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Das Spiel

Das Spiel

Titel: Das Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
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an. Ihr seid ein Dämon aus dem Land vor den Toren und wollt mich auf die Probe stellen.«
    Zu seinem Erstaunen merkte er, dass er sich noch nichtswürdiger fühlte, als er gedacht hatte. »Nein, Fräulein Elan, nein. Ihr lebt. Ich konnte es nicht ertragen, Euch sterben zu sehen.« Er ging vor ihr auf die Knie und ergriff ihre immer noch leichenkalte Hand. »Ihr seid an einem sicheren Ort. Ich hatte Verbündete.« Er schüttelte den Kopf. »Das ist zu pompös ausgedrückt. Es war nur eine Bekannte, die so freundlich war, Euch zu pflegen und sich um ... um Eure intimen Bedürfnisse zu kümmern ...« Er spürte, wie er errötete, und es war ihm schrecklich peinlich. Er, Matt Kettelsmit, ein Mann von Welt! Aber irgendetwas an dieser Frau machte ihn verlegen wie ein Kind. »Gemeinsam haben wir Euch aus dem Palast geschmuggelt.« Er brachte es nicht über sich, ihr zu sagen, dass sie sie in einem Wäschekorb hierher geschleift hatten.
    Ihre Augen waren jetzt wieder geschlossen. »Hendon ...«
    »Er glaubt, Ihr seid davongelaufen. Um ehrlich zu sein, es schien ihn zu amüsieren. Er ist ein schlechter Mensch, Fräulein Elan ...«
    »O Erbarmen, ihr Götter, er wird mich finden. Matt Kettelsmit, Ihr seid ein Narr!«
    »Das sagen alle.«
    Sie versuchte wieder, sich aufzurichten, war aber viel zu schwach. »Ich habe Euch vertraut, und Ihr habt mich verraten.«
    »Nein! Ich ... Ich liebe Euch. Ich konnte es nicht ertragen, Euch ... Euch ...«
    »Dann seid Ihr ein noch viel größerer Narr. Ihr habt eine Tote geliebt. Wenn ich mir vorher nicht gestatten konnte, Euch zu lieben, wie könnte ich es jetzt, da Ihr mir die einzige Erlösung verwehrt habt, die mir blieb?« Tränen liefen ihr über die Wangen, aber sie rührte keinen Finger, um sie wegzuwischen, oder konnte es vielleicht nicht. Kettelsmit näherte sich ihr mit seinem Taschentuch, aber kaum dass er zu tupfen begann, drehte sie den Kopf weg. »Lasst mich in Ruhe.«
    »Aber, mein Fräulein ...!«
    »Ich hasse Euch, Kettelsmit. Ihr seid ein Kind, ein dummer Junge, und habt mich mit Eurer Einfalt zu Horror und Elend verurteilt. Geht mir jetzt aus den Augen. Besteht keine Chance mehr, dass mich das Gift doch noch umbringt?«
    Er ließ den Kopf hängen. »Ihr habt fast drei Tage geschlafen. Ihr werdet bald wieder bei Kräften sein.«
    »Gut.« Sie fixierte ihn, als wollte sie sich ein letztes Mal sein Gesicht einprägen, und schloss dann fest die Augen. »Zumindest werde ich dann in der Lage sein, mir selbst das Leben zu nehmen, und diesmal gründlich. Verflucht sei meine Feigheit, es mit einem weibischen, schwachen Gift zu versuchen!«
    »Aber ...«
    »Geht! Wenn Ihr mich nicht in Ruhe lasst, Weichling, werde ich schreien, bis jemand kommt. Dafür wird meine Kraft schon reichen.«
    Er blieb lange auf der Treppe stehen, weil er nicht wusste, wohin er gehen, geschweige denn was er tun sollte. Der Regen hatte wieder eingesetzt, verwandelte die schlammige Straße in einen Sumpf und den Sommerturm in das erloschene Leuchtfeuer einer sturmumtosten Küste.
    Ich kann nicht vor und nicht zurück.
Der kalte Regen rann ihm in den Nacken.
Zosim, du gehässiger kleiner Gott, hast mir schon wieder eine Falle gestellt, und ich hin sicher, du lachst mich aus. Wie konnte ich je auf den Gedanken kommen, du und deine himmlischen Konsorten könntet eure Meinung über mich geändert haben?

    »Opalia!«, rief Chert, bevor ihm ein Hustenanfall den letzten Atem nahm. Er hielt sich am Türrahmen fest und schnappte nach Luft, als ob er in eine Gipsgrube gefallen wäre. »Opalia, hol den Jungen«, krächzte er, sobald er sich ein wenig erholt hatte. »Wir müssen uns verstecken.« Aber es war sonderbar, dass sie ihm nicht längst entgegengekommen war. Er taumelte ins hintere Zimmer. Es war leer. Keine Spur von seiner Frau oder Flint. Sein Herz, das schon bei dem Spurt durch die Hauptburg arg strapaziert worden war und sich gerade ein wenig beruhigt hatte, fing wieder an zu rasen, Wo konnten sie sein? Es gab mindestens ein Dutzend Möglichkeiten, aber Bruder Okros und seine Schergen waren ihm dicht auf den Fersen, und er hatte keine Zeit, blind herumzusuchen.
    Er trat auf die Keilstraße hinaus und begann, wild an Türen zu klopfen, erreichte damit aber nur, dass er seine Nachbarin Agate Celadon beinah zu Tode erschreckte. Wohin Opalia gegangen war, wusste weder sie noch sonst jemand. Chert schickte ein Stoßgebet an die Alten der Erde, während er, so schnell ihn seine müden Beine trugen, zur

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