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Das Spiel

Das Spiel

Titel: Das Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
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kein Stein hat unsere Mauern passiert. Ich sehe keinen Feind — ihr? Es könnte sein, dass diese Elben eines Tages gegen uns anrennen werden, aber viel wahrscheinlicher ist, dass sie beim Anblick der majestätischen Mauern dieser Feste der Mut verlassen hat. Warum sonst würden sie kein Zeichen ihrer Anwesenheit geben?«
    Aus der Menge kam wieder Gemurmel, aber jetzt schien darin erstmals ein wenig Hoffnung zu liegen. Hendon Tolly spürte es und lächelte.
    »Und selbst wenn sie kämen, wie sollten sie uns besiegen, meine braven Südmärker? Aushungern kann man uns nicht, solange wir unseren Hafen und gute Nachbarn haben. Und bereits jetzt schickt mein Bruder, der Herzog, Männer zum Schutze dieser Feste und all ihrer Bewohner. Habt keine Furcht, Olins Erbe wird eines Tages stolz auf Olins Thron sitzen!«
    Jetzt kamen ein paar Hochrufe aus der ermutigten Menge, wenn sie auch auf dem windigen Platz nicht gerade eine heroische Geräuschkulisse ergaben. Dennoch fühlte sich selbst Matt Kettelsmit einigermaßen beruhigt.
    Ich mag diesen Mann ja nicht übermäßig, aber man stelle sich vor, in welcher Lage wir uns befänden, wenn Hendon Tolly und seine Mannen nicht hier gewesen wären! Dann wären jetzt Unruhen ausgebrochen und Wahnsinn aller Art.
Trotzdem, er hatte nicht mehr ruhig geschlafen, seit er von den übernatürlichen Kreaturen vor ihren Toren erfahren hatte, und ihm fiel auf, dass Tolly bei aller Zuversicht nicht davon gesprochen hatte, die Schattenwesen aus der aufgegebenen Stadt zu vertreiben.
    Hierarch Sisel trat jetzt vor, um die Menge im Namen der Trigonatsgötter zu segnen. Während der Hierarch das Perin-vergib-uns anstimmte, unterhielt sich Hendon Tolly, der neue Schutzherr der Burg, mit Tirnan Fretup, dem neuen Burgvogt. Nynor, der alte Ratgeber des Königs, war von diesem Amt zurückgetreten, und Fretup, bis dahin Avin Brones Sekretär, war überraschenderweise als sein Nachfolger eingesetzt worden. Kettelsmit konnte sich einen neidischen Blick auf den Mann nicht verkneifen. So schnell aufzusteigen, in ein so wichtiges Amt! Brone musste sehr zufrieden mit ihm gewesen sein, um ihn in eine solche Position zu lupfen. Doch als er nun bemerkte, mit welcher Miene Brone Tolly und Fretup beobachtete, konnte sich Kettelsmit des Gedankens nicht erwehren, dass der Konnetabel weder stolz noch erfreut wirkte. Kettelsmit zuckte die Achseln. Bei Hofe gab es immer Intrigen. So war die Welt nun mal.
    Und vielleicht ist da ja auch ein Plätzchen für mich,
dachte er optimistisch,
auch ohne meine geliebte Gönnerin. Wenn ich auf mich aufmerksam mache, vielleicht nimmt man sich dann ja auch meiner an.
    Ohne den Segen abzuwarten, drehte sich Matty Kettelsmit um und begann, sich aus der Menge herauszuarbeiten, während er überlegte, wie er sein Licht jenen im neuen Südmark präsentieren könnte, die in der Lage wären, sein Strahlen zu erkennen.

    Eins musste man Opalia lassen: Sie reagierte wirklich erstaunlich gefasst, als sie plötzlich einen blutenden, verbrannten Mann, der doppelt so groß war wie sie, auf ihrem Fußboden vorfand.
    »Oh!«, sagte sie, als sie aus der Schlafzimmertür lugte. »Was ist los? Ich bin nicht angezogen. Ist alles in Ordnung mit dir, Chert?«
    »Mit mir schon, aber mit meinem Freund hier nicht. Er hat Wunden, die versorgt werden müssen ...«
    »Fass ihn nicht an! Ich komme sofort!«
    Zuerst dachte Chert, sie hätte Angst, ihr geliebter Mann könnte sich von dem verletzten Besucher irgendetwas Infektiöses zuziehen, oder dieser könnte vielleicht in seiner Pein und seinem Delirium nach ihm krallen oder schnappen wie ein sterbendes Tier. Nach kurzem Nachdenken begriff er jedoch, dass Opalia ihm einfach nicht zutraute, nicht alles noch schlimmer zu machen.
    »Der Junge schläft noch«, sagte sie, als sie herauskam und dabei ihr Umschlagetuch fester um sich schlang. »Er hatte wieder eine unruhige Nacht. Also, was ist los? Wer ist dieser große Kerl, und was macht er um diese Zeit hier?«
    »Das ist Chaven, der königliche Hofarzt. Ich habe dir doch von ihm erzählt. Aber was er hier ...«
    »Hab mich hergeschleppt.« Chavens Lachen war so rau, dass es regelrecht wehtat, es nur zu hören. »Bin im Dunkeln durch die Burg gekrochen ... hierher. Ich brauche Hilfe ... wegen meiner Wunden. Kann aber nicht bleiben. Sonst seid Ihr auch in Gefahr.«
    »Niemand ist auch nur annähernd so gefährdet wie Ihr — mit diesen Verbrennungen«, sagte Opalia und musterte die jämmerlich entstellten,

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