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Das Spiel

Das Spiel

Titel: Das Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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verstummte, dann ergriff er meine linke Hand und schenkte mir seinen Ausdruck, den ich als »Brandons altväterliche Miene« bezeichnen möchte. »Deine Mutmaßungen basieren weitgehend darauf, dass die Polizisten sich das Haus einmal flüchtig angesehen und es dann gut sein lassen haben. Aber das stimmt nicht. Wenn eine dritte Partei im Haus gewesen wäre, hätte die Polizei das mit Sicherheit festgestellt. Und wenn sie Beweise für die Anwesenheit einer dritten Partei gefunden hätten, wüsste ich es.«
    »Warum?«, fragte ich.
    »Weil so etwas einen in eine ziemlich üble Situation bringen könnte – in eine Situation, in der die Polizisten keine netten Jungs mehr sind und anfangen, einem die Miranda-Warnung vorzulesen.«
    »Ich verstehe nicht, wovon du sprichst«, sagte ich, aber es dämmerte mir allmählich, Ruth; wahrhaftig. Gerald war eine Art Versicherungsfreak gewesen, und die Agenten dreier verschiedener Gesellschaften hatten mir versichert, dass ich die offizielle Trauerzeit – und ein paar Jahre danach – in finanzieller Sicherheit leben konnte. »Henry Ryan in Augusta hat eine sehr gründliche, sehr umfassende Autopsie an deinem Mann vorgenommen«, sagte Brandon. »Seinem Bericht zufolge starb Gerald an einem, wie die Gerichtsmediziner sagen, ›reinen Herzanfall‹, was bedeutet, einen ohne Lebensmittelvergiftung, außergewöhnliche Anstrengung oder schwere körperliche Verletzungen.« Er wollte eindeutig fortfahren – er war eindeutig in seiner, wie ich sie nenne, Vorlesungsstimmung -, aber er sah etwas in meinem Gesicht und verstummte. »Jessie? Was ist denn?« »Nichts«, sagte ich. »O doch – du siehst schrecklich aus. Ein Krampf?«
    Es gelang mir schließlich, ihn zu überzeugen, dass ich in Ordnung war, und bis dahin stimmte das auch fast. Ich glaube, Du weißt, woran ich denken musste, Ruth, da ich es oben schon erwähnt habe: die Fußtritte, die ich Gerald gab, als er nicht auf mich hören und mich nicht freilassen wollte. Einen in den Magen, den anderen volle Kanne in die Kronjuwelen. Ich fragte mich, wie ein kluger Mann wie Henry Ryan das übersehen haben konnte. Seitdem habe ich mich ein bisschen diskret sachkundig gemacht und festgestellt, dass der Tritt in die Hoden zu schweren Blutergüssen hätte führen müssen, was unter normalen Umständen auch geschehen wäre. In Geralds Fall nicht, weil der Herzanfall unmittelbar nach dem Tritt erfolgte und so kein Bluterguss entstehen konnte.
    Das führt selbstverständlich zu einer anderen Frage – habe ich den Herzanfall mit meinen Fußtritten ausgelöst? Diese Frage konnte keines der medizinischen Fachbücher, die ich gelesen habe, zufriedenstellend beantworten, aber seien wir ehrlich: Ich habe ihm wahrscheinlich auf die Sprünge geholfen. Aber ich weigere mich, die Alleinschuld auf mich zu nehmen, verdammt. Er war übergewichtig, er hat zu viel getrunken, und er hat geraucht wie ein Schlot. Der Herzanfall war vorprogrammiert; wäre er an diesem Tag nicht gekommen, dann bestimmt nächste Woche oder nächsten Monat. Der Teufel spielt seine Fiedel nur so und so lange für einen. Das glaube ich fest. Wenn Du es nicht glaubst, bitte ich dich herzlich, es zusammenzufalten und da reinzustecken, wo die Sonne nie hinscheint. Ich glaube, ich habe mir das Recht verdient, zu glauben, was ich glauben will, zumindest in dieser Angelegenheit. Besonders in dieser Angelegenheit. »Wenn ich ausgesehen habe, als hätte mich der Schlag getroffen«, erzählte ich Brandon, »dann nur deshalb, weil ich versuche, mich an den Gedanken zu gewöhnen, dass jemand denkt, ich hätte Gerald umgebracht, damit ich seine Lebensversicherung kassieren kann.«
    Er schüttelte wieder den Kopf und sah mich die ganze Zeit ernst an. »Das denken sie überhaupt nicht. Henry Ryan sagt, dass Gerald einen Herzanfall gehabt hat, der möglicherweise durch sexuelle Erregung ausgelöst wurde, und die State Police akzeptiert das, weil Henry Ryan der Beste in der Branche ist. Bestenfalls wird es ein paar Zyniker geben, die denken, du hast Salome gespielt und ihn absichtlich aufgegeilt.« »Du auch?«, fragte ich.
    Ich dachte, ich könnte ihn mit meiner Offenheit schockieren, und ein Teil von mir war neugierig, wie ein schockierter Brandon Milheron aussehen mochte, aber ich hätte es besser wissen müssen. Er lächelte nur. – »Ob ich glaube, dass du genügend Fantasie hast, Geralds Thermostat wegzupusten, aber nicht genug, um zu erkennen, dass du dabei selbst in Handschellen sterben

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