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Das Spiel

Das Spiel

Titel: Das Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
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als Usurpator der schlimmsten Sorte entlarvt ist, einfach so ergeben wird? Nein. Ihm und seinem Bruder Caradon wird klar sein, dass sie das, was sie gestohlen haben, festhalten müssen oder aber als Verräter am Galgen enden werden. Hendon wird sich in Südmark festsetzen wie ein Dachs im Bau, und Caradon wird ihm Verstärkung bringen. Jeder, der Hendon gewaltsam zu vertreiben versucht, wird sich zwischen den Burgmauern und den Truppen von Gronefeld gefangen finden.«
    »Also brauchen wir keine Armee, aber wir brauchen eine Armee? Das ist doch Unsinn.«
    »Denkt gründlich nach, Hoheit«, befahl ihr Shaso.
    Sie hasste es, wenn Leute, die älter waren als sie, so mit ihr sprachen. In Wirklichkeit hieß das,
ich kenne die Antwort bereits, weil ich erwachsen bin und alles weiß, aber du musst erst noch lernen, wie man denkt, damit du irgendwann so klug und großartig werden kannst wie ich.
»Ich weiß es nicht.«
    »Was ist das, was wir wirklich brauchen — nicht mehr und nicht weniger?«
    Effir dan-Mozan verfolgte den Wortwechsel mit leuchtenden Augen, als wäre er Zuschauer bei einem besonders spannenden Wettkampf. Das erinnerte Briony an etwas. »Was sagt mein Vater immer, wenn er Feld-des-Königs spielt?«, fragte sie Shaso. »Etwas von einem dieser alten Philosophen, glaube ich.«
    »Ah ja.
›Fehler aus Vorsicht wird man eher in Muße überdenken können als Fehler aus Kühnheit — aber seltener nach einem Sieg.‹
Mit anderen Worten, wenn man zu vorsichtig ist, ist es wahrscheinlicher, dass man am Leben bleibt, aber weniger wahrscheinlich, dass man gewinnt. Es ist einer seiner Lieblingssprüche — und einer der Gründe, warum ich ihn bewundere.«
    »Wirklich?« Jemanden — und insbesondere Shaso — von ihrem Vater wie von einer lebenden Person sprechen zu hören und nicht so, als ob er schon tot wäre, tat so wohl, dass sie dem alten Mann seine belehrende Art verzieh.
    »Ja. Er ist einer der besonnensten Männer, die mir je begegnet sind, aber er scheut sich nicht, notfalls auch schnell und kühn zu handeln — Risiken einzugehen. So hat er mich in Hierosol geschlagen.«
    »Erzählt mir davon.«
    »Nicht jetzt. Jetzt gilt es, über unsere gegenwärtige Situation nachzudenken und nicht auf alte Schlachten zurückzublicken.« War das die Andeutung eines Lächelns? »Also, denkt nach. Was tut uns wirklich Not?«
    »Irgendein kühner Akt, nehme ich an. Um unsere Burg zurückzuerlangen.«
    »Ja, und die werdet Ihr nur zurückerlangen, wenn die Tollys vertrieben oder tot sind. Aber wie gesagt, wir brauchen dazu nicht notwendigerweise ein Heer. Das können wir in den Markenlanden oder sogar innerhalb der Südmarksfeste selbst ausheben, wenn es uns nur gelingt, Euch lange genug am Leben zu erhalten.«
    »Also brauchen wir einen Verbündeten, der wenigstens über eine kleine Streitmacht verfügt.« Sie dachte nach. »Aber wen? Ihr sagt doch, wir wissen nicht, wem wir vertrauen können.«
    »Wir müssen Vertrauen
schaffen —
wir müssen einen Verbündeten finden, der einen Pakt mit uns schließen
will.
Und um diesen Verbündeten zu finden, müssen wir etwas Kühnes unternehmen. Hendon hat zweifellos die Straßen nach Brenland und Settland mit Spionen und Meuchlern bestückt. Und er hat auch mit Sicherheit Leute an sämtlichen Höfen der Markenlande postiert, vermutlich als Abgesandte vom Hof des unmündigen Prinzen getarnt.«
    »Ich bringe ihn um.«
    »Hütet Euch vor Eurem eigenen Zorn, Hoheit. Ich denke, wir müssen einen Schritt tun, auf den Hendon nicht gefasst ist. Ich glaube wie gesagt nicht, dass Euch einer der anderen Herrscher aus reiner Herzensgüte beispringen wird.
    Unsere größte Chance dürfte wohl Syan sein. Zum einen ist König Enander schlecht auf Gronefeld zu sprechen, was auf die Zeit zurückgeht, als Lindon Tolly, der alte Herzog, seine Schwester mit Eurem Vater zu verheiraten suchte. Als Euer Vater dann stattdessen Eure Mutter wählte, war Lindon so darauf versessen, eine Verbindung zum Thron der Markenlande zu knüpfen, dass er eine von König Enanders Nichten brüskierte, indem er seine Schwester Ethna mit Hardis, dem jüngeren Bruder Eures Vaters, verheiratete ...«
    Briony schüttelte den Kopf. »Götter, gebt uns Kraft, Ihr kennt diese alten Familienanekdoten ja besser als ich.«
    Shaso sah sie streng an. »Das ist, wie Ihr sehr wohl wisst, keine ›Familienanekdote‹ — das ist der Stoff, aus dem Bündnisse erwachsen ... und Verrat.« Er runzelte nachdenklich die Stirn. »Auf jeden Fall

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