohnmächtig. Regungslos ließ er sich fesseln, die Augen verbinden und in seinen Wagen zerren. Er wurde auf den Beifahrersitz gelegt, nachdem die Rückenlehne heruntergesenkt worden war.
    Der Angreifer setzte sich hinter das Steuer, die Frau nahm auf dem Rücksitz Platz und drückte ihrem Mann von Zeit zu Zeit einen äthergetränkten Lappen auf das Gesicht. Aber die Dosis war zu schwach, er blieb bei Bewusstsein.
    Die Fahrt durch das nächtliche Schneegestöber erschien dem Mann endlos. Einmal hielt der Wagen. Susanne verließ das Auto, und ihr Mann hörte, dass sie in ein anderes Auto umstieg und seinem Wagen folgte. Endlich waren sie am Ziel: ein KiesSee. Sie hielten auf der abfallenden Böschung direkt vor dem Wasser an. Der Bauunternehmer stellte sich noch immer bewusstlos. Die beiden zerrten ihn auf den Fahrersitz, nahmen ihm Augenbinde und Fesseln ab, starteten den Motor. Sie lösten die Handbremse und drückten seinen Fuß gegen das Gaspedal. Dann warfen sie die Wagentür zu. Das Auto fuhr an. Der Bauunternehmer trat auf die Fußbremse. Der Wagen stand still. Er verriegelte die Autotüren. Verzweifelt versuchten Susanne und ihr Geliebter, den Wagen ins Wasser zu schieben. Es misslang. Sie flohen kopflos.

    Susanne und ihr Geliebter wurden vor dem Schwurgericht wegen Mordversuchs angeklagt. Susanne verteidigte sich: »An allem ist die ›Hexe‹ schuld!«
    Die »Hexe« selbst, als Zeugin geladen, gab sich als »Seherin« aus und behauptete, der Unfalltod des Mannes hätte mit 90%iger Sicherheit erfolgen müssen.
    Die beiden Angeklagten erhielten je neun Jahre Freiheitsentzug wegen versuchten Mordes. Gegen die »Hexe« wurde nicht ermittelt.

    Der Glaube an Hexen und überirdische Mächte hat aber nicht nur solche schrecklichen Untaten wie die hier berichteten zur Folge, manchmal auch makabre und groteske wie im folgenden Fall.
    In einer kleinen Ortschaft bei Gelsenkirchen wohnte der Arbeiter Niemeyer mit seiner Familie. Niemeyer war seit 15 Jahren verschuldet und ohne jegliches Einkommen. Sozialhilfe für seine Familie beanspruchte er nicht, aus Scham und aus Stolz, denn er war nach seiner Meinung von Gott auserwählt, ein Wohltäter der Menschheit zu sein. Regelmäßig versammelte er seine Gläubigen in seiner Wohnung, um sie in die Geheimnisse des Okkultismus einzuweihen, die er selber zwar noch nicht vollkommen beherrschte, sich

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