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Das Spiel der Nachtigall

Das Spiel der Nachtigall

Titel: Das Spiel der Nachtigall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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liegen, dass es Pauls Vater gelungen war, König John zu beeinflussen, und dass seitdem wieder englisches Geld in Ottos Kassen floss.
    Falls andere Kölner Adolfs Ansicht bezüglich des wahren Königs teilten, so sagten sie das nicht. Stattdessen wählte der Kölner Klerus sehr schnell einen neuen Erzbischof, Bruno von Sayn; da Adolf durch die Krönung und Salbung des gebannten Philipp gegen das Gebot des Papstes verstoßen hatte, stellte sich Innozenz sofort auf die Seite Kölns. Das wäre alles höchst befriedigend, wenn Adolf nicht inzwischen auf staufische Waffenhilfe hätte rechnen können. Die Gefangennahme Brunos wirbelte alles noch einmal dramatisch durcheinander, doch dann hatte Philipp die Botschaft geschickt, dass er bereit wäre, Erzbischof Bruno freizulassen, und zu Verhandlungen gebeten.
    »Er hat ihn in seinem Brief als Bischof bezeichnet, was bedeutet, dass er bereit ist, die Wahl Kölns und die Bestätigung des Papstes anzuerkennen«, sagte Pauls Vater. »Das bringt uns nun in eine günstige Lage.«
    »Solange er nicht Heinz von Kalden und seinen Neffen in die Nähe des Bischofs lässt«, warf Gerhard Unmaze ein. »Ihre Art, mit Erzbischöfen umzugehen, hat etwas Endgültiges. Ein Wunder, dass sich Adolf überhaupt je in ihre Nähe getraut hat.«
    Die übrigen Mitglieder der Kölner Gesandtschaft lachten, nur Paul nicht. Er schaute zu seinem Vater und fragte sich, ob es möglich war, dass er inzwischen vergessen hatte, wer für den Tod des Würzburger Bischofs mitverantwortlich war, oder ob das Lachen seines Vaters nur ein weiterer Beweis für seine Fähigkeit war, sich gut zu verstellen.
    »Was, wenn es eine Falle ist?«, platzte Paul heraus. Es war nicht das erste Mal, dass er diesen Einwand brachte, doch bisher hatte er es nur seinem Vater gegenüber getan, nicht in Gesellschaft des großen Gerhard, der ihn immer noch ein wenig einschüchterte. »Wenn der Staufer Euch auch noch gefangen nimmt, Meister Gerhard, und den Rest der Gesandtschaft, dann hat er Köln vollständig in der Hand!«
    Gerhard Unmaze betrachtete Paul nachsichtig. »Er will etwas von uns, das er nicht bekommt, wenn er uns gefangen setzt, sonst hätte ich dieses Schiff nie betreten, mein junger Freund.«
    »Es gab einmal eine Zeit, in der wir in Köln von Philipp alle nur das Wort Thronverzicht und freiwillige Verbannung hören wollten«, murmelte Paul. Sein Vater bedeutete ihm zu schweigen.
    Paul rückte einmal mehr sein Lederwams zurecht. Er verstand nicht, wieso Gott zulassen konnte, dass Philipp immer noch nicht besiegt war. Der Schwabe stand im Kirchenbann, und der Überfall der Kreuzfahrer auf Byzanz war für ihn gründlich danebengegangen. Gewiss, sein blinder Schwiegervater war aus dem Kerker befreit und sein Schwager Alexios auf den Thron gesetzt worden. Doch dann hatten die Kreuzfahrer in Byzanz geplündert, gemordet und vergewaltigt, als handele es sich um eine Heidenstadt; Alexios war unfähig gewesen, ihnen Einhalt zu gebieten. Die Christenheit war entsetzt gewesen, doch die Tinte auf dem Protestbrief des Papstes war noch nicht getrocknet, als er schon überflüssig wurde, weil sich die Bevölkerung von Byzanz erhoben hatte. Am Ende wurden Isaak Angelos und Alexios von der Menge getötet, die Kreuzfahrer vertrieben und ein neuer Mann Kaiser von Byzanz, von dem vorher kein Mensch etwas gehört hatte. Man sollte meinen, dass Philipp sich von so einer Schlappe nicht mehr erholte, genau, wie es schon nach der Ermordung Konrads danach ausgesehen hatte. Stattdessen waren jetzt mehr deutsche Fürsten denn je auf der Seite des Schwabens und auch, wenn es niemand laut aussprach, alle wussten, dass die Gesandtschaft aus Köln über mehr als nur über die Freilassung von Bischof Bruno mit ihm sprechen wollte. Sonst hätten Gerhard Unmaze und Pauls Vater sich nicht persönlich bemüht.
    »Wieso«, fragte Paul bitter. »Wieso wird Philipp von all seinen Sünden nicht irgendwo in die Ecke getrieben wie eine Ratte, sondern spreizt sein Fell in der Sonne wie ein Biber auf seinem Damm?«
    »Weil die deutschen Fürsten schon vor Jahren erkannt haben, dass ihnen Krieg mehr bringt als Frieden«, sagte sein Vater. »Schau dir Hermann von Thüringen an: Jedes Mal, wenn er die Seiten wechselt, schlägt er mehr an Gebieten und Geldern für sich heraus, als ihm eigentlich zusteht. Mittlerweile ist er beim fünften oder sechsten Wechsel von König zu König. Solange es nicht aufhört, ihm Gewinn zu bringen, wird er weiter überlaufen. Der Adel

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